Antigone-Adaption frei nach Thea Dorns „Trost“-Gesang

Thea Dorn, Trost. Briefe an Max, München, 2021

Wolfgang Ambros, Es lebe der Zentralfriedhof, google.com, zugegriffen am 25.2.22021

Thea Dorn singt in ihren Briefen an Max den Zorn Johannas (wie einst Homer in der Ilias den Zorn des Achill):

„Ich lasse mir meinen Zorn nicht ausreden!!!!“ (152)

Johannas Zornesausbruch gründet im Tod ihrer betagten Mutter:

„Aber meine Mutter, meine brillante, dauerumtriebige, vierundachtzigjährige, bescheuerte Mir-kann-keiner-was-anhaben-Mutter – sie musste stur nach Italien fahren, obwohl sich dieses Land bereits mit einem Bein im Ausnahmezustand befand. Obwohl es bereits Reisewarnungen gab.“ (11)

Vier Gründe nennt Johanna für ihren Zorn im ersten Brief:

„Meine Mutter ist tot.

  1. Gestorben, weil sie sich in ihrem verdammten Leichtsinn für unsterblich hielt.

  2. Gestorben, weil blinde Politiker nicht sehen wollten, welche Gefahr auf uns zukommt.

  3. Gestorben, weil Wissenschaftler fröhlich verkündet haben, mit ein bisschen Händewaschen und In-die-Armbeuge-Niesen sei dieses Virus schon auszutricksen.

  4. Gestorben, weil unsere Krankenhäuser von einer Seuche heillos überfordert sind.“ (9)

Den Bezug zu Sophokles′ Tragödie Antigone stellt Dorn wie folgt her:

„Die grassierende Staatsräson ist um kein Haar weniger brutal als die von König Kreon, der Antigone verbieten will, ihren toten Bruder zu bestatten. Nur dass unser Staatsfeind Nr. 1 ein Virus ist.“ (16)

—-

Bleiben wir ein wenig bei Sophokles Tragödie Antigone.

In der Tat ist die Ausgangskonstellation vergleichbar. Antigone möchte ihren Bruder bestatten, doch Herrscher Kreon verbietet es. In einer Nebenrolle tritt als dritte Maske Antigones Schwester Ismene auf: Antigone widersetzt sich dem Herrscher; sie steht für Rebellion. Ismene hingegen unterwirft sich dem Herrscher; sie steht für Duckmäusertum. Aus der Schar der weiteren, kleineren Nebenrollen sticht vor allem der Seher Teiresias heraus. Denn er verkündet das Wort Gottes. Den Chor schließlich bilden die Greise aus Theben, der Stadt, in der die Tragödie spielt.

Unsere Corona-Adaption könnte dann wie folgt aussehen:

  • Johanna, die Zornige übernimmt die Rolle der aufmüpfigen Antigone (gesprochen von Thea Dorn persönlich);
  • Mutti, gefühlskalt-emotionslos, zahlenvernarrt-technokratisch und einschläfernd-verstaubt ersetzt als eingeblendete Sprechblase den machtgeilen, zynischen Kreon;
  • Doktorchen der Volksverdummung Karl Lauterbach, der TV-Lieblings-Politikerklärer für Markus Lanz und Co., ebenso fantasie- wie humorlos, spielt Muttis Lieblingsagent (des VEB Horch und Guck);
  • Professor Lothar H. Wieler verkündet – anstatt Seher Teiresias – drei Mal täglich die Schluck-Botschaften des Inzidenz-Orakels;
  • den Chor der dümmlich Alten bilden (beliebige) Omas und Opas aus der Verwahrstation Zum lieben Jesulein.

Als Zusatzgast wäre Heribert Prantl denkbar, der, um das Thema Corona in einen größeren, allübergreifenden Gutmensch-Diskursrahmen einzubetten – anstatt des Chors –, die Schlussweisheit verkünden darf:

„Vergesst mir ob Corona die Flüchtlinge nicht!“

—-

Oder sollten wir den Soff nicht eher in eine

Komödie

verpacken und das Virus auf die Anklagebank setzen?

Wie herrlich-unbedarft war doch die Zeit, als Sänger Wolfgang Ambros noch echt Wienerisch makaber den 100. Jahrestag des Bestehens des Zentralfriedhofs feiern durfte:

Es lebe der Zentralfriedhof
Und olle seine Toten
Der Eintritt is‘ für Lebende
Heit‘ ausnahmslos verboten,
Weü da Tod a Fest heit‘ gibt die gonze lange Nocht,
Und von die Gäst‘ ka anziger a Eintrittskort’n braucht

Dank da recht schee, Woifi! Du fehlst ma!

 

 

Corona: Notstand-Politik-Verarsche

Andrea Maurer, Corona-Maßnahmen im Streit der Wissenschaft, heute-journal, 19.2.2021

Alexander Weinlein, »Panikmache«, in: Das Parlament, 15.2.2021

Peter Römer, Die einfachen Notstandsgesetze, in: Kritik der Notstandsgesetze, hrsg. v. Dieter Sterzel, Frankfurt am Main 1968, 187-207

Es war einmal in Zeiten, als die Studenten noch aufmuckten, dass die Regierung vergeblich versuchte, die Demokratie durch Notstandsgesetze auszuhebeln. Es war einmal, 1968, dass Kritiker Peter Römer schrieb:

Die Sicherstellungsgesetze sind Ermächtigungsgesetze. Sie enthalten keine Bestimmungen, die unmittelbar anwendbar und vollziehbar sind. Sie ermächtigen vielmehr die Bundesregierung und gegebenenfalls einzelne Bundesminister zur umfassenden wirtschaftlichen Lenkungsmaßnahmen“. (188; im Original kein Fettdruck)

Heute, in den Zeiten der Pandemie muckt höchstens noch die böse, böse AfD auf. Doch die ist ja in den Augen aller anderen im Bundestag vertretenen Parteien (Neo-)NaziPartei und folglich nicht ernst zu nehmen und tot zu schweigen — oder wenn das nicht geht: zu diffamieren. Und so findet es denn auch Gutmensch Alexander Weinlein reine „»Panikmache«“ der AfD, dass in dem vom Bundesinnenministerium im März 2020 in Auftrag gegebenen Papier Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen ein

„Worst Case“-Szenario einer ungehemmten Durchseuchung der Bevölkerung mit bis zu einer Million Toten [suggeriert wird]. Um dies zu verhindern, müssten der Bevölkerung die Konsequenzen dieses schlimmsten Falles deutlich vor Augen geführt werden. Auch, um die „die Akzeptanz und Sinnhaftigkeit von freiheitsbeschränkenden Maßnahmen“ zu erhöhen, heißt es ganz offen.“ (im Original kein Fettdruck)

Wer macht hier Panik? Die Wissenschaftler als zu Regierungsberatern bestellte Lobbyisten, Verräter des Wissenschaftsethos, die z.B. das Worst Case-Szenario bewusst an die Wand malen (helfen)? Oder die, die solche Machenschaften geißeln?

Immerhin: Andrea Maurer durfte es im heute-journal (vom 19.2.2021) wagen, die AfD-Kritik aufzugreifen und das Vorgehen der Regierung kritisch zu hinterfragen:

„Welcher Wissenschaftler, welche Wissenschaftlerin findet Gehör? Die Antwort ist in der Jahrhundertkrise Pandemie auch politisch. Die Kanzlerin [Mutti im Vorruhestand] hat sich für eine Schule entschieden, wie sie selbst erklärt:

„Die eine Schule sagt, wir müssen alles dafür tun, dass wir die Zahl der Infizierten so klein halten, dass wir das nachverfolgen können und dass uns das Virus nicht aus der Kontrolle gerät und

die andere sagt, schützt doch mal die vulnerablen Gruppen und dann können die anderen ihr Leben so weiterführen, wie sie‘s immer schon geführt haben. [!!!]

Und diese zweite Variante ist für mich nicht die Variante.“

Tatsache ist, die zweite Schule wird im Kanzleramt weniger gehört. Auch bei der Beratung der Bund-Länder-Runde, zu denen das Kanzleramt einlädt, ist sie kaum vertreten. Von einseitiger Beratung ist die Rede. Der Chef der Runde [Michel Müller, Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz] widerspricht:

„Derjenige, der einlädt, sieht natürlich auch, dass er Beratung hat, die noch mal die eigene Position reflektiert, gegebenenfalls aber auch unterstützt. Nur wir lassen uns ja nicht aus einer Richtung und in einer Situation beraten. Also die Beratungsrunden nach dem Kanzleramt haben dann oft eine Folgewirkung ja auch in den jeweiligen Landesregierungen.“

Der Virologe Klaus Stöhr war lange Forschungskoordinator bei der WHO. Aktuell gehört er zu denen, die als Maßnahmenkritiker gelten. Stöhr beklagt Lagerbildung und fordert ein unabhängiges nationales Expertengremium:

„Es ist natürlich schwierig für uns als Wissenschaftler, die wir den wissenschaftlichen Diskurs lieben und suchen, auch in gewissen Lagern nicht nur eingeteilt zu werden, sondern auch zu bleiben.“

Es geht um Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit. Expertise auf Bestellung, diesen Eindruck erweckt ein sogenanntes Geheimpapier [mit Titel: Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen], das das Innenministeriumletzten April bei Wissenschaftlern in Auftrag gab. Von „gewünschte[r] Schockwirkung“ ist im Papier die Rede. [!!] Ein Anwalt hat jetzt die Herausgabe der dazugehörigen Korrespondenz beim RKI [Robert-Koch-Institut] erstritten. 200 Seiten Mail-Verkehr [!] zum Großteil geschwärzt. [!] Der Innenausschuss des Bundestagesbeschäftigt sich mit dem Fall.“

Was es da wohl zu schwärzen gab??

Was bei der Untersuchung wohl herauskommen wird??

 

Sleepy Karl Lauterbachs Demokratieverständnis

Markus Lanz vom 27. Oktober 2020

Markus Lanz vom 21. Oktober 2020

Lauterbach fordert Kontrollen in Privatwohnungen, Welt online, 28.10.2020

Sven Lemkemeyer, Ärztepräsident spricht von „Vermummungsgebot“ – Lauterbach fordert Rücktritt, Tagesspiegel online, 23.10.2020

Prof. Dr. Dr. Karl Lauterbach MdB, NRW Landesgruppe in der SPD-Bundestagsfraktion

Andreas Ross, Donald Trump vermisst Hillary Clinton, FAZ online, 15.10.2020

Am 27.10.2020 war u.a. Thea Dorn bei Markus Lanz zu Gast. Über die Sendung vom 21. Oktober 2020, an der u.a. Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer teilnahm, äußerte sie sich – ab und an von Lanz unterbrochen – wie folgt:

„Sie [Herr Lanz] haben erlebt, was mit Herrn Reinhardt passiert ist. Herr Reinhard musste zu Kreuze kriechen, weil er gewagt hat, Bedenken daran zu formulieren, dass die Ausweitung der Maskenpflicht im öffentlichen Raum, wir reden über Freiluft, der Mann hat nicht gesagt: Schmeißt die Masken weg! Dass das aus seiner Sicht auch einen Preis hat.

[Intervention Lanz…]

Was bei mir hängen geblieben ist, war dieses unglaublich starke Plädoyer, wo ich dachte, meine Güte, solche Ärzte brauchen wir. Dieses sehr starke Plädoyer, Sie werden sich erinnern,

[…]

wo er erzählte aus seiner Praxis, er ist ja noch als Arzt tätig: Es kommt ein verzweifelter Mensch zu ihm in die Sprechstunde. Da fließen eventuell auch mal Tränen. Da ist jemand verzweifelt. Wo er sagt: Wenn wir mit Abstand an diesem Schreibtisch sitzen, dann nehm ich natürlich in dem Moment auch mal die Maske ab und der darf die Maske abnehmen, weil hier geht es gerade darum, dass zwei Menschen miteinander über Unglück versuchen sich zu verständigen.

[…]

Das berührt ja ein anderes Problem: Halte ich die Menschen für so weit mündig, dass ich sage, man kann eben unterscheiden. Hier ist gerade ein verzweifelter Mensch, der mit mir seine Verzweiflung teilt. Da muss ich nicht doktrinär sagen, in jeder Sekunde Mundschutz. Für mich war das ein überzeugender Auftritt. Und ich muss gestehen, ich bin schockiert gewesen mitzukriegen, wie sehr dieser Mann in die Mangel genommen wurde, weil ich den Eindruck habe, dass es den Diskurs, den wir so dringend brauchen, weil, ganz ehrlich, wir haben wundervolle Wissenschaftler, wir haben noch eine andere Waffe in der freien westlichen Welt: das ist der offene, wirklich angstfreie Diskurs, wo kritische Köpfe“

Lanz: „Den Diskurs haben wir ja geführt.“

„Wenn Herr Lauterbach, Herr Dr. Karl Lauterbach twittert“

Lanz: „Dr. Dr., Prof. Dr. Dr. Er ist ein kluger Mann. Das muss man einfach mal“

„Wenn der twittert, dieser Mann muss das sofort, er hat gar nicht gesagt, was, das sofort zurück nehmen oder er muss zurücktreten. Jemand, der wie gesagt, Herr Reinhardt, der Präsident der Bundesärztekammer, der hat sich mitnichten gemein gemacht mit irgendwelchen … Verschwörungswirren … Damit hat er sich in keiner Sekunde gemein gemacht. Und wenn wir in diesem Land ein Klima erzeugen, wo wir nicht mehr unterscheiden, wie wir auf Wirrköpfe reagieren … und mit kritischen Köpfen, wenn wir sagen, wir müssen auch die kritischen Köpfe tendenziell zum Zurückrudern bringen, weil die könnten ja den Wirrköpfen Munition liefern, dann haben wir ein Problem.“

Lanz: „Frau Dorn, Sie sind da wirklich auf dem Holzweg. Es tut mir leid.“

Tja, Sie haben ein Problem, Frau Dorn: Sie sind es, die ein Problem haben, Frau Dorn, nicht wir. Wir wissen, was wahr ist, was richtig ist. Sie sind auf dem Holzweg, Frau Dorn. Sind Sie so dumm oder tun Sie nur so? Scher’n Sie sich zum Teufel! Sie und der Reinhardt, Sie pseudokluge Stänkerer, Möchte-gern-Revoluzzer…

Was an diesem Gespräch — wieder mal — auffällt:

  1. die mangelnde Bereitschaft, doktrinäre, monistisch verkürzte Positionen zu hinterfragen.
  2. Für Lanz muss Lauterbach zudem schon deshalb recht haben, weil er Professor Doktor Doktor ist, also um so mehr Fachmann ist als er akademische Titel vor sich hertragen kann, der Vielfach-Kluge, und (entsprechend) brav nachbetet, was der Wissenschaftsmainstream, der ihn adelte, ihm vorbetet.
  3. Zusätzlich tut Lanz auch noch so, als könne er als Fachmann (!) am Diskurs teilnehmen — nach dem Motto: Ich hab da mal was Kluges gelesen (und verstanden, hurra! Bin ich aber toll auch!), die Studie…

Is‘ doch klar, sagen doch alle, die sich auskennen (inklusive mir): Masken tragen ist ultima ratio! Widerspruch wird nicht geduldet: Polizei! Missetäter abführen!

Sleepy Karl — dem zuzuhören ohne einzuschlafen ob dessen Eloquenz einen (akademischen) Preis verdient hätte — hat denn auch sofort per Tweet — nach Vorbild Trump — klar gestellt: Maskenpflicht ist alternativlos. Wer als „Ärztefunktionär“ das Gegenteil behaupte, müsse stante pede exkommuniziert werden:

„Die Gleichsetzung der Maskenpflicht zum Schutz vor einer tödlichen Viruserkrankung mit einem „Vermummungsgebot“ gleichzusetzen ist für den ranghöchsten deutschen Ärztefunktionär unentschuldbar. Aus meiner Sicht ein Rücktrittsgrund, wenn er das nicht sofort zurücknimmt.

Dass Lauterbach zudem gern auch im Privaten Gendarm spielen möchte, zeigt folgende Äußerung:

„Die Unverletzbarkeit der Wohnung darf kein Argument mehr für ausbleibende Kontrollen sein“, sagte Lauterbach der Düsseldorfer „Rheinischen Post“.“

Lauterbach träumt sich wohl den VEB Horch und Guck aus der guten alten DDR-Zeit zurück…

— Fazit —

Eigentlich sollte in einer Demokratie — wie auch in der Wissenschaft (zumindest angezielt: double blind review) — ja jede Stimme gleich viel zählen. Doch echten Demokraten wie Trump, Lanz und Lauterbach seien, nach deren eigener Meinung, wohl Ausnahmen, wohl-feilst, gestattet…

Mord im Auftrag der Göttin Athene – Thea Dorns Krimi „Die Hirnkönigin“


Göttin Athene im Roman Hirnkönigin

Die Anrufung der Göttin Ἀθηνᾶ erfolgt erst spät im Text (auf S. 53). Zuvor hat (u.a.) die Frau des ersten Opfers das Wort. Ihr werden Zitate aus Hugo von Hofmannsthals Elektra (Kap. 2 u. 3) zugestellt. –Warum nicht einer der altgriechischen Dramatiker (im Original) zitiert wird, bleibt offen. — Zwei Mal spricht Elektra (danach auch noch Klytämnestra). (S. 24f) Doch die Elektra-(Klytämnestra-)Spur endet (spätestens) mit dem Selbstmord der Nicht-Mörderin.

Ab da an (spätestens) hat die Mordende, die Hirnkönigin Nike Schröder, das Sagen. Sie ist kein sich am Ehemann rächendes Weib. O nein: Sie ruft Athene an und mordet ihr zu Gefallen, zum Sieg über die Männer, Opferlämmer, die sie sich zur Beute nimmt.

Einschub: Die Hirnkönigin als Weiterentwicklung (der Heldin) des Romans Berliner Aufklärung

Athene kommt schon in Dorns erstem Roman, Berliner Aufklärung, vor:

„Der silberne Brieföffner, der am Griff in ein Relief der Göttin Athene auslief“, (S. 63)

wird zum Mordinstrument.

Über die später hiermit Ermordete, Rebecca, heißt es:

„Als Kind hatte sie [Rebecca] oft neben dem Schreibtisch ihres Vaters gestanden, wenn er mit diesem schweren Briefmesser die Seiten alter Folianten aufgeschnitten hatte. Sie war immer stolz gewesen, wenn er sie dann »meine kleine Athena« genannt hatte. Mit sieben konnte sie große Teile der Ilias und Odyssee auswendig, war mit den griechischen Göttern vertraut wie andere Kinder mit Rotkäppchen und den sieben Geißlein. Es hatte für sie unverrückbar festgestanden: Sie wollte Athene sein, die mutterlose Göttin des Krieges und der Weisheit.“ (S. 63)

Doch sie versagte: nahm ihre Opferrolle ergeben (passiv) an, statt (aktiv) zu morden:

„Ein ruhiger Tod. Ein stiller Tod. Sie hat sich nicht gewehrt. Alles blieb still.“,

sprach der (schwule) Mörder, der den Selbstmord seines (schwulen) Freundes rächte. (S. 193) Dem wurde Aphoristiker Nietzsche zum Verhängnis.

„WICHTIG NEHMEN ALLE DAS STERBEN, ABER NOCH IST DER TOD KEIN FEST. NOCH ERLERNTEN DIE MENSCHEN NICHT, WIE MAN DIE SCHÖNSTEN FESTE WEIHT.“ (Also sprach Zarathustra I, Krit. Studienausg., Bd. 4, S. 93, Z. 10-12; bei Dorn in Großbuchstaben mit geänderter Interpunktion)

Nicht eingearbeitet wird von Dorn das Motto Vom freien Tode, dem das Zitat entnommen ist:

„Stirb zur rechten Zeit: also lehrt es Zarathustra.“ (eb., Z. 4)

Auch die Enttarnung des Philosophieprofessorengequakes im Institutssumpf (einer Uni) als eitles Kokettieren kakophonen Froschgesangs: von jedem gegen jede(n), Position A gegen Position B, Mann gegen Mann, Frau gegen Mann, Homo gegen Homo, Lesbe gegen Schwulen, etc. – in der Hinsicht sind sie alle gleich: jede(r) dem/der andern ein Wolf (Plautus, Hobbes): Jede(r) der 54 Institutler bekam folglich einen Teil des ersten Opfers des Übermenschen säuberlich in sein/ihr Postfach gelegt – bleibt im (Hals-)Ansatz stecken. Von wegen: herrschaftsfreier Diskurs. Wie wär’s mit einem Preis für Habermas für konsequentestes Realitätsentfremdungsgeblödel. Schade, dass Sie nicht tiefer bohr(t)en, Frau Dorn…

Die persona Hirnkönigin

In der Hirnkönigin ist es dann soweit. Nike mordet im Auftrag der Kopfgeborenen.

(Im Roman Berliner Aufklärung hingegen bestraft die (lesbische) Heldin, Anja, (den schwulen „Übermenschen“ mit seinen „stahlblauen Augen“ (S. 186)) lediglich — in persona eines sadistisch Pseudo-Schwulen).

In der Hirnkönigin wird die (nun pur verkopfte, pur asexuelle) Heldin von Anfang an als Beutemacherin vorgestellt. (Ihr Lieblingsopfer sind intelligente, aber irrational Handelnde, sie als Frau begehrende Männer.)

Nach einem kurzen Verweis auf die Anfangszeile der Oyssee (Ἄνδρα μοι ἔννεπε, Μοῦσα, πολύτροπον, ὂς μάλα πολλὰ), um den Bildungs-/Rechtfertigungskontext Nikes anzureißen, werden von Nike die Eingangszeilen des xxvii. Homerischen Hymnus ΕΙΣ ΑΘΗΝΑΝ. zitiert (Z.1-6):

Παλλάδ᾽ ᾿Αθηναίην, κυδρὴν θεόν, ἄρχομ᾿ ἀείδειν,

γλαυκῶπιν, πολύμητιν, ἀμείλιχον ἦτορ ἔχουσαν,

παρθένον αἰδοίην, ἐρυσίπτολιν, ἀλκήεσσαν,

Τριτογενῆ, τὴν αὐτὸς ἐγείνατο μητίετα Ζεὺς

σεμνῆς ἐκ κεφαλῆς, πολεμήϊα τεύχε᾽ ἔχουσαν,

χρύσεα παμφανόωντα·

Nike (Nίκη) sieht sich und handelt als einer Siegesgöttin gleich. Sie versucht dem von ihrem (als Ζεύς-gleich) verehrten Vater, einem erblindeten, auf einen Rollstuhl angewiesenen, pensionierten Latein- und Griechisch-Lehrer, in sie eingepflanzten Ideal purer Geistigkeit zum Sieg zu verhelfen. Sie erlebt sich als Produkt seiner Erziehung, als (dessen) Kopfgeburt (ἐκ κεφαλῆς, wie es im Hymnus heißt).

„Und Nike Schröder ging hinab und trennte das greise Haupt ihres Vaters vom Rumpf und öffnete den Schädel und weinte, als sie die Höhle wiedersah, der sie vor neunzehn Jahren entsprungen war.“ (297)

Das von der körperlichen Hülle, res extensa, befreite Hirn, das sie all ihren Opfern entnimmt und in Einweggläsern konserviert, verkörpert für sie das Eigentliche des Menschen, bloßes res cogitans. (Bei Descartes reduziert auf die Amygdala.) Durch den Mord des (Begehrens des) Körpers ist das Geistige/der Geist zu befreien. Um an die Hirne heranzukommen, mordet sie. Die Körper macht sie sich zur Beute. Sie ist die Wiedergeburt der (Athene) Ageleie (ἀγελείη):

„»Ageleie ist kein Blumenname, du Dummkopf«, sagte sie leise [zu einem frisch Ermordeten]. »Ageleie heißt Beutemacherin.« (121)

Nike versteht sich demnach (auch) als μαῖα. (Ein Bezug zu Sokrates‘ Mäeutik, μαιευτική.) Sie will, dass die Hirne der von ihr Auserwählten zu sich selbst kommen, dass sie frei werden mögen, auf dass sie an und für sich selbst seien. (Phänomenologie des Geistes. Hegel pur). So wie auch für sie selbst gilt:

Sie war Hirn. Reines Hirn. Von Kopf bis Fuß.“ (63)

Unter Verweis auf Trump

I have a gut, and my gut tells me more sometimes than anybody else’s brain can ever tell me.” (Trump zitiert nach Dana Milbank, Washington Post online, 28.11.2018)

ist diese Position durchaus vernünftig

Gemordet wird von ihr (ab dann vornehmlich) während des Rezitierens einschlägiger Ilias-Stellen – auf Griechisch, φυσικά!, wenn auch ohne Verwendung griechischer Schriftzeichen (z.B. 4, 134ff) und Stellenangaben. Schade…

Doch das hat(te) auch sein Gutes. Um alle Stellen zu entdecken, las ich nun erstmals sowohl die Odyssee als auch die Ilias komplett und beschäftigte mich zudem auch noch mit den Hymnen und den Fragmenten der epischen Poesie.

(Spaß machte es auch, all die Stellen aus Goethe, Benn, Trakl,…, aufzusuchen und -zufinden.)

Hierfür besten Dank, Frau Dorn!

Ohne Sie wüsste ich gar nicht, dass die Ilias nur die Zeit zwischen dem Rückzug Achills vom Kampf und der Bestattung (des von ihm getöteten) Hektors umfasst. Wir lasen ja seinerzeit im Gymnasium nur die ersten paar Seiten… –– Mit Schaudern denk ich noch heute an die Stunden bei Oma St. und Onkel F. Die verdarben mir jegliches altphilologisches Lüstlein. Wie gut, dass es seinerzeit auch Pu gab!! Danke, mein Lehrer!!… (Nikes Vater scheint wie Pu fähig gewesen zu sein, Begeisterung entfachen zu können.) –– Interessant fand ich auch, dass die Odyssee bis auf den Kampf Odysseus‘ gegen die Freier (und die Zeit danach) – im Gegensatz zur Ilias – recht unblutig bleibt.

Was ich zudem nicht (mehr) erinnerte, ist, dass es (erst) Vergil war, der den Gründungsmythos Roms (mit) kreierte: der in der Aeneis den Untergang Troias schildert und den Flüchtling („profugus“, 2) Aeneas und die Seinen („nos Troia antiqua“, 375) zur Gründung Roms bestimmt(e). Sehr schön ist (dabei) Vergils Verbeugung vor dem Dichter der Odyssee – die Homer wohl zu Unrecht zugeschrieben wurde/ist –: Musa, mihi causas memora quo numine laeso (8) … Alles verweist auf alles…

Der Epilog des Krimis, der auf dem Flug von Frankfurt nach Athen spielt, schließt:

„»Haben Sie Verwandte in Athen?« [fragte der Sitznachbar.]

Sie legte den Kopf schief. »Gewissermaßen«, sagte sie. Und lächelte.“ (299)

Das Gefühl kenn‘ ich…

„Πού `ναι τα χρόνια ωραία χρόνια
που `χες λουλούδια μες στην καρδιά
πού `ναι η αγάπη γλυκιά μου αγάπη
να μας ζεστάνει στην παγωνιά“

(Άκος Δασκαλόπουλος, Πού `ναι τα χρόνια) gesungen u.a. von Γιώργος Νταλάρας

Nach Griechenland zu fahren ist für mich stets (auch) eine Reise in das Abkünftige Europas. Der Beginn von allem. ωραία χρόνια – wie in Erinnerung an eine einst Geliebte.

Dafür danke ich Frau Dorn besonders: Daran zu erinnern, von wo her Europa kommt. Und das heißt auch, sich/uns klar zu machen, welche Traumata, welche Kriege und Schlachten und Gesänge wir mit uns tragen. Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.

Latein und Griechisch aus der Schule zu verbannen, ist ein Verbrechen. Den Haupteingang der Uni Freiburg flankieren (noch immer) die Herren Aristoteles und Homer. Doch bald wird es keine Jugendlichen mehr geben, die deren Schriften im Original lesen können. Und nachdem das erreicht ist, wollen unsere Bildungsgestalter wohl zudem erreichen, dass die beiden keinem mehr etwas sagen. Auf dass die künftigen Studierenden achtlos vorbeigehen mögen.

Der Dummen und nicht ganz-Dummen Wunsch ist es, dass auch alle andern möglichst dumm sein mögen, damit ihre Dummheit nicht länger als Mangel erscheine, keinem mehr unangenehm auffallen möge. Da kommt die Einflutung islamistisch-sozialisierter Flüchtlinge, die die Welt in Rechtgläubige (sie selbst) und kuffār (die sie aufnehmenden Willkommenskultur-ler) teilen, nach Europa gerade recht…

„Wehe! Es kommt die Zeit, wo der Mensch keinen Stern mehr gebären wird. Wehe! Es kommt die Zeit des verächtlichsten Menschen, der sich selber nicht mehr verachten kann.

Seht! Ich zeige euch   d e n   l e t z t e n   M e n s c h e n.

„Was ist Liebe? Was ist Schöpfung? Was ist Sehnsucht? Was ist Stern“ – so fragt der letzte Mensch und blinzelt.

Die Erde ist dann klein geworden, und auf ihr hüpft der letzte Mensch, der Alles klein macht.“

(Nietzsche, Also sprach Zarathustra, Zarathustra‘s Vorrede (Kap. 5), Bd. 4, S. 19, Z. 21-28)

Liegt die Wahrheit im Fragment, Frau Dorn?

 

Mord im Auftrag der Göttin Athene – Thea Dorns Krimi „Die Hirnkönigin“

Frog1(Thea Dorn, Die Hirnkönigin, Hamburg, 1999)

Die Anrufung der Göttin Ἀθηνᾶ erfolgt erst spät im Text (auf S. 53). Zuvor hat (u.a.) die Frau des ersten Opfers das Wort. Ihr werden Zitate aus Hugo von Hofmannsthals Elektra (Kap. 2 u. 3) zugestellt. (Warum nicht einer der altgriechischen Dramatiker zitiert wird, bleibt offen) Zwei Mal spricht Elektra, abschließend Klytämnestra. (S. 24f) Doch die Elektra-Spur endet (spätestens) mit dem Selbstmord der Nicht-Mörderin…

Ab da an (spätestens) hat die Mörderin, die Hirnkönigin, Nike Schröder, das Sagen. Sie ist kein sich am Ehemann rächendes Weib. O nein: Sie ruft Athene an und mordet ihr zum Gefallen, zum Sieg über die Opfer, die sie sich zur Beute nimmt.

Nach einem kurzen Verweis auf die Anfangszeile der Oyssee (Ἄνδρα μοι ἔννεπε, Μοῦσα, πολύτροπον, ὂς μάλα πολλὰ), die Nike in Erinnerung an selige Zeiten in Griechenland mit ihrem Vater vergegenwärtigt (auch um ihren Bildungs-/Rechtfertigungskontext anzureißen), werden von ihr die Eingangszeilen des xxvii. Homerischen Hymnus ΕΙΣ ΑΘΗΝΑΝ. zitiert (Z.1-6):

Παλλάδ᾽ ᾿Αθηναίην, κυδρὴν θεόν, ἄρχομ᾿ ἀείδειν,

γλαυκῶπιν, πολύμητιν, ἀμείλιχον ἦτορ ἔχουσαν,

παρθένον αἰδοίην, ἐρυσίπτολιν, ἀλκήεσσαν,

Τριτογενῆ, τὴν αὐτὸς ἐγείνατο μητίετα Ζεὺς

σεμνῆς ἐκ κεφαλῆς, πολεμήϊα τεύχε᾽ ἔχουσαν,

χρύσεα παμφανόωντα·

Nike (Nίκη) sieht sich und handelt als einer Siegesgöttin gleich. Sie versucht dem von ihrem (als Ζεύς-gleich) verehrten Vater, einem erblindeten, auf einen Rollstuhl angewiesenen, pensionierten Latein- und Griechisch-Lehrer, in sie eingepflanzten Ideal purer Geistigkeit zum Sieg zu verhelfen. Sie erlebt sich als Produkt seiner Erziehung, als (dessen) Kopfgeburt (ἐκ κεφαλῆς).

„Und Nike Schröder ging hinab und trennte das greise Haupt ihres Vaters vom Rumpf und öffnete den Schädel und weinte, als sie die Höhle wiedersah, der sie vor neunzehn Jahren entsprungen war.“ (297)

Das von der körperlichen Hülle, res extensa, befreite Hirn, das sie all ihren Opfern entnimmt und in Einweggläsern konserviert, verkörpert für sie das Eigentliche des Menschen, bloßes res cogitans. Durch den Mord des (Begehrens des) Körpers ist das Geistige/der Geist zu befreien. Um an die Hirne heranzukommen, mordet sie. Die Körper macht sie sich zur Beute. Sie ist die Wiedergeburt der (Athene) Ageleie (ἀγελείη):

„»Ageleie ist kein Blumenname, du Dummkopf«, sagte sie leise [zum frisch Ermordeten]. »Ageleie heißt Beutemacherin.« (121)

Nike versteht sich demnach (auch) als μαῖα. (Ein Bezug zu Sokrates‘ Mäeutik, μαιευτική.) Sie will, dass die Hirne der von ihr Auserwählten zu sich selbst kommen, dass sie frei werden mögen, auf dass sie an und für sich selbst seien. (Phänomenologie des Geistes. Hegel pur). So wie auch für sie selbst gilt:

„Sie war Hirn. Reines Hirn. Von Kopf bis Fuß.“ (63)

Gemordet wird von ihr (ab dann vornehmlich) während des Rezitierens einschlägiger Ilias-Stellen – auf Griechisch, φυσικά! (z.B. 4, 134ff)

Schade nur, dass Dorn hier wie auch sonst nur eine Übersetzung, nicht aber das Original widergibt.

Doch das hat(te) auch sein Gutes. Um alle Stellen zu entdecken, las ich nun erstmals sowohl die Odyssee als auch die Ilias komplett und beschäftigte mich zudem auch noch mit den Hymnen und den Fragmenten der epischen Poesie…

(Spaß machte es auch, all die Stellen aus Goethe, Benn, Trakl,…, aufzusuchen und -zufinden.)

Hierfür besten Dank, Frau Dorn!

Ohne Sie wüsste ich gar nicht, dass die Ilias nur die Zeit zwischen dem Rückzug Achills vom Kampf und der Bestattung (des von ihm getöteten) Hektors umfasst. Wir lasen ja seinerzeit im Gymnasium nur die ersten paar Seiten… –– Mit Schaudern denk ich noch heute an die Stunden bei Oma St. und Onkel F. Die verdarben mir jegliches altphilologisches Lüstlein. Wie gut, dass es seinerzeit auch Pu gab!! Danke, mein Lehrer!!… (Nikes Vater scheint wie Pu fähig gewesen zu sein, Begeisterung entfachen zu können.) –– Interessant fand ich auch, dass die Odyssee bis auf den Kampf Odysseus‘ gegen die Freier (und die Zeit danach) – im Gegensatz zur Ilias – recht unblutig bleibt.

Was ich zudem nicht (mehr) erinnerte, ist, dass es (erst) Vergil war, der den Gründungsmythos Roms (mit) kreierte: der in der Aeneis den Untergang Troias schildert und den Flüchtling („profugus“, 2) Aeneas und die Seinen („nos Troia antiqua“, 375) zur Gründung Roms bestimmt(e). Sehr schön ist (dabei) Vergils Verbeugung vor dem Dichter der Odyssee – die Homer wohl zu Unrecht zugeschrieben wurde/ist –: Musa, mihi causas memora quo numine laeso (8) … Alles verweist auf alles…

Der Epilog des Krimis, der auf dem Flug von Frankfurt nach Athen spielt, schließt:

„»Haben Sie Verwandte in Athen?« [fragte der Sitznachbar.]

Sie legte den Kopf schief. »Gewissermaßen«, sagte sie. Und lächelte.“ (299)

Das Gefühl kenne ich.

Πού `ναι τα χρόνια, ωραία χρόνια… (Άκος Δασκαλόπουλος; gesungen: Στ. Κουγιουμτζής – Πού ‚ναι τα χρόνια (Γ. Νταλάρας) )

Nach Griechenland zu fahren ist für mich stets (auch) eine Reise in das Abkünftige Europas. Der Beginn von allem.

Dafür danke ich Frau Dorn besonders: Daran zu erinnern, von wo her Europa kommt. Und das heißt auch, sich/uns klar zu machen, welche Traumata, welche Kriege und Schlachten wir mit uns tragen. Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten. Latein und Griechisch aus der Schule zu verbannen, ist ein Verbrechen. Den Haupteingang der Uni Freiburg flankieren (noch immer) die Herren Aristoteles und Homer. Doch bald wird es keine Jugendlichen mehr geben, die deren Schriften im Original lesen können. Und nachdem das erreicht ist, wollen unsere Bildungsgestalter wohl zudem machen, dass die beiden keinem mehr etwas sagen. Auf dass die künftigen Studierenden achtlos vorbeigehen mögen. Dumme wollen, dass auch alle andern dumm sind, damit ihre Dummheit nicht (mehr) als Mangel erscheine, keinem mehr unangenehm auffallen möge…

„Wehe! Es kommt die Zeit, wo der Mensch keinen Stern mehr gebären wird. Wehe! Es kommt die Zeit des verächtlichsten Menschen, der sich selber nicht mehr verachten kann.

Seht! Ich zeige euch  d e n  l e t z t e n  M e n s c h e n.

„Was ist Liebe? Was ist Schöpfung? Was ist Sehnsucht? Was ist Stern“ – so fragt der letzte Mensch und blinzelt.

Die Erde ist dann klein geworden, und auf ihr hüpft der letzte Mensch, der Alles klein macht.“ (Nietzsche, Also sprach Zarathustra, Zarathustra‘s Vorrede, Kap. 5, S. 19, Z. 21-28)

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