Zeit der Sophisten. Scobel, Eilenberger und Gabriel im Verkaufsförderungskarussell

„Kulturzeit extra: Der philosophische Jahresrückblick 2020“, Kulturzeit vom 18.12.2020

Wolfram Eilenberger im Gespräch mit Markus Gabriel – Für einen neuen Existentialismus!, SFR, 6.12.2020

Eine Zeit der Krise — wie die Corona-Zeit — ist immer auch eine Zeit der Chance für ansonsten mittelmäßig erfolgreiche Welterklärer, sich als alle anderen Mitbewerber*innen überragende Meister der Krisenbewältigung zu profilieren und d.h. zu inszenieren und: inszeniert zu werden.

Einer der bereits etablierten Inszenierer ist Gerd Scobel. Auf Kulturzeit darf/muss er immer dann ran, wenn die geplante Sendung ein (pseudo-)philosophisches und/oder -wissenschaftliches Niveau erreichen soll/könnte, das über den üblichen Gequake-Level hinaus reicht. So wurde er denn ausersehen, den Kulturzeit-Jahresrückblick zu moderieren. In der Kulturzeit-Sondersendung vom 18.12.2020 erklärte er das Jahr 2020 im Rückblick zu einem Jahr der Philosophie:

„2020. Dürre und verheerende Waldbrände weltweit, der Klimawandel. Dann, zu Beginn des Jahres die Pandemie. Sars-Cov-2 fordert viele Tote. Leergefegt sind die Straßen in den Hauptstädten der Welt. Schwere Zeiten, aber einen schönen guten Abend, meine Damen und Herren bei Kulturzeit. Hegel, dessen 250. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wurde, definiert die Philosophie als ein Erfassen der Zeit in Gedanken. Reicht Ihnen das? Auch Bilder und Symbole müssen ja eingefangen und interpretiert werden. Und, dann zunehmend nicht nur Gedanken, sondern vor allem auch Daten. Um unsere Gegenwart philosophisch zu erfassen, ist heute anderes und mehr nötig als damals.

[an auszuwertendem Material vielleicht; sicherlich aber nicht an gedanklicher Arbeit — oder sind wir in der Zwischenzeit, ohne es zu merken, zu Übermenschen mutiert, die mehr vermögen als nur die Anstrengung des Begriffs?]

Für uns ein Grund, bei Kulturzeit heute statt eines klassischen Jahresrückblicks zu versuchen, unsere Gegenwart unter heutigen Bedingungen philosophisch zu bestimmen. Warum philosophisch? Weil in diesem Jahr Philosophie vielleicht das erste Mal seit Jahrzehnten eine zentrale Rolle spielte, als es darum ging, die Gegenwart nicht nur zu verstehen, sondern auch Gesellschaft und Politik gut zu steuern.

[Welch Plädoyer für die Re-Etablierung politischer Philosophie in praxi! Daran ist bekanntlich schon Politik-Berater Platon voll gescheitert…]

Philosophie gehört nach wie vor als ein zentrales Element zum umfassenden Prozess der Aufklärung, über die wir in dieser Sendung noch zu sprechen haben nicht nur mit Blick auf Trump oder das Klima. Allerdings reicht es nicht, sich mit der Rolle der kritischen Prüfung althergebrachter Paradigmen zu begnügen. Wie Anna Riek zeigt, muss es auch darum gehen, dem, was marode ist, neue zukunftsbezogene Narrative entgegenzusetzen.“

Im Anschluss an den Beitrag Rieks dann gab Scobel dem neuen TV-Philosophen-Stern Wolfram Eilenberger Gelegenheit, seine Weisheiten kundzutun. So wie zuvor Prechts begann auch Eilenbergers Karriere damit, nicht nur einen, sondern gleich zwei Bestseller gelandet zu haben. Quantität = Qualität lautet die Devise der nivellierten Bildungsgesellschaft, sprich: wer viel verkauft, muss viel zu sagen haben. Der muss ins Fernsehen!

ScobeI leitete denn das Gespräch mit Eilenberger auch wie folgt ein:

„Im Studio begrüße ich jetzt den Philosophen, Schriftsteller und Publizisten Wolfram Eilenberger, ehemals Chefredakteur des Philosophiemagazins und Autor der beiden Bestseller Zeit der Zauberer und Feuer der Freiheit.“

Selbstredend waren die beiden Super-Bücher auch so positioniert, dass man/frau sie wie auf einem Verkaufsstand während des ganzen Interviews vor das Gesicht gesetzt bekam: eine indirekt und doch plump ausgesprochene Kaufempfehlung.

Die anschließende Unterhaltung unter Freunden – Eilenberger wurde geduzt – entwickelte sich dann auf erwartet dürftigem TV-Verkaufsförderung-Niveau: Weitere potentielle Käufer*innen sollen ja zum Kauf ermuntert und nicht abgeschreckt werden:

G.S. „Wolfram, bei allem Negativen war in meinen Augen dieses Jahr ein Jahr der Philosophie. Kant hätte möglicherweise gesagt, das war ein Ereignis. Teilst Du diese Ansicht? Und warum, glaubst du, wenn ‘s so ist, dass Philosophie wieder so gefragt ist?“

W.E. „Ich denke, es ist ein Jahr, das uns allen sehr zu denken gegeben hat, weil tiefe Störungen in unserem Weltverhältnis uns ermöglichen, grundlegende Fragen zu stellen, auch die ganze Komplexität unserer Lebenswelt wieder in den Blick zu geraten und, ja, ich denke, 2020 war in diesem Sinne ein Jahr, das uns zu denken gab, zu philosophieren gab und vielleicht nach 1989 das wichtigste Schwellenjahr meiner Generation.“

G.S. „Was macht denn Philosophie anders als beispielsweise die Wissenschaften?“

W.E. „Na, die Philosophie hat erst mal keine eigenen Experimente. Sie stellt auch keine Tatsachen im eigentlichen Sinne fest. Sie generiert sie auch nicht neu. Ich glaube, die Kunst der Philosophie besteht darin, Klarheit durch begriffliche Analyse zu schaffen, uns von Kernillusionen unseres Daseins zu befreien, damit wir eine klarere Sicht auf die Welt, auf die anderen Menschen und uns selbst bekommen.“

Ca. zwei Wochen vor diesem Auftritt in der Kulturzeit, am 6.12.2020, wurde Eilenberger im SRF sogar die Ehre zuteil, einen weiteren Superstar der TV-Philosophenzunft, den Universitätsprofessor Markus Gabriel zu interviewen.

In seiner Anmoderation stellte er Gabriel als den Guru

„einer radikal neuen Philosophie, die unsere Kultur von ihren tiefsten, ja todbringenden Irrtümern heilen will“, 

vor. Schleimerischer geht‘ s kaum noch.

Und was sind diese Irrtümer, von denen uns Gabriel – in Eilenbergers Schleimerei-Gequake

„einer der aufregendsten Denker unserer Zeit“

– durch „Intervention in den Zeitgeist“ (Gabriel) befreien will? — Es sind vornehmlich die folgenden drei Geißeln, die von Gabriel mit den Schlagwörtern Physikalismus, Neurozentrismus und moralischer Nihilismus tituliert werden.

Dass diese Erkenntnis Gabriels entgegen der Eigen- und Fremdstilisierung nicht allzu revolutionär sein kann, zeigt schon der Fakt, dass eine andere TV-Größe jüngst über die Unberechenbarkeit des Lebens schwadronierte. TV-Vorzeigewissenschaftler Harald Lesch veröffentlichte mit Thomas Schwartz (nebst Zuarbeiter Simon Biallowons) das in quantitativer wie qualitativer Hinsicht recht dünn ausgefallene Büchlein Unberechenbar.

Auch die Autoren von Unberechenbar, Das Leben ist mehr als eine Gleichung, plädieren für eine Entmystifizierung des Glaubens an die Berechenbarkeit von allem mittels der „Prinzipien, die der Physik und der Mathematik zugrunde liegen“. (12) Freilich geht ihre Kritik nicht so weit, das Wissenschaftsparadigma per se infrage zu stellen: schließlich leben sie — und das recht gut — von der Wissenschaft im universitären Wissenschaftsbetrieb.

Indem sie das „Anything goes unserer Zeit“ (117) verurteilen, prangern sie zudem auch „die scheinbare Entgrenzung des Lebens und der Moral“ und damit den moralischen Nihilismus an. (eb.)

Wo also ist das radikal Neue, das Gabriel für seinen Entwurf in Anspruch nimmt? Es existiert schlichtweg nicht! Alles nur sophistisches Geplänkel: Verkaufsrhetorik…

Konkurrenz belebt das Geschäft,

Pseudo-Konkurrenz erst recht!

Anmerkungen zum Buch „Unberechenbar“

Harald Lesch und Thomas Schwartz und unter Mitarbeit von Simon Biallowons, Unberechenbar. Das Leben ist mehr als eine Gleichung, Freiburg im Br., 2020

Ob Mutti dieses Machwerk in Auftrag gegeben hat? Diesen Aufruf zur grenzenlosen Verdummung? Zwei Stellen mögen genügen, um die (versteckte) Intention der Autoren Harald Lesch, Thomas Schwartz (und Simon Biallowons als Mitarbeiter) vorzuführen:

1 „Vorab: Sollte im Folgenden der Eindruck entstehen, wir wären Dorfromantiker, dann ist das nicht etwa irreführend, im Gegenteil, wir sind tatsächlich Dorfromantiker. Aber keine naiven.“ (127)

2 „Gesellschaftsspiele haben in der Corona-Krise geboomt. Klar, man war auf die kleinen Beziehungsräume von Familie oder WG zurückgeworfen und hatte jede Menge Spielzeit. Es war ein zeitlicher Freiraum entstanden, der gefüllt werden musste und bei dem das Gesellschaftsspiel, egal ob Skat, Trivial Pursuit oder Siedler von Catan, wieder oder sogar neu entdeckt wurde.“ (149f.)

Die nachfolgend geschilderte Episode aus dem Leben des Vorsokratikers Heraklit möge dazu dienen, Pseudoweisheit vs. Weisheit klar zu kontrastieren. Von Heraklit ist uns – nebst etlichen Fragmenten – überliefert, dass er, einer von denen, die in seiner Stadt Ephesos das Sagen hatten, einst floh, um im außerhalb der Stadt gelegenen Artemis-Tempel Asyl zu suchen. Dort saß er dann und spielte (Würfel) mit den Kindern.

Dazu 2 Kurzkommentare:

1

Vorsokratische und sokratische Philosophie entwickelten sich in den Metropolen ihrer Zeit und nicht in den Dörfern. In denen lebten nur einfältige Bauern; einfältig: weil sie ihre Zeit zum Überleben und zur Reproduktion nutzen mussten und nur dazu nutzen konnten. Grundvoraussetzung für das Denken ist Muße, σχολή (Phaidros 228a.) — Im Neugriechischen bedeutet σχολή Schule. — Muße entsteht nur aufgrund der Entlastung vom Alltag. — In der Schule sollen die Kinder vom Alltag entlastet lernen. — Dies war in den arbeitsteiligen und mit Sklaven reichlich bestückten Städten weit eher gegeben als in (abgelegenen) Dörfern. Denker – damals wie heute – sind zudem auf den Umgang mit anderen Denkern angewiesen. Insbesondere aus den Dialogen Platons mit diversen Gesprächspartnern unterschiedlichster Couleur wird dies überdeutlich.

Sokrates bezeichnet sich als φιλομαθής, als Lernfreund und führt mit der ihm typischen unterschwelligen Ironie näher aus, von wem er sich denn Belehrung erhofft:

τὰ μὲν οὖν χωρία καὶ τὰ δένδρα οὐδέν μ᾽ ἐθέλει διδάσκειν, οἱ δ᾽ ἐν τῷ ἄστει ἄνθρωποι.

weder Felder noch Bäume wollen mich lehren, aber die Menschen in der Stadt. (Phaidros 230d)

2

Spiele spielen ist etwas für Kinder. Sie dien(t)en zur Charakterdiagnostik und -bildung, zur Erziehung und Vorbereitung auf das Erwachsenenleben als Mann im bzw. für den Staat. (Auch dies ist bei Platon, u.a. in Politeia, detailliert nachzulesen.) Es kam darauf an, im politischen Leben der Stadt zu bestehen. Dazu musste man sowohl körperlich als auch geistig fit sein. Körperlich, weil kriegerische Auseinandersetzungen die Regel und nicht die Ausnahme waren; geistig, weil man die politischen Spiele der Stadt durchschauen musste, um sie zu beherrschen (und nicht von ihnen beherrscht zu werden). — Wurde man z.B. angeklagt, so musste man sich selbst verteidigen. (Schulungen hierzu offerierten die Sophisten…)

Auch wenn wir Heutige uns (eher) nicht politisch engagieren (müssen), so gilt auch für uns: uns aus unserer selbstverschuldeten Unmündigkeit zu befreien (Kant). Depperlspiele spielen hilft da nicht weiter, sondern nur (Selbst-)Bildung.

Was die drei Pseudoweisen verschweigen

Analog zur Pädagogik, Kinderführung/-leitung, entwickelt und formuliert Platon Grundsätze der ψυχ-αγωγία, der Führung/Leitung der Psyche, für Erwachsene. (Phaidros, 271c) Doch solch ein Plädoyer für Bildung fehlt in der Schrift der drei Pseudoweisen aus Deutschland. Und das ist auffällig. Denn Lesch und Schwartz sind Professoren. (Was der dritte, Simon Biallowons, macht, wird uns nicht verraten.) Sie leben (recht einträglich) davon, den (wissenschaftlichen) Nachwuchs zu belehren. Wenn Sie also das Thema Bildung geflissentlich übergehen, so muss das einen Grund haben.

Und so unterstellen wir: Sie wollen einlullen.

Ihre eigentliche Rede — Schwartz ist Theologe — lautet:

Das Leben ist nicht berechenbar, ihr Bürger*innen. Krisen wie die jetzige sind Teil des Lebens. Da müssen wir durch. Fürchtet euch nicht! Und so werdet ihr der Verzweiflung resilient widerstehen! Wir schaffen das! Wir haben so vieles geschafft. Wir schaffen das! Auch Corona schaffen wir! Vertraut auf eure Führer, ihr Bürger*innen. Euer aller Mutti wird‘s schon richten. Sie entlastet euch vom Denken. Seid dankbar, ihr Dörfler, und amüsiert euch frohgemut in der Zwischenzeit, bis es wieder aufwärts geht, mit Gesellschaftsspielen.

Pfarrerstochter Mutti und Pfarrer Schwartz wissen:

Selig die Armen im Geist, denn ihr ist das Reich der Himmel (Matthäus, 5:3)

schon auf Erden,

hurra!!

TV-Guru Leschs Pseudoweisheiten

Unberechenbar – Harald Lesch über das Leben, ttt, 29.11.2020

ttt-Moderator Max Moor stellt Harald Lesch wie folgt vor:

„Gelernter Physiker, leidenschaftlicher Philosoph und passionierter Welterklärer, Sie kennen ihn, meine Damen und Herren. Harald Lesch hat ein Buch geschrieben zusammen mit dem Theologen Thomas Schwartz. Thema: Nichts weniger als das Leben. Ein wunderbares Aha-Erlebnis für alle Nicht-Perfekten, also für alle. Darin steht: ohne Fehler und Mängel, ohne all die Dinge, die anders laufen als gedacht, gäbe es nicht nur uns nicht, sondern überhaupt kein Leben. Das ganze Universum wäre nie entstanden, und so gesehen ist unser Streben nach Perfektion geradezu lebensfeindlich und unser Hoffen auf die Unfehlbarkeit von Computeralgorithmen Selbstmord. Der ewige Optimist Lesch schenkt uns ein wenig seiner unperfekten Zeit.“

Dass das Buch, um das es geht — Unberechenbar —, von zwei Autoren verfasst wurde, wird kaum erwähnt. Im Mittelpunkt steht der allseits bekannte und beliebte TV-Guru Lesch. (Schwartz war, ist und bleibt ein Epiphänomen. Warum also über seinen Anteil am Werk eigens nachdenken?!) In den nachfolgenden ttt-Beitrag werden von Angelika Kellhammer (daher auch) nur Redebeiträge Leschs eingeflochten.

Zunächst fällt auf: Lesch argumentiert nicht; er reiht lediglich Behauptung an Behauptung in extrem plakativer Machenschaft:

„Wie so vieles ist das Leben ein Resultat eines Fehlers, einer kleinen Asymmetrie. Das ganze Universum ist das Resultat einer kleinen Asymmetrie. Wenn alles perfekt wäre, würde es uns gar nicht geben. Wenn das Universum ein Berateruniversum wäre, dann wäre, mit perfekter PowerPoint-Präsentation sozusagen, dann würde es uns gar nicht geben. Alles, was auf dieser Welt wirklich interessant ist und auch zu Neuem führt, ist das, was instabil sein kann.

[Dann der erste Begründungsversuch:]

Nämlich nur das Instabile kreiert neue Eigenschaften, die vorher nicht da waren. Wenn immer dasselbe passiert, passiert nichts Neues.

[Da hat er Nietzsches Diktum der ewigen Wiederkehr des Gleichen entweder nicht verstanden oder gar nicht erst bedacht. Heidegger:

„Weil das Sein als ewige Wiederkehr des Gleichen die Beständigung der Anwesenheit ausmacht, deshalb ist das Beständige: das unbedingte Daß.“ (Nietzsche II, 9)

Oder allgemeinverständlich gefasst: Das Gleiche ist nicht Das Selbe… Zudem: evolutionstheoretisch ist (noch) nicht eindeutig geklärt, ob Struktur-Anomalien funktional bedingt sind oder ob – wie zumeist angenommen wird – Anomalien Struktur-Fehler sind (die dann – wenn schon, denn schon – funktional genutzt werden können und ggf. auch werden).]

Und es gibt einen schönen, ich finde nach wie vor, einen ganz grandiosen jüdischen Satz: Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, dann mache einen Plan.“

Hurra! Es lebe die Planlosigkeit!— Doch was für Götter gilt, gilt für Menschen noch lange nicht!— Hybris war schon den alten Griechen der schlimmste aller Frevel.

Über KI sagt Lesch:

„Das sind Maschinen, die lernen, und zwar unabhängig von uns. Wir geben dieser Maschine nichts mehr vor, sondern die lernt von alleine, ändert ihre Funktion und damit hat das natürlich auch veränderte Auswirkungen für uns. Das ist ja irre. Ich meine, da muss ich wirklich sagen, da haben wir uns Außerirdische geschaffen. Nachdem die Außerirdischen schon nicht hierhergekommen sind, verschaffen wir uns jetzt eine Form von Intelligenz möglicherweise, die garantiert nicht menschlich ist. Und ich erinnere an den Satz des großen Alan Turing, einen der Pioniere der Computerforschung, der gesagt hat: „Nur Maschinen können Maschinen verstehen.“

[Wo steht das?]

Und wenn das so ist, dann sollten wir ganz, ganz ganz vorsichtig sein, damit diese Maschinen und diese Algorithmen überall einzusetzen. Auch da muss ich sagen, hat man eher den Eindruck, dass alle sagen: Das können wir sowieso nicht aufhalten. Das ist wie eine Naturgewalt. Stimmt nicht. Wir sind die Akteure nach wie vor, und wir können bestimmen, ob diese Maschinen angeschaltet werden oder ausgeschaltet werden.“

Zudem sind Maschinen modifizierbar, zumindest sofern sie, wie bislang, strikt funktionsbezogen programmiert werden….

Und das Beste zum Schluss:

  • Erst das großartige Natur-Mensch-Glück-Gestammel:

„Was mich da umtreibt ist die Kenntnis von dem, was ich, des Bekannten in etwas zu überführen, das menschlich ist. Also die Kenntnis von der Natur, mit der man ja nicht verhandeln kann, in etwas zu überführen, was Menschen verstehen. Das kann ein Witz sein, ein Kalauer, ein gutes Gedicht sein und immer freundlich, weil jeder braucht alle anderen, und niemand von uns ist allein. Es darf nicht diejenigen geben, die glauben, vor ihnen sei nichts gewesen und nach innen wird nichts mehr kommen. Das nicht, sondern zusammen, das ist das Glück.“

  • Und dann das von Moor angekündigte, lang ersehnte Optimismus-Credo:

„Ich meine, es gibt keine Alternative zum Optimismus. Es gibt viele Leute, die mich für diesen Satz heftig kritisieren, weil, das weiß ich, weil die sagen: das ist doch naiv so zu denken. Nein, es ist im Gegenteil so: dieser Versuch aus Wissenschaften immer so etwas zu machen wie die Kunst des Sterbens, ja, wir müssen irgendwie gucken, wie wir damit klarkommen und dann werden wir hier vergehen. Das ist nicht der Punkt. Und Hannah Arendt hat diesen wunderbaren Satz geprägt: „Wenn Menschen zusammenkommen, dann muss man mit Wundern rechnen.“

[Wo steht das?]

Und wir wissen nie, was passiert. Das ist ein anderer Ausdruck dafür, dass die Welt nicht berechenbar ist. Wir wissen es nicht. Wir werden alles probieren und dann werden wir sehen, wie wir damit klarkommen.“

Hurra! Es lebe die Planlosigkeit!— Allbekanntes Beispiel Kernkraft: Erst mal Kernkraftwerke bauen und kräftig absahnen… Wie wir den radioaktiven Müll entsorgen??– Unwichtig. Ein Epiproblemchen. Darum kümmern wir uns später… — Wie der aus dem Himmel geworfene Münchner, der im Hofbräuhaus sitzt, eine Mass nach der andern in sich reinschüttet und dabei auf die göttlichen Eingebungen wartet, die freilich weder ihm noch auch der bayrischen Regierung je kommen…

Fazit: Nicht nur Precht taugt zum TV-Guru pseudowissenschaftlichen Gequakes!

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Wie sagte schon der göttliche Platon so treffend über das Begehr der Masse(n):

τὰ δόξαντ᾽ ἂν πλήθει οἵπερ δικάσουσινοὐδὲ τὰ ὄντως ἀγαθὰ  καλὰ ἀλλ᾽ ὅσα δόξει (Phaidros, 260a)

Maßgeblich für die (Volks-)Menge, die das Urteil fällt, ist (eben) nicht, dass (all) das, was (Gegenstand) ist, (wahrhaft) gut ist oder schön, sondern (dass es so) scheine als ob.

Solch Redenschreiber, die den Geschmack der Masse bedienen (λογογράφοι), nannte Platon verächtlich Sophisten, sprich Pseudoweise… (Phaidros, 257d)

Kurt Pelda über Islamistischen Terror

Cécile Schortmann, Islamistischer Terror – Gespräch mit Kurt Pelda, in „Kulturzeit“ vom 26.11.2020

Florian Flade und Volkmar Kabisch, Ein Netzwerk und eine neue Generation, tagesschau.de, 11.11.2020

Weltweites Entsetzen über Terrortat, tagesschau.de, 29.10.2020

Sabine Wachs, Paris erinnert an ermordeten Lehrer, tagesschau.de, 21.10.2020

Christof Haverkamp, So führte Karl der Große das Christentum ein, Osnabrücker Zeitung online, 29.01.2014

Immanuel Kant, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? 1784

Auf die diversen islamistischen Anschläge in Frankreich und Österreich in jüngster Zeit hin bat die Kulturzeit Kurt Pelda zum Gespräch mit Moderatorin Cécile Schortmann. Peldas Antworten dürften Gutmenschin Schortmann entsetzt haben…

C. Sch. Welche Rolle sehen Sie für die Entwicklung des Islamismus in den Karikaturen von Charlie Hebdo?

Statt des von Schortmann erhofften Charlie Hebdo-Bashings verteidigt Pelda in seiner Antwort (s.u.) jedoch die Karikaturen – trotz der (zu erwartenden) Wirkungen von Seiten der darauf (wie erwartet) intolerant Reagierenden:

K. P. Naja, die Karikaturen beschäftigen uns schon seit Jahren. Sie wurden jetzt neu veröffentlicht, und das war natürlich so eine Art Katalysator. In früheren Jahren hätte man einfach in der muslimischen Welt demonstriert. Da wäre vielleicht das eine oder andere französische Konsulat angezündet worden. Und heute köpft man Menschen auf offener Straße in Europa. Also wir sehen hier, dass es eine gefährliche Tendenz ist, der wir Einhalt bieten müssen.

 

C. Sch. Einhalt bieten, wie?

 

K. P. Naja, wir lassen die Extremisten, das ist eine kleine Minderheit unter allen Muslimen, die hier in Europa leben, die kleine Minderheit lassen wir gewähren. Und wir geben ihnen sehr oft auch das Wort in Form von Islamverbänden, die sich zum Teil gemäßigt geben, in Wirklichkeit aber eigentlich dieselbe Ideologie verfolgen, vielleicht nicht zur Gewalt aufrufen, aber dieselbe Ideologie vertreten wie al-Kaida oder noch schlimmere Terrorgruppen.

Unsere naiv-dümmlichen Politiker freilich feiern sich immer noch für ihre, von ihnen ja initiierte Islam-Konferenz-Unterwürfigkeit, die nichts gebracht hat, als islamistischen Positionen ein Forum zu bieten und sie aufzuwerten…

C. Sch. Jetzt sagen Sie eine Minderheit, aber wir haben ja gerade gesehen, dass vielleicht auch andere Muslime, nicht nur Islamisten, inzwischen eine Art Kulturkampf beschwören.

Auch hier wieder der Versuch Schortmanns, einer Dhimmi, den Intoleranten nachzugeben, um jede Auseinandersetzung a priori zu vermeiden und die eigene Schwäche zu kaschieren und zu rechtfertigen.

Wenn man jetzt den französischen Staat anguckt, was für eine Möglichkeit hat er denn, die wieder von seinen Werten zu überzeugen und wieder zurückzuholen?

Gutmenschen wie Schortmann sind so in ihrem Gutmenschentum der Unterwürfigkeit unter das Diktat anderer gefangen, dass sie nicht begreifen (können) und (folglich) nie begreifen werden, dass Islamisten nie die Werte der Aufklärung akzeptieren werden.

Kant: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. […] Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“ (im Original kein Fettdruck)

Denn der Islam ist per se geistlos. — Kleine Jungs wetteifern schon mal, wer den Längsten hat. Der Koran feiert den Längsten als Ersten. Hurra! Er beginnt mit der längsten Sure und endet mit der kürzesten. Großartig genial, nicht wahr! — Doch, Hand aufs Herz, wer würde einen Roman (geschweige denn gar ein wissenschaftliches Werk) lesen, dessen Kapitel nicht nach logischer Stringenz, sondern nach Länge geordnet sind? — Aber das Heilige Buch darf das. Denn es darf (als solches) gar nie nicht kritisiert werden. So wie Mohammed, der Analphabet, Kinderficker und Massenmörder als (der) Prophet nicht kritisiert werden darf. — Freilich war auch das Christentum nicht zimperlich bei der Zwangsmissionierung per Köpfen der Renitenten, siehe Karl der Große der Sachsenschlächter. Doch der war der nur ein Mensch… —

Frage (an Gutmenschin Schortmann): Wie soll ein herrschaftsfreier Diskurs — von dem ja alle (Kulturzeit-)Linken träumen — (insbesondere) mit denen möglich sein, die die eigene Herrschaft absolut setzen? und nur Unterwerfung (anti-aufklärerisch „unter Leitung eines anderen“) kennen?

K. P. Naja, ich glaube die große Mehrheit der Muslime, das ist die schweigende Mehrheit der Moderaten. Und die Leute, die wir [im vorausgehenden Beitrag] gesehen haben, betend auf den Straßen von Paris, das waren Salafisten, das waren keine Moderaten. In der muslimischen Welt geht niemand auf der Straße am Freitag beten. Das passiert höchstens mal im Ramadan, wenn die Moscheen voll sind. Gebetet wird in der Moschee oder zuhause. Wer das hier in Europa auf der Straße oder auf öffentlichen Plätzen tut, er will eine Reaktion provozieren.

 

C. Sch. Ein Versuch ist es, das haben wir gerade gehört, und das ist nicht nur in Frankreich so, sondern auch in manchen anderen europäischen Ländern, zum Beispiel in Deutschland, dass man den Islamunterricht kontrolliert, ihn nicht mehr vom Ausland finanzieren und organisieren lässt. Kann dieser Plan gelingen, meinen Sie?

Kontrolle? — Schön wär ’s…:

K. P. Ich glaube, man sollte in diese Richtung gehen. Es sollte sicher mehr Kontrollen in den Moscheen und Koranschulen geben, aber letztlich kann der Staat so etwas gar nicht durchsetzen. Er muss dabei immer mit Moscheen, Moscheevereinen, Verbänden zusammenarbeiten, also er muss diese Verbände irgendwie auf einen Weg bringen, der für die Muslime gut ist und der auch für den Staat, die Demokratie und die Gesellschaft gut ist.

Das ist das Dilemma. So wenig wir die Kirche (von außen) kontrollieren konnten/können, so wenig auch die islamischen Einrichtungen.

C. Sch. Herr Pelda, Sie kennen sich gut aus in den islamistischen Netzwerken. Wie sehen sie denn genau aus? Wer steckt dahinter? Und wie organisieren sie sich europaweit?

 

K. P. Ursprünglich war natürlich al-Kaida und später der IS federführend in diesen Netzwerken. Seit dem Ende des Kalifats des IS haben sie sich zunehmend verselbstständigt. Also man hat diese Ideologie von al-Kaida, der Muslimbrüder, vom IS. Die ist mehr oder weniger identisch, und da gibt es dann Chat-Gruppen auf den verschiedensten Kanälen, telegram, you name it, und da radikalisieren sich junge Leute vor allem gegenseitig, manchmal auch unter Anleitung charismatischer Imame, da spielen YouTube-Videos und andere soziale Medien eine wichtige Rolle; aber sehr oft und das ist eben auch das Neue jetzt, in Wien wurde das klar, dass sich Jugendliche untereinander, junge Männer untereinander radikalisieren ganz ohne Zutun von Imamen. Und das passiert eigentlich alles über soziale Netzwerke im Internet und länderübergreifend, das geht über die Grenzen hinweg. […] Da gibt es auch zum Beispiel Verbindungen in den französischen Teil der Schweiz. Also die islamistischen Netzwerke sind über Landesgrenzen hinweg verknüpft.

 

C. Sch. Ja, der Wiener Attentäter hatte auch Bezug zu einer Moschee in der Schweiz. Aber gucken wir mal speziell in die Schweiz, über dieses Übergreifende hinaus. Wie ist diese islamistische Szene in der Schweiz einzuordnen?

 

K. P. Naja, wir haben natürlich sehr liberale Gesetze für alle Extremisten. Also auch die deutschen Neonazis kommen sehr gerne in die Schweiz, auch die deutschen Islamisten treffen sich gerne hier bei uns, weil man hier eigentlich fast alles darf, und wenn man doch mal bisschen Propaganda macht für den IS wie kürzlich ein Straftäter, ein IS-Sympathisant vor dem Bundesstrafgericht. Der wurde gerade mal mit einer Geldstrafe auf Bewährung verurteilt, also das gibt ‘s in Deutschland so gar nicht: Geldstrafe auf Bewährung. Wir haben eine sehr liberale Haltung. Natürlich zieht dies all diese Extremisten an. In der Regel machen sie keinen Terror hier, weil sie hier Geld sammeln, weil es ein Ruheraum ist, weil man sich hier Waffen besorgen kann. Und jetzt haben halt so Einzeltäter, sogenannte Einzeltäter auch zweimal in der Schweiz zugeschlagen.

[…]“

Und was lernen wir daraus? –:

Nur Dhimmis leben sicher. Also:

Lasst uns alle Dhimmis werden!!

Allāhu akbar!!