Frau Flaßpöhlers Sensibilitätsgequake

Zur Leseprobe

Das im Fernsehen gefeierte jüngste Machwerk des über „Pornographie und das moderne Subjekt“ und damit aus der Warte wissenschaftlich geschulter Seriosität höchst zweifelhaft promovierten Philosöphchen Flaßpöhler ist höchstnotpeinlich für sie und all die, die ihr Geschwätz hochjubeln und über ihre Großtat an diversen philosophischen TV-Tischen entzückt frohlocken (Eilenberger, Precht und Co.).

Denn liest man/frau die z.B. auf Amazon zur Verfügung gestellte Leseprobe (komplett) durch (S. 31-36 des Buchs), so wird jedem/jeder nicht völlig Verblödeten sofort klar, wie hier gearbeitet wird: nämlich mit den Mitteln der

  1. Pauschalisierung
  2. Übertreibung
  3. Vereinseitigung
  4. Personalisierung

Wer solche Mittel (ge-)braucht, handelt populistisch. — Doch selbstredend trifft das auf das TV-geadelte Philosöphchen Flaßpöhler ebensowenig zu wie auf die andern TV-Pseudo-Größen, denn: populistisch das sind doch nur die Rechten, die AfD-ler, Querdenker, usw.

Das Ziel Flaßpöhlers ist klar: Die Ritterzeit soll anhand möglichst weniger, fiktiver Personen (Ritter Johan und seine Frau) als möglichst schrecklichst, brutalst und unsensibelst gezeigt werden, um dann unsere Jetzt-Zeit, die Gegenwart zum Ende des Jahres 2021, hurrah, als desto strahlender, sprich als das Goldene Zeitalter der Sensibilität dagegen abheben, ausrufen und feiern zu können. Άξιον εστί! Je größer die Differenz, desto überzeugender die Botschaft.

Solch Vorgehen mag methodisch zwar höchst effektiv sein, wissenschaftlich seriös ist es freilich nicht. Ganz das Gegenteil.

Zur Methodologie

Das gern von Moderatoren als promovierte Philosophin titulierte und vorgestellte Philosöphchen Flaßpöhler — muss ja toll sein, hat ja promoviert — arbeitet im Sinne Heideggers histori(zist)isch:

„Historie ist als Fest-stellen ein ständiges Vergleichen, das Herbeiholen des Anderen, darin man sich als das Weitergekommene spiegelt; ein Vergleichen, das von sich weg denkt, weil es nicht mit sich selbst fertig wird.“

(Beiträge zur Philosophie, 493)

Philosophisch durchdrungen ist so ein (wie auch immer ausgeartetes) Weg-denken, Flaßpöhlers Ansatz also schon mal nicht. Er ist, wenn überhaupt, als historisch wissenschaftlich intendiert — auslegbar.

Doch auch dies scheitert in toto. Denn das Bild, das Frau Flaßpöhler entwirft, ist wirklichkeitsinadäquat. Frau Flaßpöhler scheint u.a. von Ritterepen wie Wolfram von Eschenbachs Parzival, die an Ritter hohe moralische Anforderungen stellen – bekanntlich versagt Parzival zunächst, weil er eben nicht sensibel (re-)agiert und die entscheidende Frage eben nicht stellt (5. Buch) – keine Ahnung zu haben. Oder aber sie tut willentlich so, als existierten solche Verhaltensvorgaben/-ideale überhaupt nicht. Und als seien aus dieser Epoche auch keinerlei sensible Verhaltensweisen dokumentiert.

Zur Soziologie der Emotionen

Sensibilität ist aber nicht (nur) historisch-vergleichend (diachron) analysierbar, sondern auch soziologisch (diachron wie synchron). Soziologe Sighard Neckel betont (im Interview mit Nadja Boufeljah):

„Emotionen sind in der Soziologie immer relevanter geworden und stellen ein wichtiges Thema in der soziologischen Analyse dar, weil jegliches Handeln von Emotionen begleitet ist. Unsere Wahrnehmung der Welt, die Art und Weise, wie Ereignisse, Personen und Objekte bewertet werden, all das ist stets mit Emotionen verbunden. Erleben, Deuten und Handeln ist also von Emotionen nicht zu trennen und insofern ist die Soziologie der Emotionen so etwas wie ein Fundamentalthema der Soziologie.“

(Über Emotionssoziologie, Neid und die Emotionalisierung der Gegenwartsgesellschaft, in: Soziologiemagazin, 2/2014, 4; im Original kein Fettdruck)

Neue Sensibilität

Sensibilität (als Phänomen) ist vor allem fundamental-ontologisch, existenzial(-analytisch) fassbar — obwohl von Heidegger in Sein und Zeit nicht thematisiert…

Gleichwohl wird Sensibilität gesellschaftlich-politisch je different akzentuiert.

In seinem Versuch über die Befreiung konstatierte Herbert Marcuse zur Zeit der (Nach-)Studentenrevolte, 1969:

„Die neue Sensibilität ist zum politischen Faktor geworden. Dieses Ergebnis, das durchaus einen Wendepunkt in der Evolution der gegenwärtigen Gesellschaften bezeichnen könnte, erfordert, daß die kritische Theorie den neuen Sachverhalt in ihre Begriffe aufnimmt und erwägt, was er für den möglichen Aufbau einer freien Gesellschaft bedeutet.“

(Versuch über die Befreiung, Frankfurt a. M., 1969, https://www.uni-marburg.de/de/fb03/politikwissenschaft/fachgebiete/politische-theorie-und-ideengeschichte/portal-ideengeschichte-1/studium/12-krisen-marcuse.pdf, 43)

Und auch Neckel konstatierte 2014 (schon) „die Emotionalisierung der modernen Gesellschaft der Gegenwart“:

„Emotionales Engagement wird als etwas besonders Wichtiges und Wertvolles bewertet. Mehr noch: Es wird von Personen erwartet, dass sie in der Lage sind, Emotionen bei sich selbst zu mobilisieren, Empathie zu zeigen, begeisterungsfähig zu sein, sich emotional zu identifizieren. Ich glaube, dass dies ein spezielles emotionales Merkmal unserer Gegenwart ist.“

(a.a.O., 10)

Fazit

Sensibilität ist also weder diachron noch synchron ein gesellschaftsphilosophisch/politisch neues Phänomen/Thema. Frau Faßpöhlers Dahergequake hat also nicht mal Neuigkeitswert.

Frei nach einem meiner Mathelehrer von einst: Unter den Blinden ist freilich selbst der Einäugige König.

Populismus und Selbstbereicherung: Markenzeichen der Union

Melanie Amann und Veit Medick, Haseloff will Kanzlerkandidatur an Umfragewerte knüpfen, Spiegel online, 15.4.2021

CDU-Präsidium für Laschet als Kanzlerkandidat, Spiegel online, 12.4.2021

Josh Groeneveld, 288.000 Euro Provision: Eine interne Mail zeigt, wie ein CDU-Politiker Maskendeals mit China vermittelte, Business Insider, 6.3.2021

Anette Dowideit, Die immer länger werdende Liste der Maskenskandale, Welt online, 29.3.2021

I

Was soll laut CDU und CSU darüber entscheiden, wer zum Kanzlerkandidaten der Union gemacht wird? Die Antwort von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) offenbart, dass allein der Umfragewert entscheiden solle.

»Es geht nicht um persönliche Sympathie, Vertrauen oder Charaktereigenschaften. Es hilft nichts, wenn jemand nach allgemeiner Überzeugung absolut kanzlerfähig ist, aber dieses Amt nicht erreicht, weil die Wählerinnen und Wähler ihn nicht lassen.«

Ausdrücklich betont Haseloff, dass es nicht auf Sympathie, Vertrauen und Charakter des Kandidaten ankomme. Also: Auch der größte Despot, der größte Verbrecher, der größte Nichtsnutz ist willkommen, so er denn die Gunst des Volkes habe! Wo, bitte schön, ist da der Unterschied zur angeblich so radikal bösen, absolut populistischen AfD?

Noch schlimmer: Obwohl sich das „CDU-Präsidium […] in der K-Frage [sich bereits] hinter den Parteichef Laschet“ stellte und damit Laschet als Kanzlerkandidat – gem. §11 Abs. 4 Parteiengesetz ohne wenn und aber! – nominiert war (am 12.4.2021), ist er nur einen Tag später aus den eigenen (CDU-)Reihen, nämlich in der Fraktionssitzung (am 13.4.2021) – widerrechtlich des Parteiengesetzes – zum Abschuss freigegeben worden.

II

Zu diesem unwürdigen, weil rein populistischen, und gem. Parteiengesetz rechtswidrigen (!) Nominierungsgeschacher kommt noch hinzu, dass CDU- und CSU-Politiker die Corona-Krise zu eigener Profitmaximierung nutzten.

„Der CDU-Abgeordnete Nikolas Löbel hat im vergangenen Jahr Deals mit Corona-Schutzmasken an deutsche Unternehmen vermittelt und nach Informationen von Business Insider mehr als eine Viertel Million Euro an Provisionen verdient.“

Anette Dowidelt nennt zudem Georg Nüßlen (CSU), Alfred Sauter (CSU) und Mark Hauptmann (CDU). Besonders pikant: Sauter war einst Bayrischer Justizminister (1998-99). Dem Allgemeinwohl verpflichtetes Rechtsbewußtsein? Fehlanzeige!

III

Und Mutti? – schweigt und sitzt die restlichen Tage ihrer Kanzlerschaft ab. Was aus Deutschland wird, war ihr noch nie sonderlich wichtig. Mittlerweile aber ist es ihr scheißegal.

Fazit

Kurz gesagt: Die Union entlarvt sich derzeit als eine an Machterhalt und Profit ihrer Volksvertreter*innen (Motto: Pfründe sichern!) ausgerichteten, dem Allgemeinwohl aber kaum noch verpflichtete Partei. Folge: Die Politikverdrossenheit wird weiter zunehmen; und das Zutrauen in die Demokratie wird weiter bröckeln.

Herzlichen Dank auch!

Geil auf Lockdown: Einsam aber sicher!

„Kulturzeit“ vom 09.03.2021

Ausstellung ANSELM KIEFER, Kunsthalle Mannheim, unter Vorbehalt bis 22.8.2021

Woran es liegt, dass wir Deutschen, die Erfinder und Meister der German Angst, uns in der Pandemie vorbildlich verhalten, uns zu Hause einigeln, draußen auch dann noch Maske tragen, wenn weit und breit kein anderer in Sicht ist und somit keinerlei Ansteckungsrisiko besteht und (laut Politbarometer) stets die Politiker hochjubeln, die den Lockdown am rigoroseren durchzusetzen vorgeben? Es liegt wohl an unserem gestörten Verhältnis zu Leben und Tod.

Paul Celan verdichtete seine Holocaust-Erfahrungen in dem Bild: Der Tod ist ein Meister aus Deutschland. Die betriebsmäßige Todesmaschinerie des Dritten Reichs (in seinen diversen Ausprägungen) ist im kollektiven Bewusstsein auch heute fest verankert – in jedem von uns, welch politischer Couleur auch immer wir anhängen.

In den (Nach-Weltkriegs-)Ruinen unserer zerbombten Städte sehen wir – wie Hermann Kasack einst – noch heute den lungernden Tod, den Untergang aus eigener Schuld – je nach politischer Couleur die einen mehr, die andern weniger. Nur für wenige, unvorbelastete und insofern unschuldige Kinder – wie den kleinen Anselm Kiefer – öffne(te)n die grausigen Ruinenfelder sich als eine Spielwiese für Kreativität, freilich für eine im Nachhinein vornehmlich in Blei gegossene.

Anlässlich seiner Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim erklärte er in der Kulturzeit vom 9.3.2021:

„Als ich geboren wurde, in der Nacht wurde unser Haus gebombt. Und da hatte ich den besten Spielplatz. Wunderbare Ruinen. Die Steine, die Backsteine hab ich genommen, um Häuser zu bauen. Das war mein einziges Spielzeug. Was anderes gab’s nicht.

Ich schau unheimlich gern die Bilder an der zerbombten deutschen Städte. Das ist für mich die reine Ästhetik. Auch, weil das für mich ein Anfang ist, nicht ein Ende, immer. Ruine ist immer für mich ein Anfang.“

Im Laufe der Bundesrepublik dann entwickelten wir ein extremes, überzogenes Sicherheitsbedürfnis. Das Wirtschaftswunder ist dem geschuldet: Nie wieder hungern! Vor die Alternative Freiheit oder Sicherheit gestellt, entschieden wir im Westen uns stets für Letzteres. Der Fall der Mauer war denn auch vor allem ein Ost-Projekt: Freiheit statt Sozialismus! Es war ein Aufstand gegen den real existierenden Mangel. Die Freiheitseuphorie der Ostler verflog denn auch schnell, nachdem die sehnsuchtsvoll erwartete Verheißung, die D-Mark, da war. Das Gebilde DDR wurde ruck-zuck abgewrackt und der Osten unter allseitigem Jubel der BRD angefügt.

Nun hält uns die Pandemie den Spiegel vor. Corona offenbart, wie wir unser Miteinander leben. Covid-Patienten werden, sobald sie ein Krankenhaus betreten, isoliert, persönlicher Beziehungen beraubt, zu einem Betriebsfall, in den Geschäftsbetrieb eingegliedert und dem Tod-nach-Möglichkeit-Verhinderungs-Getriebe übergeben und überlassen. Gesunden sie, so können sie in den Alltag zurück. Sterben sie, so sterben sie isoliert, einsam und steril.

Philosophisch gesehen hängt dieser Sicherheitswahn – so Heidegger – eng mit dem Siegeszug des von Nietzsche prognostizierten Willens zur Macht zusammen. Da dieser Gedanke, der die Beziehung zwischen Wachstumsbesessenheit und Sicherheitswahn ins Zentrum rückt, selbst in Fachkreisen wenig bekannt ist — Nietzsche wird ja gern (wie auch Hölderlin) als ob seiner verqueren Sprachakrobatik wahnsinnig gewordener Dichter(-Philosoph) abgewertet —, hier längere Passagen aus Heideggers Der Anfang des abendländischen Denkens (Gesamtausgabe, Bd. 55):

„Zuletzt hat Nietzsche die Gleichsetzung von ›Sein‹ und ›Leben‹ ausgesprochen, und zwar in dem Sinne, daß das ›Leben‹ als »Wille zur Macht« erfahren und begriffen ist. Damit wird dem Wort ›Sein‹ die Rolle des Grundwortes der Philosophie genommen. ›Sein‹ bleibt die Bezeichnung dessen, was ›Beständigkeit‹ meint. Diese wird allerdings im Sinne der neuzeitlichen Metaphysik als ›Sicherheit‹ und ›Sicherung‹ gedacht. Allein die Bestandssicherung, also ›das Sein‹, ist nicht der Wille zur Macht selbst, ist nicht ›das Leben‹ selbst, sondern nur eine vom Leben selbst gesetzte Bedingung seiner selbst. Der Wille zur Macht kann nur wollen, was er allein will und wollen muß, nämlich ›mehr Macht‹, also Machtsteigerung, wenn jeweils die erreichte Machtstufe gesichert ist, von der aus und über die hinaus der nächste Schritt sich vollzieht. Das jeweils Gesicherte, das Seiende, und die jeweilige Sicherung, das Sein, bleiben, innerhalb der Perspektive des Willens zur Macht gesehen, dass stets nur Vorübergehende, was nur ›ist‹, um überwunden zu werden, was daher notwendig verdunsten muß im Feuer des Willens zur Macht.“ (104; im Original kein Fettdruck)

„Der höchste Wille zur Macht ist, das Werden zu wollen, dieses aber als Sein stabilisieren“. (105)

„Wir sind in der Vergessenheit des Seins und wir sind dergestalt, daß wir vom Willen zur Macht als der Wirklichkeit des Wirklichen gewollt sind, ob wir es wissen oder nicht, ob wir es grausig finden oder nicht. Wir sind, so wie wir geschichtlich sind, als die im Willen zur Macht Gewollten. […] Der Wille zur Macht ist weder eine Erfindung Nietzsches noch eine Erfindung der Deutschen, sondern er ist das Sein des Seienden, auf dessen Grunde die europäischen Nationen samt den Amerikanern in den letzten Jahrhunderten seiend geworden sind und das Seiende vergegenständlicht haben.“ (107)

AfD, ein Verdachtsfall? — Zu früh gefreut

Christoph Kehlbach, AfD vorerst kein Verdachtsfall, tagesschau, 5.3.2021

Felix Zimmermann, Blamage für den Verfassungsschutz, zdf, 5.3.2021

I

Die Gutmensch-Lobbyisten im Einheits-Medienzirkus frohlockten so sehr über die Einstufung der AfD als Verfassungsschutz-Verdachtsfall — endlich!!! —, dass sie die durchgestochene Meldung (erst gar) nicht überprüften und so

Falsches (noch nicht Zulässiges) als Wahres (bereits Zulässiges) behaupteten:

„Am 3. März hatten dann mehrere Medien, auch die ARD, berichtet, dass der Verfassungsschutz nun intern die Entscheidung getroffen habe, die AfD als Verdachtsfall einzustufen.“ (Kehlbach; im Original kein Fettdruck)

Nun heißt es: Schadensbegrenzung. Am besten, so weit möglich, durch Stillschweigen. Und falls Richtigstellung:

„Die am Mittwoch bekannt gewordene Einstufung der Partei als rechtsextremistischer Verdachtsfall durch den Verfassungsschutz liegt damit vorläufig auf Eis. Das Verwaltungsgericht [Köln] hat also eine Art vorläufiges Stoppschild aufgestellt.“ (Kehlbach; im Original kein Fettdruck)

dann ohne Entschuldigung beim Publikum:

Haben uns alle eben nur zu früh gefreut. Schade aber auch! Scheiß Gericht!

Journalistische Seriosität jedenfalls sieht anders aus.

Doch wenn man/frau über die AfD berichtet, ist Nicht-Neutralität doch eh — gefühlt zumindest — falsch, oder?

Also Moral schlägt a priori alle (moral-fremden) Berufsgrundsätze.

II

Und wer bekommt den Schwarzen Peter nun zugeschoben? Die Medien? Nein. Der sich verplappert habende Verfassungsschutz!

Zwar wird nicht in Abrede gestellt, dass 1) die Nachricht durchgestochen wurde und 2) der Durchstecher „unverantwortlich“ handelte:

„Für das Gericht stehe fest, dass die Einstufung als Verdachtsfall „durchgestochen“ wurde. Wer auch immer von behördlicher Seite die Information der Einstufung der AfD den Medien mitgeteilt hat, hat völlig unverantwortlich gehandelt.

[Doch darüber, dass die Medien voll Freude und dankendst die frohe Botschaft sofort ausposaunten, darüber kein Wort.

Und so ist passiert, was gerade verhindert werden sollte:]

Die Folge ist nun, dass die AfD erst einmal gar nicht mehr als Verdachtsfall eingestuft werden darf“! (Zimmermann)

 

Antigone-Adaption frei nach Thea Dorns „Trost“-Gesang

Thea Dorn, Trost. Briefe an Max, München, 2021

Wolfgang Ambros, Es lebe der Zentralfriedhof, google.com, zugegriffen am 25.2.22021

Thea Dorn singt in ihren Briefen an Max den Zorn Johannas (wie einst Homer in der Ilias den Zorn des Achill):

„Ich lasse mir meinen Zorn nicht ausreden!!!!“ (152)

Johannas Zornesausbruch gründet im Tod ihrer betagten Mutter:

„Aber meine Mutter, meine brillante, dauerumtriebige, vierundachtzigjährige, bescheuerte Mir-kann-keiner-was-anhaben-Mutter – sie musste stur nach Italien fahren, obwohl sich dieses Land bereits mit einem Bein im Ausnahmezustand befand. Obwohl es bereits Reisewarnungen gab.“ (11)

Vier Gründe nennt Johanna für ihren Zorn im ersten Brief:

„Meine Mutter ist tot.

  1. Gestorben, weil sie sich in ihrem verdammten Leichtsinn für unsterblich hielt.

  2. Gestorben, weil blinde Politiker nicht sehen wollten, welche Gefahr auf uns zukommt.

  3. Gestorben, weil Wissenschaftler fröhlich verkündet haben, mit ein bisschen Händewaschen und In-die-Armbeuge-Niesen sei dieses Virus schon auszutricksen.

  4. Gestorben, weil unsere Krankenhäuser von einer Seuche heillos überfordert sind.“ (9)

Den Bezug zu Sophokles′ Tragödie Antigone stellt Dorn wie folgt her:

„Die grassierende Staatsräson ist um kein Haar weniger brutal als die von König Kreon, der Antigone verbieten will, ihren toten Bruder zu bestatten. Nur dass unser Staatsfeind Nr. 1 ein Virus ist.“ (16)

—-

Bleiben wir ein wenig bei Sophokles Tragödie Antigone.

In der Tat ist die Ausgangskonstellation vergleichbar. Antigone möchte ihren Bruder bestatten, doch Herrscher Kreon verbietet es. In einer Nebenrolle tritt als dritte Maske Antigones Schwester Ismene auf: Antigone widersetzt sich dem Herrscher; sie steht für Rebellion. Ismene hingegen unterwirft sich dem Herrscher; sie steht für Duckmäusertum. Aus der Schar der weiteren, kleineren Nebenrollen sticht vor allem der Seher Teiresias heraus. Denn er verkündet das Wort Gottes. Den Chor schließlich bilden die Greise aus Theben, der Stadt, in der die Tragödie spielt.

Unsere Corona-Adaption könnte dann wie folgt aussehen:

  • Johanna, die Zornige übernimmt die Rolle der aufmüpfigen Antigone (gesprochen von Thea Dorn persönlich);
  • Mutti, gefühlskalt-emotionslos, zahlenvernarrt-technokratisch und einschläfernd-verstaubt ersetzt als eingeblendete Sprechblase den machtgeilen, zynischen Kreon;
  • Doktorchen der Volksverdummung Karl Lauterbach, der TV-Lieblings-Politikerklärer für Markus Lanz und Co., ebenso fantasie- wie humorlos, spielt Muttis Lieblingsagent (des VEB Horch und Guck);
  • Professor Lothar H. Wieler verkündet – anstatt Seher Teiresias – drei Mal täglich die Schluck-Botschaften des Inzidenz-Orakels;
  • den Chor der dümmlich Alten bilden (beliebige) Omas und Opas aus der Verwahrstation Zum lieben Jesulein.

Als Zusatzgast wäre Heribert Prantl denkbar, der, um das Thema Corona in einen größeren, allübergreifenden Gutmensch-Diskursrahmen einzubetten – anstatt des Chors –, die Schlussweisheit verkünden darf:

„Vergesst mir ob Corona die Flüchtlinge nicht!“

—-

Oder sollten wir den Soff nicht eher in eine

Komödie

verpacken und das Virus auf die Anklagebank setzen?

Wie herrlich-unbedarft war doch die Zeit, als Sänger Wolfgang Ambros noch echt Wienerisch makaber den 100. Jahrestag des Bestehens des Zentralfriedhofs feiern durfte:

Es lebe der Zentralfriedhof
Und olle seine Toten
Der Eintritt is‘ für Lebende
Heit‘ ausnahmslos verboten,
Weü da Tod a Fest heit‘ gibt die gonze lange Nocht,
Und von die Gäst‘ ka anziger a Eintrittskort’n braucht

Dank da recht schee, Woifi! Du fehlst ma!

 

 

Corona: Notstand-Politik-Verarsche

Andrea Maurer, Corona-Maßnahmen im Streit der Wissenschaft, heute-journal, 19.2.2021

Alexander Weinlein, »Panikmache«, in: Das Parlament, 15.2.2021

Peter Römer, Die einfachen Notstandsgesetze, in: Kritik der Notstandsgesetze, hrsg. v. Dieter Sterzel, Frankfurt am Main 1968, 187-207

Es war einmal in Zeiten, als die Studenten noch aufmuckten, dass die Regierung vergeblich versuchte, die Demokratie durch Notstandsgesetze auszuhebeln. Es war einmal, 1968, dass Kritiker Peter Römer schrieb:

Die Sicherstellungsgesetze sind Ermächtigungsgesetze. Sie enthalten keine Bestimmungen, die unmittelbar anwendbar und vollziehbar sind. Sie ermächtigen vielmehr die Bundesregierung und gegebenenfalls einzelne Bundesminister zur umfassenden wirtschaftlichen Lenkungsmaßnahmen“. (188; im Original kein Fettdruck)

Heute, in den Zeiten der Pandemie muckt höchstens noch die böse, böse AfD auf. Doch die ist ja in den Augen aller anderen im Bundestag vertretenen Parteien (Neo-)NaziPartei und folglich nicht ernst zu nehmen und tot zu schweigen — oder wenn das nicht geht: zu diffamieren. Und so findet es denn auch Gutmensch Alexander Weinlein reine „»Panikmache«“ der AfD, dass in dem vom Bundesinnenministerium im März 2020 in Auftrag gegebenen Papier Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen ein

„Worst Case“-Szenario einer ungehemmten Durchseuchung der Bevölkerung mit bis zu einer Million Toten [suggeriert wird]. Um dies zu verhindern, müssten der Bevölkerung die Konsequenzen dieses schlimmsten Falles deutlich vor Augen geführt werden. Auch, um die „die Akzeptanz und Sinnhaftigkeit von freiheitsbeschränkenden Maßnahmen“ zu erhöhen, heißt es ganz offen.“ (im Original kein Fettdruck)

Wer macht hier Panik? Die Wissenschaftler als zu Regierungsberatern bestellte Lobbyisten, Verräter des Wissenschaftsethos, die z.B. das Worst Case-Szenario bewusst an die Wand malen (helfen)? Oder die, die solche Machenschaften geißeln?

Immerhin: Andrea Maurer durfte es im heute-journal (vom 19.2.2021) wagen, die AfD-Kritik aufzugreifen und das Vorgehen der Regierung kritisch zu hinterfragen:

„Welcher Wissenschaftler, welche Wissenschaftlerin findet Gehör? Die Antwort ist in der Jahrhundertkrise Pandemie auch politisch. Die Kanzlerin [Mutti im Vorruhestand] hat sich für eine Schule entschieden, wie sie selbst erklärt:

„Die eine Schule sagt, wir müssen alles dafür tun, dass wir die Zahl der Infizierten so klein halten, dass wir das nachverfolgen können und dass uns das Virus nicht aus der Kontrolle gerät und

die andere sagt, schützt doch mal die vulnerablen Gruppen und dann können die anderen ihr Leben so weiterführen, wie sie‘s immer schon geführt haben. [!!!]

Und diese zweite Variante ist für mich nicht die Variante.“

Tatsache ist, die zweite Schule wird im Kanzleramt weniger gehört. Auch bei der Beratung der Bund-Länder-Runde, zu denen das Kanzleramt einlädt, ist sie kaum vertreten. Von einseitiger Beratung ist die Rede. Der Chef der Runde [Michel Müller, Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz] widerspricht:

„Derjenige, der einlädt, sieht natürlich auch, dass er Beratung hat, die noch mal die eigene Position reflektiert, gegebenenfalls aber auch unterstützt. Nur wir lassen uns ja nicht aus einer Richtung und in einer Situation beraten. Also die Beratungsrunden nach dem Kanzleramt haben dann oft eine Folgewirkung ja auch in den jeweiligen Landesregierungen.“

Der Virologe Klaus Stöhr war lange Forschungskoordinator bei der WHO. Aktuell gehört er zu denen, die als Maßnahmenkritiker gelten. Stöhr beklagt Lagerbildung und fordert ein unabhängiges nationales Expertengremium:

„Es ist natürlich schwierig für uns als Wissenschaftler, die wir den wissenschaftlichen Diskurs lieben und suchen, auch in gewissen Lagern nicht nur eingeteilt zu werden, sondern auch zu bleiben.“

Es geht um Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit. Expertise auf Bestellung, diesen Eindruck erweckt ein sogenanntes Geheimpapier [mit Titel: Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen], das das Innenministeriumletzten April bei Wissenschaftlern in Auftrag gab. Von „gewünschte[r] Schockwirkung“ ist im Papier die Rede. [!!] Ein Anwalt hat jetzt die Herausgabe der dazugehörigen Korrespondenz beim RKI [Robert-Koch-Institut] erstritten. 200 Seiten Mail-Verkehr [!] zum Großteil geschwärzt. [!] Der Innenausschuss des Bundestagesbeschäftigt sich mit dem Fall.“

Was es da wohl zu schwärzen gab??

Was bei der Untersuchung wohl herauskommen wird??

 

Can Dündar übernimmt Erdoğans Putsch-Erzählung

Can Dündar, Kampf auf der Bosporus-Brücke, ZDF, 22.1.2021

Ein Zitat Erdogans von 1998 ist heute aktueller denn je, Focus online, 25.6.2017

Wie schön.

Erdoğans Propaganda hat gesiegt.

Nun also ist das dilettantisch vorgetragene Schein-Pütschchen vom 15. Juli 2016 endlich auch in Deutschland vom Staatsfernsehen offiziell zum echten Putschversuch der Gülen-Bewegung erklärt.

Hurra! Can Dündar sei Dank.

Wir gratulieren! Çok teşekkür ederiz!

Warum der Putsch höchst wahrscheinlich ein Schein-Putsch war, muss nicht wiederholt werden. Die Indizien sind hinlänglich bekannt. Es genügt hier allein der verräterische Hinweis aus dem Film:

„Alles beginnt mit einer Handvoll Soldaten.“

Eine Handvoll Soldaten

als zu allem entschlossene Putschisten:

Toll!! Das macht Eindruck

und lehrt die putscherprobten türkischen Militärs wahrlich das Fürchten!!

Wer auch nur halbwegs Ahnung von der Politik der Türkei ab den 60er Jahren hat —

wozu auch zählt, dass man/frau

  • sich mit den geglückten Putschs zuvor befasste,
  • die Lage vor Ort in langzeitigen Aufenthalten selbst erlebte und
  • Türkisch kann, um die Stimmung und die diversen Quellen überhaupt selbständig und unabhängig recherchieren zu können!! —,

der hatte an der AKP-Version schon am Putschtag Zweifel…

Bemerkenswert an Dündars Beitrag sind daher nicht die gezeigten (!) Vorgänge auf der (einen) Bosporus-Brücke. Die sind ohnehin dokumentiert und (zumindest in der Türkei) wohl bekannt.

Auch die Behauptung, es handle sich in der vorgelegten Rekonstruktion des Putschablaufs um

„exklusive Recherchen“

ist dreist gelogen. Das Material ist bekannt.

Bei den Vorgängen auf der Brücke handelt sich um Aufzeichnungen von Überwachungskameras. Dass die Brücke Tag und Nacht unter Dauerbeobachtung steht, weiß jeder (Türke).

Das ließe sich für Inszenierungen doch herrlichst nutzen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Und die AKP ist hervorragend in der Propaganda!

Fazit: Der Film ist in seiner politischen Botschaft nur Verarsche für des Denkens Unwillige. Nichts besonderes also.

Bemerkenswert allein — weil herrlich entlarvend — aber sind die dümmlich-kläglichen Kommentare des damaligen deutschen Botschafters Martin Erdmann:

„Das war für uns alle ein Ereignis, das in unseren kühnsten Träumen, Albträumen nicht hätte stattfinden können.“

und des damaligen Spiegel-Türkei-Korrespondenten Maximilian Popp:

„Wenn man verstehen will, was in dieser Nacht in der Türkei vor sich ging, dann muss man auf diese Brücke schauen.“

Naiver geht’s nicht!

Die Vorgänge auf der einen Brücke waren für Sieg oder Niederlage des Putschs völlig irrelevant!! (Auf der zweiten Brücke fand Putsch überhaupt nicht statt.) Außerdem: Ein paar wenige Soldaten — noch dazu die Unerfahrensten der Unerfahrenen, die Dümmsten der Dummen: zum Schlachten auserkorene Opferlämmer — Die gegen den Mob der Straße. Klar, wie das ausgeht!!

Die sofort einsetzende Handy-Foto-Video-Flut der Gegenbewegung — ausgelöst durch Erdoğans eigene Handybotschaft als Initial — lieferte denn auch früh schon die heldenhafte Staffage für die nachfolgende Erzählung: Den triumphalen Sieg der (guten) von den Moscheen aus (!!) zum Märtyrertod aufgeputschten AKP-Huldiger gegen die (böse) Gülenisten-Minderheit, die der AKP den demokratisch errungenen Sieg stehlen will…

Alles höchst durchsichtig.

Zur Erinnerung: Schon 1998 legte der kommende Sultan die Strategie fest:

„Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind.“

Und auch wie er die Macht zu übernehmen gedenke, sprach er in aller Öffentlichkeit aus:

„Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten“.

Besonderes Augenmerk galt und gilt dabei dem (weil am leichtesten formbaren) Nachwuchs: Ne güzel şehit olmak! (Wie schön, Märtyrer zu werden!) wird jedem Schulbuben bereits eingebläut.

Bestens vorbereitet kam so der Tag des inszenierten Pütschchens, der Tag des Geschenks, um die sukzessiv aufgebaute Volksarmee der Gläubigen wachzuküssen, die Ernte einzufahren und den totalen Sieg für Allah und seinen Sultan endlich zu verkünden.

Allāhu akbar!

Und was die Gewaltorgie anbelangt:

auch die kam alles andere als unvorhersehbar. Türkische Medien und ihre Konsumenten lieben drastische Bildsprache; je blutiger, desto stimulierender. Voll Genuss werden Leichen mehrmals in Nahaufnahme herangezoomt und (mindestens dreimal hintereinander) in Miniserie gezeigt und das mehrmals pro Stunde, auf allen Kanälen, aus diversen Perspektiven, um ja kein Detail auszulassen. Türken leben mit und in dieser Bilderflut. Die Texte sind darauf abgestimmte Aufputsch-Begleitmusik. Die Botschaften sind wenig differenziert und ebenfalls extrem blutrünstig. — Beispiel aus der Presse: Blut kann nur mit Blut reingewaschen werden. — Beispiel aus einer AKP-Veranstaltung: Sie werden im Blut schwimmen… — Dies ist Alltag. Auch der heldenhafte Kampf gegen die PKK — jeder Kurde: ein PKK-Aktivist, solange nicht das Gegenteil bewiesen ist — ist jedem Türken Herzensangelegenheit. Foltervideos der (Para-)Militärs kursieren im Netz und werden stolz verbreitet und gelikt. Wer will, kann auch beim Köpfen zusehen. Die Mehrheit der türkischen Familien kennt Folter ohnehin aus eigener Erfahrung. In der Putschzeit 1980 wurden Hunderttausende inhaftiert und viele davon gefoltert. Mehr als hundert sind — von staatlichen Stellen bestätigt — während der Folter gestorben. Jeder Türke kennt zudem mehrere („erfolgreiche“) Mordanschläge aus seinem persönlichen Umfeld. Selbstjustiz ist Alltag: in Stadt und Land. Jeden Tag werden im Schnitt drei Frauen ermordet. Bei allen Morden geht es häufig um die Ehre. Sein Gesicht vor den andern wahren, ist oberstes Gebot. Selbst Blutrache über Generationen ist nicht ungewöhnlich. Kaum eine Hochzeit auf dem Land — und in den zunehmend verdörflichenden Städten — ohne Freudenschüsse (und dadurch Verletzte).

— Parallelen zum Leben im IS sind selbstredend rein zufällig…

Von der Gewalt überrascht sein konnten also nur Ahnungslose, Weltfremde, Sesselfurzer.

Erdmann und Popp: Was seid ihr doch für armselige Expertchen,

nur tauglich fürs Deppenfernsehen.

 

 

 

 

Gutmenschen-Hybris vs. Kants kategorischen Imperativ

Für Kant heißt Aufklärung zunächst/vor allem Vernunftkritik. Von ihm können wir lernen, was es für einen Aufklärer heißt, weise zu sein, sprich vernünftig zu leben: i.e. vernünftig zu denken und zu handeln.

Unter Bezug auf die Kritik der praktischen Vernunft (Seitenverweise nach AA) sind folgende Aspekte relevant:

  1. Bezug von Theorie und Praxis

Für Kant waren sowohl spekulative/theoretische als auch praktische Vernunft: reine Vernunft. (159) Doch nur die praktische Vernunft helfe uns über die Sinnenwelt hinaus und verschaffe uns Erkenntnisse von übersinnlicher Ordnung und Verknüpfung. (190) In der Verbindung von reiner spekulativer und reiner praktischer Vernunft zu Erkenntnis hat letztere insofern das Primat. (218)

Fazit 1: Handeln hat den Vorrang vor dem Denken. Gut zu sein erweist sich im Handeln.

2. Der Mensch als Zwitterwesen

Möglichkeitsbedingung der praktischen Vernunft sei, dass jede handelnde Person zugleich Noumenon, d.h. reine Intelligenz, als auch Erscheinung sei: Als Erscheinung unterliege sie der Kausalität nach Naturgesetzen, als Noumenon sei sie ein nicht der Zeit nach bestimmtes Dasein — Heidegger greift in Sein und Zeit auf diese Fragestellung zurück —, d.h. als Noumenon ist der/die Handelnde von allem Naturgesetze frei: er/sie unterliegt der Kausalität nach Freiheit. (206)

Fazit 2: Der Mensch ist sowohl Erscheinung (Materie) als auch Geistwesen (Noumenon).*

3. Zur Willensfreiheit des Menschen

Freiheit aber ist ein Postulat: ein zwar theoretischer, aber kein erweislicher Satz (!!), (220) d.h. reiner Vernunftglaube. (226) Denn ein Postulat kann durch spekulative Vernunft weder bewiesen, noch widerlegt werden. (257) Immerhin sei Freiheit die einzige von insgesamt drei Ideen (neben der Idee der Freiheit postuliert Kant noch die Ideen Gott und Unsterblichkeit), wovon wir a priori wissen: weil bzw. insofern sie die Bedingung des moralischen Gesetzes sei. (5)

Fazit 3: Frei ist der Mensch, wenn überhaupt (!), nur in seinem Willen, d.h. als Handelnder.

4. Vom Wesen vernünftigen Handelns

Laut Kant wissen wir also nicht, ob der Mensch überhaupt in seinen Handlungen frei ist oder nicht. Willensfreiheit ist von Kant lediglich postuliert, um sittliches Handeln (und das höchste Gut als Gegenstand sittlichen Handelns) überhaupt begründen zu können: Das höchste Gut sei nur durch Freiheit des Willens hervorzubringen. (203) Wenn jedoch das höchste Gut sich nur im Rahmen der eigenen Vernünftigkeit aus Freiheit begründen lässt, so ist intersubjektive Gültigkeit sittlicher Normen nicht diktierbar! (Selbst von Gott nicht!) Sie ist überhaupt nur erreichbar, wenn diese Normen von (ausnahmslos) allen! Vernunftwesen, sprich Menschen, aufgrund ihrer Vernünftigkeit geteilt werden können. Daher formuliert Kant den kategorischen Imperativ wie folgt:

„Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“ (54)

Fazit 4: Sittlich, weil vernünftig, ist das Handeln des Einzelnen, wenn zu erwarten ist, dass dieses Handeln von allen Vernunftwesen (Menschen) als zumindest (einspruchslos) akzeptabel angesehen ist.

5. Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung

Das von Kant gleichwohl zu benennen angestrebte Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung (Prinzip a priori) muss also so gefasst sein, dass es allgemeingültig ist. Es muss folglich ein Wert a priori sein, der aus der Kausalität nach Freiheit resultiert. Im Unterschied zur Kausalität nach Naturgesetzen zielt die Kausalität nach Freiheit nicht auf Ursache(n) als Letztbegründung, sondern auf Zwecke. Das höchste Gut ist folglich der notwendige höchste Zweck. (207) Dementsprechend lässt sich das Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung nun wie folgt setzen:

„Daß, in der Ordnung der Zwecke, der Mensch (mit ihm jedes vernünftige Wesen) Zweck an sich selbst sei, d. i. niemals bloß als Mittel von jemandem (selbst nicht von Gott) ohne zugleich hierbei selbst Zweck zu sein, könne gebraucht werden, daß also die Menschheit in unserer Person uns selbst heilig sein müsse, folgt nunmehr von selbst, weil er das Subjekt des moralischen Gesetzes“ ist. (237; Fettdruck: im Original gesperrt gedruckt)

Fazit 5: Die reine praktische Vernunft kann nur ein (einziges) allgemeines Gesetz formulieren. Der zunächst formulierte kategorische Imperativ ist als das höchste Gut (241) und reine moralische Gesetz, (258) das uneigennützige Achtung fordere, (266) entsprechend so zu präzisieren:

Handle so, dass du jeden Menschen niemals bloß als Mittel, sondern als Zweck an sich selbst gebrauchst.

Schlussfolgerung

Wenn Gutmenschen also unterstellen, allein im Besitz sittlicher Werte zu sein, so ist das eine ungerechtfertigte Anmaßung, weil ihr Anspruch dem Prinzip der Allgemeingültigkeit widerspricht. Im Gegenteil: Indem sie anderen moralische Integrität absprechen, gebrauchen sie diese als Mittel zur Abwertung, also um ihre eigenen Zwecke in eigennütziger Absicht, und d.h. dem Allgemeinheitsgrundsatz zuwider, also widerrechtlich durchzusetzen.


*In Beilage VII seines Buchs Über die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn (²1789) stellt Friedrich H. Jacobi daher die Frage: „hat der Mensch Vernunft; oder hat Vernunft den Menschen?“ (Meiner A, 286) und antwortet: „Ich nehme den ganzen Menschen, ohne ihn zu teilen“ (287) und so trifft denn beides zu…

W. Lübcke, Märtyrer von Nazi-Gnaden

Verena Glanos und Joana Voss, Urteil im Mordfall Lübcke, Kulturzeit, 28.1.2021

Ade, Walter Lübcke

Verena Glanos und Joana Voss beginnen ihren Kulturzeit-Beitrag mit der Einblendung eines Zitats des Ermordeten:

„Es lohnt sich, in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten.“ (im Original sogar in Großbuchstaben)

Im Anschluss daran behaupten sie:

Walter Lübcke zahlte sein Eintreten für Werte mit dem Leben.“

Was auffällt, ist die mangelnde Reflexionsbereitschaft: sowohl auf Seite des Ermordeten als auch auf Seite der ihn Glorifizierenden. Beiden Seiten sei gesagt: Für Werte eintreten ist kein Ausweis von Gut-heit (oder Bös-heit). Auch der Mörder hat Werte; und auch er möchte, dass es sich lohnt, in unserem Land zu leben

Also:

kommt es darauf an, die Werte, für die man/frau (jeweils) eintritt, a) zu bestimmen und b) zu begründen, und zwar — nach demokratischer Gepflogenheit — in einem (nach Möglichkeit herrschaftsfreien) Diskurs. Denn was die wahren Werte sind, steht nicht a priori fest und kann — nach Kant — durch reine spekulative Vernunft gar nicht a priori entschieden werden. — Wertsetzung ist, wenn sie überhaupt in der Macht der (reinen praktischen) Vernunft liegt, ein Akt der Freiheit. — Es ist also ein Diskursverfahren nötig. Doch diesen Diskurs verweigerte Lübcke und verweigern alle, die ihn zu einer Märtyrerfigur aufbauen.

— Ein Märtyrer mag (der zu Lebzeiten wenig bekannte Provinzpolitiker) Lübcke durchaus sein, aber das ist nicht die zunächst und hier entscheidende Frage.

Die Grundfrage lautet vielmehr: Welche Werte sind es, für die Lübcke eintritt?

Nun könnte man/frau wie die Autoren sagen:

„christliche Weltanschauung und flüchtlingsfreundliche Politik“.

Doch sind das überhaupt Werte? Und welche Bedeutung haben diese Werte in der deutschen Gegenwartsgesellschaft?

Dazu drei Anmerkungen:

1) Sind christliche Werte — wie immer sie konkret gefasst sein mögen — überhaupt mehrheitsfähig?

Dass das Christentum zunehmend an Bedeutung verliert — auch dank der hunderttausenden zugeströmten islamistisch sozialisierten Flüchtlinge und der Millionen türkischer und türkisch-kurdischer Einst-„Gastarbeiter“ und deren Nachkommen und Nachgezogenen — ist (völlig wertfrei betrachtet: der bloßen Anzahl nach) Fakt. Ob christliche Werte (überhaupt) noch mehrheitlich Relevanz besitzen, ist also fraglich. Fraglich ist folglich auch, ob diese Werte Politik (überhaupt noch) legitimieren, ja oktroyieren dürfen.

2) Ist flüchtlingsfreundliche Politik überhaupt ein Wert?

a) geschichtlicher Legitimierungsversuch:

Im altgriechisch-römischen Kontext — der ja gern pauschal (!) zur Werteabsicherung herhalten muss — mit Sicherheit nicht: In den griechischen Stadtstaaten waren nur Fremde, d.h. Griechen aus anderen Städten geduldet, wenn sie Steuern zahlten (!) und Barbaren, wenn überhaupt, nur als Sklaven. Im Imperium Romanum war das ähnlich. Da also die Begründung unter Verweis auf die griechisch-römische Tradition versagt, bleibt unter Bezug auf geschichtliche Legitimation nur der Rekurs aufs Christentum. Und dass christliche Herrscher des Mittelalters mit Nicht-Landsleuten, insbes. Nicht-Christen nicht gerade lieb und fürsorglich umgegangen sind, ist ebenfalls Fakt. Auch in der Moderne hat sich am Abgrenzungsgrundsatz grundsätzlich nichts geändert. Die Gründung und Selbstbehauptung der Nationalstaaten machte die Differenz zu den je anderen gar zur Voraussetzung. (Im Frei-Klein-Staat Bayern sagt man/frau gern: Mia san‘ mia.)

b) politischer Legitimierungsversuch:

Also bleibt statt geschichtlicher Legitimation nur der Blick auf die Politik der Vor- und Nach-Weltkriege-Zeit. Damit sind wir beim Lieblingsthema der Gutmenschen. Ein Guter zu sein, Gutmensch zu sein heißt für sie: aus dem Holocaust gelernt zu haben — in christlicher Diktion gesprochen confiteor: mea culpa, mea maxima culpa!! — und alles Nationale so weit möglich zu nihilieren und delegitimieren. Und so kommt es zu der bekannten Umwertung der Werte. Die Fremden und damit ihr Fremd-sein wird zum Wert an sich erhöht und erhält den Primat gegenüber dem ihm Entgegengesetzten, also dem Nicht-Fremden, dem Eigenen, das entsprechend abgewertet wird. (Wobei gar nicht darüber nachgedacht wird, was das Eigene denn überhaupt sein könnte!)

3) Wie demokratisch ist Lübckes Statement?

Das von den Autoren Glanos und Voss verkürzte Zitat Lübckes geht im Originalwortlaut wie folgt weiter:

„und wer diese Werte nicht vertritt, kann jederzeit das Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist.“

Typisch Gutmensch: Statt in einen Diskurs einzutreten, verweigert Gutmensch Lübcke den Diskurs. Noch schlimmer: Er wertet alle Deutschen, die nicht seiner Ansicht sind, als unwert ab, in Deutschland zu leben. Er will nicht mit ihnen reden, er will sie nicht sehen, er will nicht mit ihnen zu tun haben. Er will, dass sie das Land verlassen. Er will die Diktatur der Gutmenschen.

Welch ein Demokrat, der da hofiert wird.

ttt warnt vor Islamisierung

Joachim Gaertner, Islamismus auf dem Bildungsweg, ttt, 17.1.2021

In seinem am 17.1.2021 in der Sendung ttt ausgestrahlten Beitrag stellt Joachim Gaertner fest:

„Es gibt einen europäischen Jihadismus. Doch wie sich die Täter radikalisieren, wie ihre Ideologie verbreitet wird, wie gezielt auch mitten in Deutschland fundamentalistische Institutionen aufgebaut werden – darüber ist in der Öffentlichkeit kaum etwas bekannt.“

Gaertner will dies ändern, also aufklären.

Um die Wege der Indoktrination aufzuzeigen, führte er Experten-Interviews, von denen zwei in seinen Video-Beitrag integriert sind.

I
Expertenmeinungen
1. Hugo Micheron, Terrorismusforscher an der Princeton University
Micheron behauptet:

„Ich habe viele Interviews mit Jihadisten im Gefängnis geführt und war sehr überrascht, dass das Wichtigste für sie Bildung und Erziehung von Kindern ist.“

„Für sie ist das die Zukunft. Sie sagen: Wir waren ein paar Dutzend in den 90er Jahren, wir sind heute 6.000 in Europa. Wenn wir in zehn Jahren 100.000 sind, werden wir siegen.“

2. Heiko Heinisch, Islamismusforscher

Ziel der Islamisten ist also die Machtübernahme durch tausendfache Nachwuchsrekrutierung/-züchtung von klein auf. Als Mittel dienen Radikalisierungszentren, deren Aufbau von unserem Dhimmi-Staat zumindest toleriert, zum Teil sogar mit Steuergeldern bewusst gefördert wird,

wie Heinisch überzeugt ist:

„Es ist nicht nur so, dass deutsche Stellen, staatliche Institutionen, Politiker, mit diesen Organisationen zusammenarbeiten“

„Einige dieser Organisationen werden auch jährlich mit Millionenbeträgen vom deutschen Staat, vom deutschen Steuerzahler gefördert.“

Gaertner geht in seinem Beitrag auf zwei dieser von der Regierung auf Länder- wie auf Bundesebene tolerierten Unterwanderungsbewegungen ein.

II

Islamistische Organisationen in der EU und auf deutschem Boden

  1. Ditib

Die Organisation, die wie keine andere bislang die deutsche Gesellschaft unterwanderte und mit Billigung der Regierung auch weiterhin unterwandern darf und soll (!), ist Ditib.

„Die größte Moschee Deutschlands, die neue Zentralmoschee in Köln, wird, so wie 900 weitere Moscheen in Deutschland, vom Verband Ditib betrieben. Ditib untersteht direkt dem türkischen Ministerpräsidenten Erdoğan und seiner islamistischen Agenda. Sie unterläuft das deutsche Bildungssystem, denn ihre Imame werden in der Türkei ausgebildet und sind Beamte des türkischen Staates. Erdoğan selbst eröffnete die Moschee. Die deutsche Zivilgesellschaft blieb ausgeschlossen. Ditib arbeitet mit dem türkischen Geheimdienst zusammen.

In de[re]n Koranschulen lernen die Kinder etwas ganz Anderes als an öffentlichen Schulen, mussten sogar türkisch-nationalistische Kriegsszenen nachspielen. Dennoch hält die Bundesregierung an einer Zusammenarbeit mit Ditib fest.“ (im Original kein Fettdruck)

Was ist der deutsche Staat doch für ein schwächlich-jämmerliches Waschlappen-Gebilde, der einen Potentaten und Antidemokraten mit nicht-deutschem Pass nebst seiner ihm hörigen Entourage von Primitivlingen ermächtigt, auf einem diesem fremden: dem deutschen Hoheitsgebiet ungeniert türkische Politik zu treiben, und das heißt anti-demokratische, also gegen die Verfassung des deutschen Staates und der deutschen Bevölkerung gerichtete Politik!

2. Muslimbruderschaft in der EU

Eine weitere der durch deutsche Stellen genehmigten Bildungsanstalten (Plural!) ist das Europäische Institut für Humanwissenschaften in Frankfurt. Gaertner merkt hierzu an:

„Tatsächlich bauen Islamisten ein ganzes Bildungssystem auf. Von Koranschulen über Kulturvereine bis zu Universitäten. Meist unter wohlklingenden Namen wie das „Europäische Institut für Humanwissenschaften“ in Frankfurt. Nach Erkenntnissen des hessischen Verfassungsschutzes eine Kaderschmiede der international tätigen Muslimbruderschaft. Ihr Ziel ist die Errichtung eines Gottesstaates. Sie liefert den ideologischen Hintergrund für militante Islamisten, auch für den Mord an Samuel Paty.“ (im Original kein Fettdruck)

Für Heinisch steht fest, dass der Aufruf zum Mord an Paty aus der Muslimbruderschaft heraus initiiert wurde:

„Die Kampagne gegen ihn wurde nicht von Salafisten, nicht von Jihadisten initiiert. Sie wurde von Personen aus dem Umfeld der Muslimbruderschaft initiiert“.

„Der legalistische Islamismus startet die Kampagnen, arbeitet mit dem Wort, benennt quasi das Ziel, das es zu attackieren gilt. Und irgendein Jihadist greift dann eben zur Waffe und attackiert dieses Ziel tatsächlich gewaltsam.“

3. Muslimbruderschaft in Deutschland

Doch die Muslimbruderschaft ist nicht nur im französischsprachigen Europa, sondern auch in Deutschland aktiv. — Der sich ahnungslos stellenden Bundesregierung ist also Mittäterschaft an der Ermordung Patys vorzuwerfen! —
Besonders lehrreich: Laut Gaertner ist die Muslimbruderschaft ausgerechnet in den neuen Bundesländern aktiv, die von Merkel & Co. doch so gern — pauschal — als Neonazi-durseucht diffamiert werden:

„In den letzten Jahren waren die Muslimbrüder besonders im Osten Deutschlands, in Sachsen aktiv. Hier – wo bis vor fünf Jahren kaum Muslime gelebt haben – baute die sogenannte „Sächsische Begegnungsstätte“ gezielt Bildungszentren auf, in denen ein extremistischer Islam gelehrt wird.“

Gemäß des Spruchs Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich völlig ungeniert genießen die Islamisten in diesen Gemeinden Narrenfreiheit. Denn wo sich alles auf die Beobachtung der und den Kampf gegen die Neonazi-Szene konzentriert, können sich andere Biotope (Krebsgeschwüren gleich) wohlgemut und unbehelligt etablieren und wuchern und sich ggf. auch noch bei den Dhimmi-Gutmenschen als Opfer inszenieren:

Die Sachsen: Sind doch alle verkappte Rechte, alle Neonazi-Sympathisanten, die den friedfertigen Islam unterdrücken. Pfui Teufel!

Islamisten also sind die Profiteure der wert-indifferenten deutschen Dhimmi-Gesellschaft, die einerseits sich aus ihrem Holocaust-Trauma heraus instinktiv gegen alles, was rechts ist oder sein könnte lautstark (medienwirksam: verbal!) distanziert und andererseits vor Minderheitenansprüchen kuscht und sich wegduckt. Die Islamisten nutzen und verstärken nur den Trend. Gaertner:

„Das Ziel der Islamisten ist immer, die Gesellschaft zu spalten, autonome muslimische Communities zu schaffen.“

III

Deutschland, einig Dhimmi-Land

Gerade schon vor-polarisierte Gemeinden — sei es, dass ihnen Gespaltenheit lediglich (erst) unterstellt wird, oder dass sie tatsächlich (bereits) gespalten sind — sind also für weitere Spaltung empfänglich. In einigen unserer europäischen Nachbarstaaten ist dies in fortgeschrittenem Stadium schon zu besichtigen.

Heinisch:

„Das lässt sich in manchen Ländern – Frankreich, Belgien, Großbritannien – bereits beobachten.“

„Es gibt dann tatsächlich Parallelgesellschaften, abgeschottete Gebiete, in denen mehrheitlich Muslime leben, in denen nach islamischen Regeln gelebt wird, quasi die Scharia Gültigkeit besitzt.“

Also, Freunde, was Deutschland wahrlich und wahrhaftig braucht: das ist ein wunderschöner, anarchisch wilder Multikulti-Garten!! Ein Paradies –:

unter dem Diktat des Islamismus! Hurra!

Denen, die das nicht wollen — falls es die doch gibt —, sei ins Gedächtnis gerufen: In § 92 Strafgesetzbuch heißt es unter Abs. 3, S. 2:

„Bestrebungen gegen die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland [sind] solche Bestrebungen, deren Träger darauf hinarbeiten, die äußere oder innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen.“

Letzteres, siehe Beispiele in Gaertners Beitrag, ist die Agenda von Merkel & Co. Und die einzige Partei (im Bundestag), die dagegen opponiert, ist die AfD. Und folglich gilt es, die mundtot zu machen: auf dass es niemanden mehr gebe, der Merkel & Co auch nur zu attackieren wage!

 

IV

Relativierung der Kritik

Doch Gaertner ist kein Revoluzzer (höchstens ein ganz klein bisschen). Und auch den Islam findet er, ganz Dhimmi, der er ist, gar nie nicht problematisch. Und um das auch allen Zuschauern und Lesern ja einzuhämmern, kommt zum guten Schluss — wie könnte es denn anders sein — die Aussage, die in einem Gutmenschen-Beitrag in einer Gutmenschen-Sendung in einem Gutmenschen-Programm… auf keinen Fall fehlen darf. Gaertner:

„Rechte Propagandisten missbrauchen die Gewalttaten, um Stimmung gegen die Millionen hier lebender, friedliebender Muslime zu machen. Diese Spaltung ist ganz im Sinne der Islamisten. Man bekämpft sie am ehesten, indem man die fundamentalistischen Einrichtungen enttarnt, ihre Strategie offenlegt und indem man die muslimischen Deutschen darin bestärkt, einen gemäßigten Islam zu leben. Einen Islam, der die strikte Trennung von Religion und Staat bedingungslos anerkennt.“ (im Original kein Fettdruck)

Dass es einen solchen Islam nicht gibt und gar nie nicht geben kann, weil dies dem Islam grundsätzlich widerspricht, ficht Gaertner freilich nicht an.

Er will ja nur den Saul geben

und dabei höchstens ein klein bisschen wider den Stachel löcken…

(Luther; Lukas-Evangelium, 26, 14)