ttt warnt vor Islamisierung

Joachim Gaertner, Islamismus auf dem Bildungsweg, ttt, 17.1.2021

In seinem am 17.1.2021 in der Sendung ttt ausgestrahlten Beitrag stellt Joachim Gaertner fest:

„Es gibt einen europäischen Jihadismus. Doch wie sich die Täter radikalisieren, wie ihre Ideologie verbreitet wird, wie gezielt auch mitten in Deutschland fundamentalistische Institutionen aufgebaut werden – darüber ist in der Öffentlichkeit kaum etwas bekannt.“

Gaertner will dies ändern, also aufklären.

Um die Wege der Indoktrination aufzuzeigen, führte er Experten-Interviews, von denen zwei in seinen Video-Beitrag integriert sind.

I
Expertenmeinungen
1. Hugo Micheron, Terrorismusforscher an der Princeton University
Micheron behauptet:

„Ich habe viele Interviews mit Jihadisten im Gefängnis geführt und war sehr überrascht, dass das Wichtigste für sie Bildung und Erziehung von Kindern ist.“

„Für sie ist das die Zukunft. Sie sagen: Wir waren ein paar Dutzend in den 90er Jahren, wir sind heute 6.000 in Europa. Wenn wir in zehn Jahren 100.000 sind, werden wir siegen.“

2. Heiko Heinisch, Islamismusforscher

Ziel der Islamisten ist also die Machtübernahme durch tausendfache Nachwuchsrekrutierung/-züchtung von klein auf. Als Mittel dienen Radikalisierungszentren, deren Aufbau von unserem Dhimmi-Staat zumindest toleriert, zum Teil sogar mit Steuergeldern bewusst gefördert wird,

wie Heinisch überzeugt ist:

„Es ist nicht nur so, dass deutsche Stellen, staatliche Institutionen, Politiker, mit diesen Organisationen zusammenarbeiten“

„Einige dieser Organisationen werden auch jährlich mit Millionenbeträgen vom deutschen Staat, vom deutschen Steuerzahler gefördert.“

Gaertner geht in seinem Beitrag auf zwei dieser von der Regierung auf Länder- wie auf Bundesebene tolerierten Unterwanderungsbewegungen ein.

II

Islamistische Organisationen in der EU und auf deutschem Boden

  1. Ditib

Die Organisation, die wie keine andere bislang die deutsche Gesellschaft unterwanderte und mit Billigung der Regierung auch weiterhin unterwandern darf und soll (!), ist Ditib.

„Die größte Moschee Deutschlands, die neue Zentralmoschee in Köln, wird, so wie 900 weitere Moscheen in Deutschland, vom Verband Ditib betrieben. Ditib untersteht direkt dem türkischen Ministerpräsidenten Erdoğan und seiner islamistischen Agenda. Sie unterläuft das deutsche Bildungssystem, denn ihre Imame werden in der Türkei ausgebildet und sind Beamte des türkischen Staates. Erdoğan selbst eröffnete die Moschee. Die deutsche Zivilgesellschaft blieb ausgeschlossen. Ditib arbeitet mit dem türkischen Geheimdienst zusammen.

In de[re]n Koranschulen lernen die Kinder etwas ganz Anderes als an öffentlichen Schulen, mussten sogar türkisch-nationalistische Kriegsszenen nachspielen. Dennoch hält die Bundesregierung an einer Zusammenarbeit mit Ditib fest.“ (im Original kein Fettdruck)

Was ist der deutsche Staat doch für ein schwächlich-jämmerliches Waschlappen-Gebilde, der einen Potentaten und Antidemokraten mit nicht-deutschem Pass nebst seiner ihm hörigen Entourage von Primitivlingen ermächtigt, auf einem diesem fremden: dem deutschen Hoheitsgebiet ungeniert türkische Politik zu treiben, und das heißt anti-demokratische, also gegen die Verfassung des deutschen Staates und der deutschen Bevölkerung gerichtete Politik!

2. Muslimbruderschaft in der EU

Eine weitere der durch deutsche Stellen genehmigten Bildungsanstalten (Plural!) ist das Europäische Institut für Humanwissenschaften in Frankfurt. Gaertner merkt hierzu an:

„Tatsächlich bauen Islamisten ein ganzes Bildungssystem auf. Von Koranschulen über Kulturvereine bis zu Universitäten. Meist unter wohlklingenden Namen wie das „Europäische Institut für Humanwissenschaften“ in Frankfurt. Nach Erkenntnissen des hessischen Verfassungsschutzes eine Kaderschmiede der international tätigen Muslimbruderschaft. Ihr Ziel ist die Errichtung eines Gottesstaates. Sie liefert den ideologischen Hintergrund für militante Islamisten, auch für den Mord an Samuel Paty.“ (im Original kein Fettdruck)

Für Heinisch steht fest, dass der Aufruf zum Mord an Paty aus der Muslimbruderschaft heraus initiiert wurde:

„Die Kampagne gegen ihn wurde nicht von Salafisten, nicht von Jihadisten initiiert. Sie wurde von Personen aus dem Umfeld der Muslimbruderschaft initiiert“.

„Der legalistische Islamismus startet die Kampagnen, arbeitet mit dem Wort, benennt quasi das Ziel, das es zu attackieren gilt. Und irgendein Jihadist greift dann eben zur Waffe und attackiert dieses Ziel tatsächlich gewaltsam.“

3. Muslimbruderschaft in Deutschland

Doch die Muslimbruderschaft ist nicht nur im französischsprachigen Europa, sondern auch in Deutschland aktiv. — Der sich ahnungslos stellenden Bundesregierung ist also Mittäterschaft an der Ermordung Patys vorzuwerfen! —
Besonders lehrreich: Laut Gaertner ist die Muslimbruderschaft ausgerechnet in den neuen Bundesländern aktiv, die von Merkel & Co. doch so gern — pauschal — als Neonazi-durseucht diffamiert werden:

„In den letzten Jahren waren die Muslimbrüder besonders im Osten Deutschlands, in Sachsen aktiv. Hier – wo bis vor fünf Jahren kaum Muslime gelebt haben – baute die sogenannte „Sächsische Begegnungsstätte“ gezielt Bildungszentren auf, in denen ein extremistischer Islam gelehrt wird.“

Gemäß des Spruchs Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich völlig ungeniert genießen die Islamisten in diesen Gemeinden Narrenfreiheit. Denn wo sich alles auf die Beobachtung der und den Kampf gegen die Neonazi-Szene konzentriert, können sich andere Biotope (Krebsgeschwüren gleich) wohlgemut und unbehelligt etablieren und wuchern und sich ggf. auch noch bei den Dhimmi-Gutmenschen als Opfer inszenieren:

Die Sachsen: Sind doch alle verkappte Rechte, alle Neonazi-Sympathisanten, die den friedfertigen Islam unterdrücken. Pfui Teufel!

Islamisten also sind die Profiteure der wert-indifferenten deutschen Dhimmi-Gesellschaft, die einerseits sich aus ihrem Holocaust-Trauma heraus instinktiv gegen alles, was rechts ist oder sein könnte lautstark (medienwirksam: verbal!) distanziert und andererseits vor Minderheitenansprüchen kuscht und sich wegduckt. Die Islamisten nutzen und verstärken nur den Trend. Gaertner:

„Das Ziel der Islamisten ist immer, die Gesellschaft zu spalten, autonome muslimische Communities zu schaffen.“

III

Deutschland, einig Dhimmi-Land

Gerade schon vor-polarisierte Gemeinden — sei es, dass ihnen Gespaltenheit lediglich (erst) unterstellt wird, oder dass sie tatsächlich (bereits) gespalten sind — sind also für weitere Spaltung empfänglich. In einigen unserer europäischen Nachbarstaaten ist dies in fortgeschrittenem Stadium schon zu besichtigen.

Heinisch:

„Das lässt sich in manchen Ländern – Frankreich, Belgien, Großbritannien – bereits beobachten.“

„Es gibt dann tatsächlich Parallelgesellschaften, abgeschottete Gebiete, in denen mehrheitlich Muslime leben, in denen nach islamischen Regeln gelebt wird, quasi die Scharia Gültigkeit besitzt.“

Also, Freunde, was Deutschland wahrlich und wahrhaftig braucht: das ist ein wunderschöner, anarchisch wilder Multikulti-Garten!! Ein Paradies –:

unter dem Diktat des Islamismus! Hurra!

Denen, die das nicht wollen — falls es die doch gibt —, sei ins Gedächtnis gerufen: In § 92 Strafgesetzbuch heißt es unter Abs. 3, S. 2:

„Bestrebungen gegen die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland [sind] solche Bestrebungen, deren Träger darauf hinarbeiten, die äußere oder innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen.“

Letzteres, siehe Beispiele in Gaertners Beitrag, ist die Agenda von Merkel & Co. Und die einzige Partei (im Bundestag), die dagegen opponiert, ist die AfD. Und folglich gilt es, die mundtot zu machen: auf dass es niemanden mehr gebe, der Merkel & Co auch nur zu attackieren wage!

 

IV

Relativierung der Kritik

Doch Gaertner ist kein Revoluzzer (höchstens ein ganz klein bisschen). Und auch den Islam findet er, ganz Dhimmi, der er ist, gar nie nicht problematisch. Und um das auch allen Zuschauern und Lesern ja einzuhämmern, kommt zum guten Schluss — wie könnte es denn anders sein — die Aussage, die in einem Gutmenschen-Beitrag in einer Gutmenschen-Sendung in einem Gutmenschen-Programm… auf keinen Fall fehlen darf. Gaertner:

„Rechte Propagandisten missbrauchen die Gewalttaten, um Stimmung gegen die Millionen hier lebender, friedliebender Muslime zu machen. Diese Spaltung ist ganz im Sinne der Islamisten. Man bekämpft sie am ehesten, indem man die fundamentalistischen Einrichtungen enttarnt, ihre Strategie offenlegt und indem man die muslimischen Deutschen darin bestärkt, einen gemäßigten Islam zu leben. Einen Islam, der die strikte Trennung von Religion und Staat bedingungslos anerkennt.“ (im Original kein Fettdruck)

Dass es einen solchen Islam nicht gibt und gar nie nicht geben kann, weil dies dem Islam grundsätzlich widerspricht, ficht Gaertner freilich nicht an.

Er will ja nur den Saul geben

und dabei höchstens ein klein bisschen wider den Stachel löcken…

(Luther; Lukas-Evangelium, 26, 14)

 

Islamkritik in der Kulturzeit

Nina M. Brunner im Gespräch mit Ebrahim Afsah über den Anschlag in Wien, Kulturzeit, 3.11.2020

Nina M. Brunner im Gespräch mit Hamed Abdel-Samad über „Aus Liebe zu Deutschland“, Kulturzeit, 3.11.2020

Viele Fragen an die Behörden, Tagesschau, 4.11.2020

Anlässlich des Terroranschlags in Wien am 2. November 2020 — begangen von einem 20-jährigen IS-Sympathisanten mit Doppelstaatsangehörigkeit (Österreich und Nordmazedonien), der frühzeitig aus der Haft entlassen wurde, „weil der Mann an einem Deradikalisierungsprogramm teilgenommen hatte“ — strahlte die Kulturzeit am Tag danach zwei Gespräche, geführt von Nina M. Brunner, aus, um diesen Anschlag aus übergeordneter Perspektive zu reflektieren.

  • Gespräch 1 mit Ebrahim Afsah, Professor für Rechtswesen und Ethik im Islam an der Universität Wien;
  • Gespräch 2 mit Hamed Abdel-Samad, Schriftsteller

Beide schildern die in Österreich bzw. Deutschland vorherrschende Dhimmi-Kultur: Afsah aus seiner Sicht als Professor an der Uni Wien, Abdel-Samad aus seiner Erfahrung als Islamkritiker in Deutschland.

Beide Gespräche sind ungekürzt widergegeben. Entscheidende Passagen sind fett gedruckt.

Gespräch 1

B. Bis gestern war Österreich ja nicht direkt vom dschihadistischen Terror betroffen. Gibt es Ihrer Meinung nach eine Begründung dafür, dass Wien jetzt in den Fokus gerückt ist, die über die Biografie des Täters hinausgeht?

 

A. Ich glaube nicht. Ich glaube nicht, dass Österreich irgendetwas getan oder unterlassen hat, was diese Anschläge provoziert haben könnte. Das sind Anschläge, die in dem weiteren europäischen Kontext zu sehen sind und in diesem weiteren Kulturkampf, den wir seit spätestens den dänischen Karikaturen Mitte der 2000er Jahre sehen.

 

B. In diesen weiteren Kontext zählt jetzt ja auch der aktuelle Streit zwischen dem türkischen Präsidenten Erdoğan und seinem französischen Amtskollegen Macron. Wie hat denn diese Debatte die muslimische Gemeinschaft in Österreich beeinflusst?

 

A. Es ist wichtig, meiner Meinung nach, hervorzuheben: wir haben uns ein bisschen auf Erdoğan eingeschossen, aber sehr viele muslimische Staatsoberhäupter, zum Beispiel auch der als moderat geltende König von Marokko, der König von Jordanien oder der Emir von Kuwait haben sich sehr sehr ähnlich wie Herr Erdoğan dazu geäußert. Das ist also eine breiter angelegte Kampagne und fällt eben in diesen Kulturkampfkontext, den ich angesprochen habe. Es ist also kein Erdoğan-Problem.

 

B. Der von der Polizei gestern erschossene Attentäter, der war den Behörden ja offenbar länger schon bekannt, radikalisierte sich, das wusste man. Welche Versäumnisse sind denn da der österreichischen Justiz und dem Staatsschutz zuzuschreiben?

 

A. Wissen Sie, es ist einfach, in einer Situation wie jetzt nach schnellen Schuldigen zu suchen. Ich glaube, den Verfassungsstaat, den wir haben, also die Rechtsordnung und eben auch die Strafrechtsordnung, die wir haben, gibt eben nur ein bestimmtes Maß an Maßnahmen her. Und ob die nun hier ausgereizt worden sind oder nicht, maße ich mir nicht an zu bemessen; aber ähnliche Fälle können immer wieder passieren. Ich glaube nicht, dass man diese Anschläge den Strafverfolgungsbehörden zumessen kann. Es ist eben auch ein relativ großer Sumpf, aus dem solche Leute kommen. Er ist, ich will nicht sagen unerschöpflich, aber ist zumindest sehr sehr groß. Ich glaube nicht, dass man alle diese Leute überprüfen kann.

 

B. Immer fordert die Politik nach solchen Attentaten ganz schnell irgendwie hartes Durchgreifen. Was halten Sie denn von solchen Parolen, die natürlich kommen, auch heute in Österreich?

 

A. Es sind eben Parolen, wie Sie sagen. Man vergisst immer wieder, dass das ein lang anhaltender Kulturkampf ist, in dem die westliche Lebensordnung sich selbstbewusst verteidigen muss, und zwar nicht nur verteidigen im Sinne von Maßnahmen, die es trifft, sondern indem es eben auch seine Lebensart selbstbewusst, stolz vertritt und dementsprechend auch ein Anpassen an diese Lebensart einfordert. Ich unterrichte ja nun, wie gesagt, einen Haufen muslimischer Studenten, und ich hab‘s mit der organisierten islamischen Vertretung hier in Österreich zu tun; und ich muss einfach sagen, dass dort im ganz normalen täglichen Leben mit ganz normalen sogenannten moderaten Muslimen eklatante Probleme liegen. Und das sind keine Probleme, die wir mit dem Strafrecht lösen. Das sind auch keine Probleme, die jetzt immer im Nachgang eines jeweiligen Anschlags lösen können. Da müssen wir uns als Gesellschaft einfach ein etwas längeres Gedächtnis zulegen.

 

B. Sie sagen eklatante Probleme. Da möchte ich jetzt kurz, zum Schluss einmal nachfassen. Was heißt das denn für Sie als Professor mit einem Lehrstuhl? Heißt das, sie zensieren sich teilweise schon selbst?

 

A. Also es ist offensichtlich, dass die Universität mich zensiert, zum Beispiel, ich bin eingestellt worden, um sogenannte Islamlehrer, die Unterricht ausüben sollen, irgendwann später sogenannte Imame, unter anderem auszubilden in islamischem Recht. Die Glaubensgemeinschaft hat das, massiv dagegen protestiert. Und darauf hat eben die Universität der Glaubensgemeinschaft, noch bevor ich kam, zugesichert: Macht euch keine Sorgen, der Typ wird nur Juristen unterrichten, eure muslimischen Kinder werden von einem Rechtgeleiteten unterrichtet werden. Das ist natürlich ein Problem. Und wenn Sie solche Zugeständnisse machen, brauchen Sie sich nicht zu wundern, dass dann mehr Forderungen kommen, und die sind jetzt in meiner speziellen Vita immer wieder gekommen. Es wurde immer wieder nachgegeben.

2. Gespräch

B. Bevor wir auf Ihr Buch [Aus Liebe zu Deutschland. Ein Warnruf] und Deutschland zu sprechen kommen, noch mal ein Reflex betreffend Österreich. Man weiß noch nicht allzu viel, aber der Attentäter war den Behörden offenbar bekannt als Sympathisant vom sogenannten IS. Was sagt Ihnen dieser Fall?

 

A.-S. Ich sage, ich als Islamkritiker und viele andere Islamkritiker müssen ja ihre Bewegungsfreiheit beschränken. Die leben in Angst. Wir leben unter Polizeischutz. Ich wechsle meine Wohnung alle drei, vier Monate, aber ein Gefährder, ein Salafist, ein Islamist können sich frei bewegen und sogar auch Menschen umbringen. Irgendetwas läuft schief in diesem Land, in diesem Kontinent. Europa ist dabei, seine Werte aufzugeben zugunsten von einem komischen Verständnis von Toleranz. Die westliche Zivilisation scheint aus der Mode gekommen zu sein für westliche Intellektuelle und westliche Politiker. Man will Minderheiten schützen. Das ist nobel. Man will Muslime nicht vor den Kopf stoßen. Das ist auch nobel. Aber im Namen dieser falsch verstandenen Toleranz lässt man zu, dass die Intoleranten ihre Infrastrukturen aufbauen, dass sie unsere Werte verachten und uns auch ihre Werte aufzwingen. Sie bestimmen, wer Mohammed zeichnet oder nicht. Sie bestimmen, was geschrieben wird oder nicht. Und ich höre seit dem elften September nur die gleichen Sonntagsreden: Wir dürfen die Intoleranten nicht mit Intoleranz, nicht begegnen. Wir kämpfen mit aller Vehemenz gegen Terrorismus. Aber ich sehe keine Strategie, keine Konzepte. Ich sehe, dass man versucht hat, sogar Islamisten ins Boot zu holen: türkische Organisationen, Erdoğan-Anhänger. Und am Ende hat man aber nicht erreicht, dass wir den Terrorismus bekämpfen, sondern Islamismus stärken. Mit dieser falsch verstandenen Toleranz haben wir nicht Minderheiten geschützt, sondern eher Islamisten gestärkt, Rechtsradikale gestärkt und die Demokratie geschwächt.

 

B. In Ihrem Buch gehen Sie ja konkret auf Deutschland ein. Sie schreiben: Eine unsichere Identität lädt diejenigen, die neu dazukommen, nicht zu Integration und Teilhabe ein. Was fehlt denn gerade Deutschland für eine gefestigte Identität?

 

A.-S. Vor allem Selbstbewusstsein. Ich sehe Schuldkult, Schuldbewusstsein, aber kein Selbstbewusstsein. Eine auf Schuld basierende Identität lädt weder Deutsche noch Migranten dazu ein, diese Identität zu umarmen, im Gegenteil. Das ist eine Identität, die abstoßend wirkt. Man muss an seine eigenen Werte wirklich glauben. Man muss diese Werte auch artikulieren. Und auch wenn Migranten kommen und sagen, das sind unsere Werte, und jeder, der zu uns kommt, muss sich daran halten. Wir zeichnen Propheten, Päpste und Politiker. Wir ziehen jeden durch den Kakao. Aber irgendwie wissen wir nicht, was wir von Migranten verlangen können. Wir wissen mittlerweile, was wir ihnen anbieten können: Sprachkurse, Integrationskurse und so weiter. Aber wir wissen nicht, was wir von ihnen verlangen können, sondern wir haben Integrationsangebote, aber keine Integrationsgebote. Wir haben keine Sanktionsmöglichkeiten. Jeder kann bei uns machen, was er will. Und sie lachen über uns mittlerweile, weil sie haben den Eindruck, wir sind schwach, wir nehmen unsere Werte nicht ernst. Und ich sehe, dass wir nicht so entschlossen für unsere Werte eintreten wie die Islamisten für ihre schlechten Werte.

 

B. Sie bemängeln ja auch ganz konkret in Deutschland eine Diskursverengung auf der politischen Linken einerseits und eine apolitische Besitzstandwahrung der bürgerlichen Mitte andererseits. Inwiefern unterscheidet sich Deutschland von anderen westlichen Demokratien? Denn diese Phänomene der Polarisierung, die gibt‘s ja überall.

 

A.-S. Die Phänomene der Polarisierung gibt‘s überall, aber jedes Land muss seine Konzepte selbst entwickeln, und ich hab dieses Buch zu Deutschland geschrieben, an die deutsche bürgerliche Mitte auch gerichtet. Es kann nicht sein, dass alle Themen und Diskurse in Deutschland von den Rändern bestimmt werden, sei es, wenn wir über die Corona-Krise sprechen, über Islamismus, über Rassismus. Und es kann nicht sein, dass bei jeder Debatte alles emotional aufgeladen wird, dass kaum eine sachliche Debatte möglich ist. Es kann nicht sein, dass Erdoğan zum Beispiel mehr Einfluss auf Deutschland hat als umgekehrt. Es kann nicht sein, dass wir nicht imstande sind, den Islam und Europa zu modernisieren, und stattdessen wird Europa vom Islam islamisiert. Das geht überhaupt nicht. Wir müssen Kante zeigen. Wir müssen diese Engführung des Begriffs Toleranz ändern. Wir müssen das verändern, wie wir über Toleranz und Islamismus denken. Wir haben die Aufklärung zugunsten einer falsch verstandenen Toleranz aufgegeben, zugunsten von Multikultki und Ethnofetischismus. Das geht nicht. Deutschland muss wieder zeigen, was dieses Land ausmacht. Wir sind gerne ein offenes Land, aber wir müssen auch Grenzen zeigen und auch Sanktionen gegenüber Islamisten, aber auch, natürlich, Rechtsradikalen auch zeigen. Aber das Land ist gerade irgendwie so lasch. Die bürgerliche Mitte zieht sich in Komfortzonen, in intellektuelle und emotionale Komfortzonen, und die Ränder wachsen und bestimmen die Themen. So schwächt sich die Demokratie selbst. So schwächt sich die westliche Zivilisation selbst. Und der Islamismus ist nicht die größte Gefahr für die westliche Zivilisation und auch für Deutschland, sondern dass diese Zivilisation, diese Kultur sich selbst aufgibt.

Ernst nehmen muss man/frau die geäußerte Kritik in beiden Statements freilich nicht: Sind sie doch nur das Geschwätz von Islamophoben, denen — ausnahmsweise: anlässlich des real stattgefundenen Terrors — mal ein wenig Raum für ihre kruden Ansichten im Diskurs zugestanden werden musste —

Ach sind wir doch tolerant und generös, wir Kulturzeitler —

Peter Stolz zur Dhimmi-Kultur in Deutschland

Peter Stolz, Was Berliner Schulen aus dem Mord an Samuel Paty lernen müssen, Tagesspiegel online, 25.10.2020

Kulturzeit“ vom 28.10.2020

Peter Stolz, Vorsitzender des Berliner Landesverbands der Deutschen Geschichtslehrer, sagt, worin die Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland bestehen:

  • In Frankreich: Meinungsfreiheit, uneingeschränkt
  • in Deutschland: Meinungsfreiheit politischer Korrektheit untergeordnet

Zwar ist auch in Frankreich die Meinungsfreiheit gefährdet (siehe Simone Hoffmanns Beitrag für die Ausgabe der Kulturzeit“ vom 28.10.2020 und Über die Wirkung des Islamistischen Terrors auf die Meinungsfreiheit hierzu), aber immerhin wird die Meinungsfreiheit als Wert nicht relativiert. In Deutschland ist die Lage laut Stolz jedoch anders:

„Auch in unserem alltäglichen Wirken wird unser dienstlicher Auftrag immer wieder infrage gestellt. Lehrkräfte und Schulleitungen sehen sich dem Druck ausgesetzt, Themen und Diskussionen zu vermeiden, bei denen mit Kritik aus islamischen Communitys zu rechnen ist.

Wir machen also die Erfahrung, dass aus unserer Sicht notwendige Lehrinhalte aus Angst vor idiosynkratisch motivierten Reaktionen nicht behandelt werden.

Wir erleben, dass Schulleitungen zur Einschätzung kommen, zur Wahrung des Schulfriedens bestimmte Exkursionen zu verbieten, mit Verweis auf religiöse Identitätsbildungsprozesse und zulasten der uns im gesellschaftswissenschaftlichen Aufgabenfeld auferlegten Pflicht zu Pluralismus und Kontroversität.“

Grundsätzlich gilt: Pluralismus und Kontroversität sind Grundsätze einer offenen Gesellschaft. Pluralismus aber setzt Gleichheit voraus.

Doch Gleichheit ist in Deutschland vornehmlich dadurch verbürgt, als jede Gruppierung (Schwule, Lesben, Moslems, etc.) für sich in Anspruch nehmen darf, (in Differenz zu allen andern) etwas Besonderes zu sein. (Primat der Vielheit gegenüber der Einheit — vs. Macrons Appell) Und insofern wird — soll dieser Diskurs herrschaftsfrei sein — jede Gruppierung von allen Diskursteilnehmern als in gleichem Maße schützenswert angesehen (quasi um Artensterben zu verhindern). Dieses Diversifikationsgebot ist weitgehend allgemein akzeptiert.

Indem aber alle Gruppierungen daraus je für sich das Recht ableiten, in ihrer Besonderheit von allen andern geschützt zu werden, bestimmt nicht die Mehrheit, sondern die jeweilige pressure group jeweils darüber, was sie als nicht hinterfragbare Werte ansetzt und verlangt, dass zumindest ihre Tabusetzungen (!) von allen andern akzeptiert und eingehalten werden. (z.B. Mohammed, der Prophet darf nicht kritisiert werden!)

Gibt es nun Gruppierungen, die aus welchem Grund auch immer, den Grundsatz politischer Korrektheit als oberste Maxime ansehen und auf die Formulierung weiterer und/oder anderer Forderungen ihrerseits freiwillig verzichten, fehlt ein Korrektiv gegen forcierte Durchsetzungsbestrebungen der Weltanschauungen manch anderer pressure group(s). So kann das Zugeständnis des Kopftuchtragen-dürfens kleiner Mädchen in Schulen dazu führen, dass durch diese Praxis-Intervention (faktisch) Zwang zum Kopftuchtragen-müssen für die entsteht bzw. entstehen soll (!), die sich dem bislang widersetzten…

Insbesondere die Unterwerfung der (schweigenden) Mehrheit unter die Wertvorstellungen der Islamverbände ist zu beobachten. Sie bestimmen den Diskurs politischer Korrektheit (Islam-Konferenz genannt): was „Deutschland“ zu akzeptieren habe – will es sich nicht dem Vorwurf aussetzen, islamophob zu sein. Und da alle nicht-moslemischen Gutmenschen (die am Diskurs teilnehmen) dies scheuen (wie der Teufel das Weihwasser), wird u.a. die Weltanschauung der Islamverbände zunehmend zum Maßstab politischen Handelns…

Willkommen im Dhimmi-Staat Deutschland…

Simone Hoffmann über die Wirkung des Islamistischen Terrors auf die Meinungsfreiheit in Frankreich

Kulturzeit“ vom 28.10.2020

Nizza: Tote und Verletzte bei Messerangriff, ZDF Panorama, 29.10.2020

Simone Hoffmann stellt in ihrem Beitrag für die Kulturzeit vom 28.10.2020 die Frage:

„hat der islamistische Terror der Republik längst einen Maulkorb verpasst?“

Sie beantwortet die Frage eher mit ja. 3 Statements hat sie ausgewählt, um dies zu belegen:

I

Patrick Pelloux, der sieben Jahre für Charlie Hebdo arbeitete:

„Die Politik muss schnell reagieren, sonst wird es dramatische Konsequenzen haben, nicht nur in Jahren, sondern schon in den nächsten Monaten. Es geht es nicht um die Frage, ob es noch einen Anschlag geben wird, sondern nur noch darum, wann.“

„Es muss eine Empörungswelle geben. Wir haben jahrhundertelang gebraucht, um uns von der Diktatur des Klerus zu befreien, der die Macht hatte. Die Unterdrückung des Volks durch die Kirche war einer der Motoren der Französischen Revolution.“

II

Kevin Boussuet, Lehrer:

„Man kann in Frankreich tatsächlich nicht mehr alles sagen, weil inzwischen manche Themen die Schüler schockieren. Wir bemerken, wie es auch eine Identitätsfrage für sie ist. Sie haben eine muslimische Identität, die ihre republikanische Identität zerschmettert. Sie sind in Familien aufgewachsen, in denen sich alles um die Religion dreht. Und dann kommt die Schule.“

III

Hassen Chalghoumi, Leiter der Moschee von Drancy

„Die moderaten Moslems sind die Mehrheit. Sie müssen aufwachen. Wacht auf! Im Namen der Menschheit und Allahs, eures Gottes, den diese kriminellen Mörder für sich allein beanspruchen.“

Fazit

Die Interviewten antworteten zwar aus (beruflich bedingt) unterschiedlicher Perspektive auf die Aushöhlung der Meinungsfreiheit, doch die wesentlichen Gründe sind klar benannt: Die Lethargie der säkularen, wenig glaubensüberzeugten Christen sowie die Zurückhaltung (bzw. das klammheimliche Einverständnis) gemäßigter Moslems stärkt die Position der (extrem) gewaltbereiten Islamisten, die Pluralität von Meinung (in gewaltloser Konfliktaustragung) zu akzeptieren weder gelernt haben noch jemals lernen werden wollen. Wenn aber Bildung scheitert — und das Scheitern ist ob der Bildungsverweigerung und -bekämpfung der Islamisten vorprogrammiert, bleibt dem Staat nur mehr möglich, der Aggressivität seiner Feinde durch Gegengewalt, die Exekutive, (möglichst vor der Tat) im Rahmen der Verfassung Einhalt zu gebieten. Eine Serie von (hoffentlich allesamt vereitelten) Terroranschlägen ist die nur schwer zu beendende Folge…

 

 

Erdoğan – privat sehr lustig

Ankara protestiert gegen Erdogan-Karikatur, Tagesschau, 28.10.2020

Eskalation im Fall Macron contra Erdoğan 

  • Anlass: Nach der Ermordung Samuel Patys (siehe u.a. Frankreich trauert um von Flüchtling enthaupteten Lehrer) rechtfertigt Frankreichs Präsident Macron die Veröffentlichung von Mohammed-Karrikaturen (im Satire-Magazin Charlie Hebdo).
  • Unmittelbar darauf Erdoğans Reaktion: Als Kalif vom Bosporus und damit oberster Mohammed-Apologet der Türkei bezeichnet er Macron, den Ungläubigen, als (vermeintlich) psychisch krank.
  • Nun in Reaktion auf Erdoğans Beleidigung: Charlie Hebdo prüft Erdoğans Gelassenheit.

„Die Karikatur auf der Titelseite der Mittwochausgabe von „Charlie Hebdo“, die am Dienstagabend schon online veröffentlicht wurde, zeigt Erdogan in weißem Oberteil und Unterhose auf einem Sessel sitzend. Er hält eine Dose in der Hand und hebt das Gewand einer verschleierten Frau hoch, um ihr nacktes Hinterteil zu enthüllen. „Ohh! Der Prophet!“, heißt es dazu in einer Sprechblase. Die Seite ist betitelt mit den Worten: „Erdogan – privat ist er sehr lustig“.“

Mal sehen, ob Mutti wieder — wie im einst im Fall Böhmermann (siehe Merkel opfert Böhmermann I und II) — ihrem Lieblingspotentaten Erdoğan untertänigst zu Hilfe eilt…

und wie die Ober-Dhimmis der Republik sich verhalten…

Vermutlich altbewährt — so weit möglich: Augen zu und Maul halten

Erdoğan – Verteidiger der Glaubensfreiheit

Andrea Nüsse, Macron nimmt den Kampf mit den geistigen Brandstiftern auf, Tagesspiegel online, 27.10.2020

Erdogan nennt europäische Politiker „Kettenglieder der Nazis“, Tagesspiegel online, 26.10.2020

Gudrun Harrer, Macron und der Islam: Nichts daraus gelernt, Standard online, 26.10.2020

Susanne Güsten, Türkei beklagt deutschen „Hass“ nach Razzia, Tagesspiegel online, 24.10.2020

Hans Monath, Der blinde Fleck der Linken, Tagesspiegel online, 22.10.2020

– I –

Auf Macrons Verurteilung des Mords an Samuel Paty und seiner Ankündigung auf kompromisslose Verteidigung der Meinungsfreiheit in seinem Land: Frankreich —

schwieg das unsolidarische, kriecherische Deutschland:

„Und in Deutschland? „Herrscht weitgehende Stille“, wie der Juso-Chef und SPD-Vize [Kevin Kühnert] nun in einem Gastbeitrag im „Spiegel“ völlig zutreffend geschrieben hat.“ (Monath) —

Anders Erdoğan: Er, der sich gern als Kalif vom Bosporus inszeniert, (siehe Rückeroberung der Hagia Sophia zur Moschee) fühlte sich bemüßigt, nicht nur Macrons Haltung, sondern ihn persönlich anzugreifen:

Erdoğan „zweifelte am Montag, wie schon am Wochenende, die psychische Gesundheit des französischen Präsidenten an.“ (Tagesspiegel, 26.10.2020)

Kommentar Gudrun Harrer:

a) zum Fehlen der Vernunft in muslimischen Kreisen:

„Nun kann man nüchtern feststellen, dass sich Menschen, die nicht tiefer reflektieren können oder wollen als der sprichwörtliche Stier angesichts des roten Tuchs, eben leicht mobilisieren lassen.“

b) zur Kalif-Anwärterschaft von Erdoğan:

Erdoğan „kann in der islamischen Welt zeigen, dass die Türken – und nicht die Araber – die wahren Verteidiger der Ehre des Propheten sind.“

– II –

Erdoğan, der die Re-Islamisierung seines Landes: Türkei mit all der ihm zur Verfügung stehenden Macht vorantreibt, geriert sich nun auch noch als Verteidiger der Glaubensfreiheit.

„Der türkische Präsident kritisierte zudem erneut eine Razzia in einer Berliner [Mevlana-]Moschee wegen Verdachts auf Corona-Subventionsbetrug.

Erdogan verweist auf die Glaubensfreiheit

„Von hier aus appelliere ich natürlich auch an Kanzlerin Merkel. Bei euch gibt es doch angeblich Glaubensfreiheit? (…) Wie kann es dann sein, dass bei einem Morgengebet mehr als 100 Polizisten die Moschee angreifen?“, sagte Erdogan. In der Türkei könne so etwas nicht passieren, „denn bei uns gibt es wahre Glaubensfreiheit“.“ (Tagesspiegel, 26.10.2020)

Glaubensfreiheit à la Erdoğan: soll heißen:

Unterwerft euch gefälligst, ihr scheiß Ungläubigen!

Werdet Dhimmis — besser noch: konvertiert, oder wir zertreten euch.

Allāhu akbar!

Und was macht Mutti-Deutschland?

Alternativlose Politik! Sprich:

Maul halten! und Dhimmi-Kuschelkurs fortsetzen!

Hurra!

 

Sokrates ein Spieler? Dominik Erhards abstruses Philosophiegeplapper

„Ich will doch nur spielen…“, aspekte, 23.10.2020

Christian Wulff findet seinen Satz zum Islam „notwendiger denn je“, Welt online, 18.9.2020

Julien Dupuy (Regie), Stephen King – das notwendige Böse, Arte, 2020

In die Aspekte-Sondersendung „Ich will doch nur spielen…“ vom 23.10.2020 wurde ein Beitrag von Gerald Giesecke integriert, in dem u.a. Dominik Erhard zu Wort kam. Seine Antworten auf die beiden nachfolgend genannten (selbst-gestellten?) Fragen sind ungekürzt widergegeben:

Ist spielen sogar göttlich?

Man kann, wenn man sich fragt, welche Rolle die Religion eingenommen hat in Bezug auf das Spiel, sehr klar sagen, dass Länder oder Gesellschaften, die christlich geprägt waren durch einen strafenden Gott, der sagt, entweder du tust, was ich sage, was ich meine, oder ich entziehe dir praktisch meinen Zuspruch, dass man in solchen Gesellschaften weniger Spiel hat, wie zum Beispiel logischerweise auch in unserer Gesellschaft, wo man sagt, man muss eine gewisse Sache tun, um jemandem zu gefallen. Man hat sehr wenig Möglichkeiten, um dem Zufall eine Tür zu öffnen und sehr wenig Möglichkeiten, um zu scheitern. Im antiken Griechenland zum Beispiel war das komplett anders. Da waren die Götter anders aufgestellt. Da war die ganze Religion eine andere, weil der ganze Olymp bevölkert war von Göttern, die auch scheitern, die auch fremdgehen, es sich mit ihren Lieben verscherzen. Und da konnte man auch in der Gesellschaft sagen, wir spielen, weil die Götter sind wie wir.

Und was sagen große Denker?

Wenn man sich die Frage stellt, wie im antiken Griechenland das Verhältnis von Freiheit und Spiel war, glaube ich, ist es wichtig, auf Sokrates zu sprechen zu kommen. Der hat gesagt: wir Menschen sind immer Spielende, weil wir eigentlich Bürger zweier Welten sind. Auf der einen Seite sind wir Bürger dieser Welt. Wir haben Körper. Wir haben Bedürfnisse, müssen essen, müssen schlafen, das heißt hier können wir nicht so richtig spielen, weil die Vorgaben relativ klare sind. Wir sind aber auch Bürger einer anderen Welt, nämlich einer göttlichen Welt, einer Welt der Ideen. Und im Spielen verbinden sich diese beiden Ebenen, weil wir im Spielen praktisch die Ewigkeit sehen und aber trotzdem in einer physischen, sehr handfesten Welt sind, das heißt im Spielen kommt zusammen, wo Platon sagen würde, da sind wir wirklich Mensch. Das Spielen an sich zu verlernen würde, glaube ich, auch bedeuten zu verlernen, dass man ein Mensch ist.

Die hier gemachten Aussagen sind recht befremdlich. Vier Entgegnungen hierzu:

1

Interessant ist zunächst Erhards Behauptung, dass das gegenwärtige Deutschland nicht mehr christlich geprägt ist – zumindest insofern, als die Vorstellung eines strafenden Gottes obsolet sei. Dass wir tatsächlich einen Abnabelungsprozess von der Kirche – ob auch vom Christentum, ist eine andere Frage – durchlaufen, zeigen die zahlreichen und seit Jahren anhaltenden Kirchenaustritte.

Erhard sagt aber nichts darüber, wer die entstandene und sich stetig vergrößernde Leerstelle füllt. Hier ist anzumerken, dass selbst CDU-Politiker, die das Christliche ja im Namen ihrer Partei führen, ihre christliche Prägung und ihre überkommene Position preisgeben.

„Zehn Jahre nach der heftigen Diskussion über seinen Satz „Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland“ hält Altbundespräsident Christian Wulff weiter an der Aussage fest. „Ich halte den Satz für notwendiger denn je“, sagte Wulff dem Evangelischen Pressedienst.“

Verräterisch in Wulffs Aussage ist das Wort „auch“. Denn durch die Einfügung dieses Worts wird indiziert, dass der Islam nun (neben anderen Ländern) auch in Deutschland heimisch ist. Herzlichen Dank auch! Statt des strafenden Gotts des Alten Testaments haben wir es nun mit dem des Koran zu tun. Und der fordert bekanntlich die bedingungslose Unterwerfung der Gläubigen und kennt für die Ungläubigen nur einen Ort: die Hölle.

„Und sie haben Allah Nebengötter gleichgestellt, um (die Menschen) von Seinem Wege abirren zu machen. Sprich: «Vergnügt euch eine Weile, dann aber geht eure Reise zum Feuer.» (Sure 14, Vers 31)

Dass die Ausbildung einer Dhimmi-Kultur in Deutschland geradezu erwünscht ist, ist aus dem nächsten Zitat Wulffs zu entnehmen:

„Da ist es doch unbestreitbar, dass Moscheen inzwischen zu unserem Alltagsbild gehören und Rücksicht auf religiöse Belange von Muslimen genommen werden sollte.“

(i) Erst wird — u.a. mit der „Refugees welcome“-Politik — der Zuzug von Muslimen forciert, (ii) dann wird den Zugezogenen gestattet, Moscheen zu bauen, d.h. ihren Glauben im Staat sichtbar zu machen und (iii) dann wird zu guter Letzt gefordert, sich ihrer Praxis anzupassen. Integration heißt für Wulff nicht, dass sich die Zugezogenen anzupassen haben, sondern die, die sie aufnehmen! Die Verknechtung unter das Diktat des Islam scheint Staatsdoktrin. Herzlichen Dank auch!

2

Die Aussage, dass im gegenwärtigen Deutschland Scheitern als Versagen gilt, mag zutreffen. Die Behauptung aber, dass im alten Griechenland Scheitern eher akzeptiert wurde, widerspricht der Auffassung (fast) aller namhaften Experten: Μέτρον ἄριστον. Das Maß (ist das) Beste. Das war einer der Leitsprüche der Griechen.

Für Platon geht es selbst im Spiel darum, der Beste zu sein; und das gelinge nur, wenn man/frau sich ernsthaft „von Kindheit an damit beschäftigt“. (Politeia, 374c)

Die Kultur der alten Griechen war auf Wettkampf fokussiert. Die Städte führten gegeneinander Krieg. Der Krieg war (meist) bedingt durch den Kampf um die knappen Ressourcen, insbesondere an Lebensmitteln. Friedenszeiten waren die Ausnahme.

Heraklit erklärte daher den Krieg zum „Vater von allem“: Πόλεμος πάντων μὲν πατήρ ἐστί (Fragment 53)

Im Sport-Wettkampf ging es darum, die Überlegenheit eines „Kriegers“ der eigenen Stadt über den einer anderen Stadt zu demonstrieren. Als Wettkämpfer nicht anzutreten war daher ehrenvoller als zu verlieren. Denn nur die Sieger wurden als Helden gefeiert. Für den Zweiten in einem Wettkampf, den Unterlegenen, gab es keine Ehrung, sondern nur Schmach und Verachtung! Hat er doch das Prestige der Stadt, für die er antrat, nicht gemehrt, sondern gemindert. — Im Krieg unterlegen zu sein, bedeutete gar Tod oder Versklavung. —

Dass die Griechen ihren Göttern freizügiges (Sex-)Leben zugestanden, war Ausdruck der Sehnsucht der Griechen nach unbeschwertem Leben, was Sterblichen bekanntlich eben nicht vergönnt ist.

3

Die Behauptung, dass Sokrates gesagt habe, dass wir Menschen immer Spielende seien, wird nicht belegt und ist höchst unwahrscheinlich, da Sokrates seine Pflichten als Bürger extrem ernst nahm und – soweit uns überliefert ist! – sein Handeln stets danach ausrichtete, den eigenen hohen ethischen Ansprüchen zu genügen. Dies schloss ein, die gegen ihn verhängte Todesstrafe zu akzeptieren und selbst zu vollstrecken, indem er das ihm gereichte Gift trank, und nicht, was wohl möglich gewesen wäre, aus der Todeszelle zu fliehen. Er war nur insofern ein Spieler, als er für seine Ironie bekannt war. Selbst die gegen ihn vor Gericht erhobenen Vorwürfe kommentierte er ironisch. Er konnte sich dies Vergnügen leisten, da er den Tod nicht fürchtete. Aus seiner Gelassenheit dem Tod gegenüber resultierte seine Freiheit, nach dem Wahren, Guten und Schönen zu streben ohne auf die Meinungen anderer Rücksicht zu nehmen und Kompromisse einzugehen. Er agierte nicht spielerisch, sondern in allem, was er tat, extrem fokussiert, überlegt und entschlossen. (Zumindest ist dies das Bild, das uns Platon und Xenophon überlieferten.)

4

Wir kennen Platon fast nur aus seinen Schriften und dem, was er uns in diesen mitteilt. Dementsprechend sah er sich als Bürger Athens. Sein Ziel war es, den Stadtstaat Athen so auszugestalten, dass er auf lange Sicht Erfolg haben kann/wird. Insbesondere aus dem Dialog Politeia geht klar hervor, dass er das Spielen nur tolerierte, wenn es dem übergeordneten Ziel, das Wohl der Stadt zu mehren, diente. Alles Handeln habe sich dem Ziel unterzuordnen: „was der Stadt das zuträglichste ist.“ (412e) Zu behaupten, dass er gesagt habe, nur im Spielen seien wir wahrhaft Mensch, ist völlig abstrus.

Vermutlich bezieht sich Erhard auf Friedrich Schiller. Von ihm stammt die Aussage:

„der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ (Über die ästhetische Erziehung…, 15. Brief)

Denn das Wahre, Gute und Schöne liegt für Platon allein darin, dem Wohl der Gemeinschaft dienstbar zu sein. Aus diesem Grund forderte er, dass selbst über die Götter nur „so geredet und gedichtet werden [darf], daß Gott nicht an allem Ursache ist, sondern nur an dem Guten.“ (380c)

Aus dieser Primatsetzung des Gemeinwohls vor dem Eigeninteresse resultiert, dass Aristoteles den Menschen zunächst als Gemeinschaft bildendes Tier definierte und erst im Anschluss daran als ein Tier, das Vernunft besitzt. (Politikon, 1253a) Vernunft ist dem Gemeinwohl nachrangig.

Wenn Heraklit sich in den Tempel der Göttin Artemis außerhalb der Stadt zurückzog, um mit den Kindern zu spielen, so deshalb, um den Bürgern seiner Stadt Ephesos seine Verachtung zu zeigen: „Schaut, das Spiel mit Kindern ist mir wichtiger als die politischen Geschäfte mit euch Männern.“ Dieses elitäre Bewusstsein ist auch Platon eigen.

Spiele spielen Kinder, nicht Erwachsene. Erwachsene, die noch spielen, sind verächtlich. Denn sie sind in ihrer Entwicklung stehen geblieben.

Stephen King drückte diesen Bezug in einer Vorlesung über seinen Roman Es so aus:

It has a coherent thematic corn: You cannot be adult in this or any society until you finished with your childhood.”)

Fazit

Fake News sind kein Alleinstellungsmerkmal Trumps. Auch im vermeintlich seriösen Fernsehen ist pseudointellektuelles Gequake durchaus nicht die Ausnahme…

(Anmerkung: Platon-Zitate sind in der Übersetzung Friedrich Schleiermachers widergegeben)

Frankreich trauert um von Flüchtling enthaupteten Lehrer

Sabine Wachs,  „Der Lehrer wurde enthauptet“, tagesschau.de, 17.10.2020

Sabine Wachs,  Macron spricht von islamistischem Terrorakt, tagesschau.de, 17.10.2020

L’assassinat de Samuel Paty confirme „le très haut niveau de la menace terroriste islamiste“, France 24 online, 17.10.2020

Nicolas Camus, Attentat à Conflans : Ce que l’on sait de l’enquête sur la décapitation du professeur d’histoire-géographie,  20minutes.fr, 18.10.2020

Mehr Polizei, mehr Überwachung, bessere Bildung, tagesschau.de, 19.10.2020

Andreas Schmid,  Terror in Paris: Lehrer auf offener Straße enthauptet – Erschreckende Details über mutmaßlichen Täter veröffentlicht, Merkur.de, 18.10.2020

Erhan Tekten und Uğur Can, Katillere gıyabi cenaze namazı, Hürriyet online, 17.1.2015

Kouachi kardeşler için İstanbul’da cenaze namazı, youtube, 16.1.2015

Seda Türkoğlu, Dünya vatandaşlarından liderlere: “Siz Charlie değilsiniz”, Sözcü online, 28.5.2016

Detlef Pollack, Olaf Müller, Gergely Rosta und Anna Dieler, Integration und Religion aus der Sicht von Türkeistämmigen in Deutschland. Repräsentative Erhebung von TNS Emnid im Auftrag des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Universität Münster, Münster, 2016

Der 47-jährige Samuel Paty, Geschichtslehrer an einer Mittelschule in Conflans-Sainte-Honorine, nahe Paris, musste sterben, weil er — wie Anti-Terror-Staatsanwalt Jean-François Ricard es ausdrückte — gewagt hatte

„im Rahmen eines Kurses in Gesellschaftskunde in der achten Klasse das Thema Meinungsfreiheit [durchzunehmen…], das im nationalen Bildungsplan vorgesehen ist. [!!] In diesem Kurs gab es eine Diskussion über die Mohammed-Karikaturen von ‚Charlie Hebdo‚.“ (Übersetzung Wachs; im Original kein Fettdruck)

„Daraufhin hatte der Vater einer [13jährigen] Schülerin massiv im Netz gegen ihn mobilisiert und auch Daten wie die Adresse der Schule veröffentlicht.

Laut Innenminister [GéraldDarmanin habe der Vater zudem eine sogenannte Fatwa gegen den Lehrer erlassen.“ (Mehr Polizei…; im Original kein Fettdruck)

Und so kam es, wie es kommen musste. Ein ach so süßer 18-jähriger Flüchtling tschetschenischer Herkunft (namens Abdoullakh Abouyezidvitch), dem erst Anfang März 2020 eine 10-jährige Aufenthaltserlaubnis (!) ausgestellt worden war, fühlte sich von seinem Gastland beleidigt und aufgerufen zur Blutrache. Also zückte er ein Messer, stach den scheiß Ungläubigen ab und köpfte ihn. Allāhu akbar!

Reaktion von deutscher Seite: (Immerhin) Außenminister Heiko Maas kondolierte rasch und artig auf Twitter:

„Ich verurteile den abscheulichen Anschlag in #ConflansSainteHonorine. Wir stehen fest an der Seite unserer französischen Freundinnen und Freunde. Von Terror, Extremismus und Gewalt dürfen wir uns nie einschüchtern lassen.“

Wie verlogen!

In vorauseilendem Dhimmi-Gehorsam wird in Deutschland an staatlichen Einrichtungen, z.B. Schulen, anders als in Frankreich alles unterlassen, was auch nur ansatzweise auf Moslems irgendwie befremdlich-verletzlich wirken könnte. Dank politischer Korrektheit, der zufolge Minderheiten (hier Muslime) als Zuckerpüppchen unter den Schutz der Gutmenschendiktatur gestellt werden, wird zensiert, verschwiegen, verschleiert, beschönigt, unter den Teppich gekehrt…

Ein Lehrer, der bei uns gleichwohl wagen sollte, DEN Propheten: Mohammed den Friedliebenden, der das massenhafte Köpfen von Ungläubigen in Gang setzte, zu kritisieren, müsste mit einem Disziplinarverfahren durch seine Vorgesetzten rechnen – wegen Verleumdung, Volksverhetzung, Rassismus, Rechtsextremismus, etc. — Jesus hingegen, is‘ ja nicht DER Prophet, darf folglich ruhig als Witzfigur herhalten: Hier ist Blasphemie erlaubt. (Trotz heftig-hitziger Kritik aus der Bevölkerung wollte niemand seinerzeit Herbert Achternbusch wegen seines Films Das Gespenst ans Schlawittel…)

Das ist der Unterschied zu Frankreich! Unsere Nachbaren duckmäusern nicht; sie pochen auf die Akzeptanz ihrer Werte: von jedermann und jederfrau, die sich in Frankreich aufhalten. Der Präsident der Nationalversammlung, Richard Ferrand, twitterte daher:

„Die Ermordung eines Geschichtslehrers ist ein Angriff auf die Meinungsfreiheit und die Werte der Republik. Einen Lehrer anzugreifen bedeutet, alle französischen Bürger und die Freiheit anzugreifen.“ (Macron spricht…)

Und was machen die ach so friedfertigen Moslems in Frankreich? — Pro oder contra Paty? Abouyezidvitch? Republik? — Abgesehen von den Lippenbekenntnissen einiger Oberen aus der Verbandsschleimerzunft beglückwünschten sie den Attentäter zu seiner vorbildlichen Heldentat! Allāhu akbar!

Als seinerzeit, am 7. Januar 2015 Islamisten die Redaktion von Charlie Hebdo überfielen und 12 Menschen erschossen, kam es in Istanbul nicht nur zu Jubelfeiern, sondern auch — im Gegenzug zum Trauermarsch in Paris für die Ermordeten unter Beteiligung von 40 Staatslenker(inne)n — zu einer Trauer-Kundgebung PRO Anschlag, die von der Polizei mit Freuden eskortiert wurde und auf der die Demonstranten die beiden Attentäter (u.a. Said Kouachi) bejubelten und sich mit ihnen solidarisierten. —

„Wir sind Charlie“ skandierten die Trauernden in Paris. — „Wir sind Said Kouachi“ skandierten die Trauernden in Istanbul…

Nun frag ich euch, ihr Gutmenschen: wem gehört die Sympathie all der uns zu Hunderttausenden bereichernden Zuwanderer islami(sti)scher Vorprägung? Allah oder euerm Multikulti-Schleimscheißer-Dhimmi-Staat?

Zur Antwort:

der wissenschaftliche Befund einer Forschungsgruppe der Universität Münster aufgrund von 1.201 „Interviews [unter „türkeistämmige[n] Personen ab 16 Jahren“, die „deutschlandweit“…] zwischen November 2015 und Februar 2016“ durchgeführt wurden:

Der Anteil derjenigen, die Haltungen bekunden, die schwerlich als kompatibel mit den Grundprinzipien moderner „westlicher“ Gesellschaften wie der deutschen bezeichnet werden können, ist unter den Türkeistämmigen teilweise beträchtlich […]

    • Der Aussage „Die Befolgung der Gebote meiner Religion ist für mich wichtiger als die Gesetze des Staates, in dem ich lebe“ stimmen 47 % der Befragten zu.
    • Dass Muslime die Rückkehr zu einer Gesellschaftsordnung wie zu Zeiten Mohammeds anstreben sollten, meinen 32 % der Befragten.
    • 50 % der Türkeistämmigen stimmen der Aussage „Es gibt nur eine wahre Religion“ stark bzw. eher zu, und
    • 36 % sind davon überzeugt, dass nur der Islam in der Lage ist, die Probleme unserer Zeit zu lösen.
    • Der Anteil derjenigen mit einem umfassenden und verfestigten islamisch-fundamentalistischen Weltbild (Zustimmung zu allen vier Aussagen) liegt bei 13 % der Befragten.“ (Studie, S. 13; im Original kein Fettdruck, nur Fließtext)

Wenn der Befund unter (legal) zugewanderten Türken schon so vernichtend ausfällt, wie dann erst unter moslemischen Kriegsflüchtlingen aus Syrien, Afghanistan, Irak, etc., die im Hass auf (uns) Ungläubige sozialisiert wurden/werden…

 

 

 

Femizide in der Türkei: unter der AKP auf Rekordhoch

Anne Brühl, Angst vor dem Mann, Auslandsjournal (ZDF), 6.8.2020

Milena Hassenkamp, Die Türkei ringt mit den Frauenrechten, Spiegel online, 8.8.2020

Jürgen Gottschlich, Geschlagen, gewürgt, verbrannt, taz online, 22.7.2020

Konvention des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, Deutsches Institut für Menschenrechte

Femizid: Es sind keine Einzelfälle, mdr online, 10.6.2020

Patricia Hecht, Besser tot als frei, taz online, 7.2.2020

Clemens Zerling, Vom phallischen Hermes zum weisen Trismégistos. Ein Offenbarungsprinzip und seine bunte Ausdrucksfülle, Basel u.a., 2019

Anton Weiher (Hrsg.), Homerische Hymnen, griechisch und deutsch, [Nachdruck der Ausgabe von 1951] München, 1970

Angesichts des jüngsten Vorhabens des Sultans (siehe Rückeroberung der Hagia Sophia zur Moschee) und seiner „Regierungspartei [AKP…], ein internationales Abkommen zu Frauenrechten zu kündigen“, weist Anne Brühl in ihrem Beitrag darauf hin, dass der bei uns zumeist unter dem Schlagwort „Ehrenmord“ diskutierte Themenkomplex in der Türkei unter Erdoğan massiv zunahm: Im Schnitt stirbt in der Türkei jeden Tag mehr als eine Frau durch häusliche Gewalt.

„Für 2019 hat die Plattform „Wir stoppen die Frauenmorde“ (Kadın Cinayetlerini Durduracağız) 474 derartige Delikte gezählt. Bis auf drei Fälle wurden alle Morde von Ehemännern, Ex-Ehemännern, Lebensgefährten oder anderen Männern aus dem unmittelbaren familiären Umfeld verübt.“ (Gottschlich; im Original kein Fettdruck)

Zum Vergleich:

Jeden dritten Tag wird in Deutschland eine Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet.“ (mdr; im Original kein Fettdruck)

In 2019 registrierte das Bundeskriminalamt in Deutschland insgesamt 111 Femizide. (mdr)

Einst gerierte sich die AKP-Türkei gar als Vorreiter:

„Die Türkei hatte das Abkommen des Europarats [„Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt“] als erstes Land überhaupt ratifiziert – 2012.“ (Brühl; im Original kein Fettdruck)

Zum Vergleich:

„Deutschland [hingegen] hat[te erst] am 12. Oktober 2017 die Beitrittsurkunde zum „Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt“ beim Generalsekretär des Europarats hinterlegt.“ (Dt. Institut…; im Original kein Fettdruck)

Heute will sich der Sultan von seinem einstigen Pseudo-Frauen-Kuschelkurs verabschieden. Er passt nicht (mehr) zur Sultan-Maske.

Auffällig nur, dass unsere Menschenrechtsfreunde (insbesondere die der taz) zwar Gewalt gegen Frauen anderswo, hier: der Türkei, lautstark und vehement verurteilen, sich aber kaum echauffieren, wenn bei uns einer der ach so süßen Flüchtlinge/Migranten auffällig wird. Dann greift sofort die allem übergeordnete Maxime der politischen Korrektheit, sprich Maulkorb, und – wenn nicht zu verleugnen – die Einzelfall-Doktrin plus sofortiger/gleichzeitiger Relativierung. So leitete Patricia Hecht ihren Artikel zum Jahrestag der Ermordung Hatun Sürücüs mit dem Satz ein:

„Die meisten Frauen werden hierzulande von Deutschen ohne Migrationshintergrund umgebracht. Die Öffentlichkeit verdrängt diese Tatsache gern.“ (im Original kein Fettdruck)

Ohnehin verbiete sich social profiling: eine Differenzierung nach Nationalität, Religion und allen sonstigen Kategorien, die „Minderheiten“ als besonders gewaltbereit diskriminieren könnten. –: Sind doch alle* ach so süß, die ach so süßen Migranten (extrem) islamistischer Vorprägung aus Syrien, Afghanistan, Irak, etc. und partiell extremistischer Vorprägung wie z.B. der Nordost-Türkei…

In dem Moment, in dem Migranten die Grenze ihres Heimatlandes überschreiten, gilt ihre islamistische Sozialisation als vergeben und vergessen und sie werden zu ach so süßen Flüchtlingen glorifiziert. Helleluja!

Ist doch der Islam, wenn er denn zu uns kommt, eine – wie es im Gutmensch-Sprech heißt – „Bereicherung“: per se. Lehrt der Koran uns amoralischem, ungläubigem, unaufgeklärtem Kapitalistenpack doch unseren selbstverschuldeten Untergang:

„Jedem Volk ist eine Frist gesetzt; und wenn ihre Stunde gekommen ist, dann können sie (sie) auch nicht um einen Augenblick hinausschieben […]

Die aber, die Unsere Zeichen verwerfen und sich mit Verachtung von ihnen abwenden, die sollen die Bewohner des Feuers sein; darin müßen sie bleiben.“ (Sure 7, Verse 35 u. 37)

Wie lange es wohl noch dauern wird, bis unter den Gutmensch-Dhimmis die Forderung laut wird nach Umkehr des Integrationsgebots: —

Sprich Integration von uns kuffār und kāfirūn unter die Herrschaft des Islam

der — inshallah — zahlreichst uns zuströmenden Besser-Mensch-Importe?

—–

* Alle ist u.a. eine Zuschreibung von allen an eine/n: Gott Pan (zu deutsch „all“) erhielt seinen Namen, weil alle der um Zeus versammelten Olympier „von Herzen […] froh und vergnügt wurden“, als Gott Hermes ihnen seinen wider ihr Schönheitsideal gestalteten, sprich doppelt gehörnten, Ziegenbock-bebarteten und -füßigen Sohn voller Stolz präsentierte:

„Pan aber nannten sie ihn, weil er [sie] alle vergnügte.“ (19. Hymne, An Pan, Vers 45ff, hier 47; siehe auch Zerling, 19f.)

Murat Cem war VP01. Zeit, Dank zu sagen: Çok çok teşekkürler, Murat kardeş!

Jörg Diehl, Roman Lehberger u. Fidelius Schmid, Under Cover. Ein V-Mann packt aus. München, 2020

Frank Jansen, Szene wächst auf mehr als 12.000 Menschen, Tagesspiegel online, 14.1.2020

Yassin Musharbash, Jenseits. Thriller, Köln, 2019

Mark Fahnert, Lied des Zorns, Thriller, München, 2019

Daniel Silva, Der Hintermann. Thriller. Aus dem Amerikanischen von Wulf Bergner. München,

42019

Die jüngsten Zahlen zur Entwicklung der Islamistenszene in Deutschland sind alarmierend. Sie wird gegenwärtig auf mehr als 12.000 Personen geschätzt. (siehe Artikel Frank Jansen).

Erschreckend ist aber auch der Vertrauensverlust in den Verfassungsschutz. Der Tagesspiegel bot/bietet in seiner Online-Ausgabe seinen Lesern die Möglichkeit an einer Umfrage teilzunehmen. Knapp 50 % kreuzten auf die (allein) zur Abstimmung gestellte Frage: „Wie groß ist Ihr Vertrauen in das Bundesamt für Verfassungsschutz?“ die Felder „Eher gering“ oder gar „Sehr gering“ an. Sprich: die Hälfte der Teilnehmer sagt, kein Vertrauen in die Arbeit der Verfassungsschutz-Profis zu haben! Auch wenn die Befragung – anders als behauptet – wohl kaum Repräsentativität beanspruchen kann, so liegt die aktuelle Stichprobengröße immerhin bei 3.096 Rückmeldungen im Befragungszeitraum: 1.5.-30.7.2020 (Mittag).

Wie gut also, dass es dem Verfassungsschutz gelang, eine Vertrauensperson (VP) wie Murat Cem in die Szene einzuschleusen. In Under Cover berichten die drei Spiegel-Reporter Jörg Diehl, Roman Lehberger und Fidelius Schmid über ihre Gespräche mit Cem alias VP01, die laut Polizei und Verfassungsschutz tiefer in die Szene eindringen konnte als jede andere VP. Und doch verspielte der Verfassungsschutz leichtfertig die sich durch diese VP eröffnenden Möglichkeiten, die Szene nachhaltig zu infiltrieren.

In ihrem Vorwort schildern die Verfasser, wie es zur Abfassung des Buchs kam (ab der Kontaktanbahnung per Mail am 22. Januar 2018) und stellen uns dankenswerterweise die Person näher vor, die sich hinter dem Pseudonym Murat Cem verbarg/verbirgt, wie und soweit sie sich ihnen in ihrer Zusammenarbeit ab „Frühjahr 2019“ hinweg erschloss. (16) Über ein Jahr dauerte es, bis Cem nach seinem Ausscheiden als VP01 aus dem Polizeidienst die Spiegel-Redaktion erstmals kontaktierte und fragte, ob sie Interesse an einer Story über seine VP-Vergangenheit habe. Aus den wieder ein Jahr später erst stattgefundenen Gesprächen wurde dann ein Buch.

„Murat Cem wurde geboren als Sohn türkischer Gastarbeiter, wuchs in einem Problemviertel auf, rutschte in die Kriminalität hinein, wurde von der Polizei erwischt, packte aus und stieg auf zum besten V-Mann, den die Ermittler in Nordrhein-Westfalen nach eigenem Bekunden je hatten. Er kaufte Drogen und Waffen, er überführte Mörder, er infiltrierte die Islamistenszene und schlief Kopf an Kopf mit Anis Amri in einer Moschee.“ (14; im Original kein Fettdruck)

Doch das „BKA glaubte, Murat sei ein Märchenerzähler, ein Wichtigtuer und Lügner. Den Terroranschlag auf dem Breitscheidplatz [am 19. Dezember 2016] sah Murat im Fernsehen, weinend. […]

Wahrscheinlich weiß Murat, der heute Anfang 40 ist und sich knapp 20 Jahre lang verstellen musste, nicht einmal genau, wer er überhaupt ist. Dieses Buch sei für ihn auch eine Form der Therapie, sagt er.

Sein Leben ist eine Geschichte, in der Täuschung und Verrat alltäglich sind. In der es darum geht, das Vertrauen von Menschen zu gewinnen, ihnen nahezukommen, sich mit ihnen anzufreunden, um sie auszuhorchen und hinter Gitter zu bringen. Das ist Murats Job gewesen, seine Berufung – ein Mann in streng geheimer Mission. Über viele Jahre erzählte er nicht einmal seiner Ehefrau, was er genau mit der Polizei zu tun hatte.

»Ich habe es geliebt«, sagt Murat.“ (15; im Original kein Fettdruck)

Nach Ende ihrer Unterredungen mit Cem, die sich etwa ein Jahr hinzogen, ziehen die drei Journalisten das Fazit:

„Fast zwei Jahrzehnte lang riskierte Murat sein Leben für den Staat. Und zahlte am Ende einen hohen Preis dafür.“ (16)

Will man/frau verstehen, was in der Kommunikation der Beamten mit Murat Bey letztlich so unbefriedigend, letztlich sogar verhängnisvoll lief, ist zunächst festzuhalten, dass V-Leute zumeist aus einem Unterschicht- bzw. unterprivilegierten (Gast-)Arbeiter-Milieu, häufig mit Kleinkriminellen-Vergangenheit stammen, das brav-biederen, politisch korrekt agieren müssenden Beamten des gehobenen Diensts, die sie führen sollen, (extrem) fremd ist — im Gegensatz zu Salafismus-/IS-Rekrutierern, was es denen – anders als der Polizei bzw. dem Verfassungsschutz – so leicht macht…

In Murats Worten:

„»Wer wird denn V-Mann? Kriminelle und Verrückte. Ich war beides.«“ (301)

Seine Herkunft hinderte Murat jedoch nicht daran, die Seite zu wechseln und sich voll für die Polizei zu engagieren. Um so bedauerlicher, dass die ihn ausbremste und verbrannte:

„»Ich glaube, wenn sie mich ordentlich behandelt hätten, […] hätte [ich] noch 100 Jahre für die Polizei gearbeitet. […] Wenn mich einer gefragt hätte: ›Liebst du deine Familie oder die Polizei‹ […], ich hätte gesagt: ›Ich liebe die Polizei.‹ […] Ich hätte sogar meinen Bruder verpfiffen, meinen eigenen Bruder.«“ (300f.)

Zusammengefasst: Murat vereint(e) zwei Eigenschaften, die für erfolgreiche Spitzel-Arbeit unerlässlich sind: Möglichst absolute Loyalität zum Auftraggeber und trotzdem zugleich die völlige Verwurzelung mit der auszuspionierenden Szene. Doch je intensiver der Kontakt zu den Auszuspionierenden wird, desto mehr besteht die Gefahr, dass die VP die Seite wechselt. Diese im Grunde leicht verständliche psychologische Einsicht scheint Murats Führungspersonen leider fremd gewesen zu sein…

Um die Psychologie der Akteure ggf. besser verstehen zu können, lohnt ein Blick in Politthriller, die die Islamismus-Thematik bespielen.

Einige Thriller wie Der Hintermann von Daniel Silva sind freilich extrem konstruiert und wählen Personen fern aller Realität zu ihrem Protagonisten-Ensemble. Dies ist im Fall Silvas umso bedauerlicher, als er als CNN-Journalist und im Orient tätig (!) war. Aufschlussreich, detailliert und plausibel ausgeführt ist bei ihm lediglich das Interessen- und Kommunikationsgeflecht zwischen den westlichen Geheimdiensten. In islamistische Netzwerke hingegen scheint er wenig – realitätsnahen – Einblick zu haben…

Mark Fahnert ist im Hauptberuf Polizist. Auch sein Thriller Lied des Zorns ist extrem konstruiert. Seine Protagonisten wandeln sich zudem im Lauf der Handlung, ohne diesen Wandel freilich überzeugend darzulegen. Legt man/frau seinen Thriller zugrunde, so erweist sich Fahnert als Polizist mit wenig Begabung und Empathie, sich in VPs einfühlen zu können. Auch bei ihm liegt der Fokus auf innerpolizeilichen (Netzwerk-)Strukturen: mit Tendenz zu Überzeichnung. So schwadroniert er über die „Monstrosität“ einer „geheime[n] Polizeistelle mit nachrichtendienstlichen Befugnissen“… (203)

Positiv hervorzuheben ist hingegen Yassin Musharbashs Thriller Jenseits. Musharbash wird vorgestellt als Autor mit deutschen und jordanischen Vorfahren (!) und vielfältigen journalistischen Erfahrungen. Zudem veröffentlichte er ein Buch über al-Qaida. (!) In seinem Thriller gelingt es ihm daher, sowohl ein IS-Leben (über den kompletten Lebenszyklus von der Rekrutierung über die Zeit im IS bis zum Ausstiegsversuch) als auch die Verhandlungen mit deutschen Behörden, insbesondere dem Verfassungsschutz, über die Rückkehr aus dem IS nach Deutschland realitätsnah, einfühlsam und überzeugend auszugestalten. Der Autor zeigt, wie sensitiv gerade verletzliche Netzwerke wie der IS auf Störungen/Irritationen im Verhaltensgrundmuster reagieren und Personen als suspekt aussortieren, von denen sie nicht absolut überzeugt sind.

Auch die deutsche Islamistenszene agiert – wie Under Cover ausführt – extrem vorsichtig und verfügt über eine ausgefeilte Feinsensorik des Controlling ihrer Entscheidungszirkel. So nah Murat dem Attentäter Amri auch kam, letztlich hatte er nie eine Chance, voll akzeptiert zu werden. Da er aber darin talentiert war/ist, auf andere zuzugehen, sich auf sie einzulassen und sein Leben mit ihnen – fast – vorbehaltlos zu teilen, kurz in seinen Aktionen authentisch zu sein, war/ist es ihm immerhin gegeben, an den inneren Kreis der anderen so nah als – einem Außen-stehen-Bleibendem überhaupt – möglich heranzukommen. Dies war/ist nachrichtendienstlich von kaum zu überschätzendem Wert.

Murat verbrannt zu haben, ist für den Verfassungsschutz und uns alle daher höchst tragisch und für seine Führungspersonen ein Armutszeugnis.

Çok sağolun, Murat’cığım!