Populismus und Selbstbereicherung: Markenzeichen der Union

Melanie Amann und Veit Medick, Haseloff will Kanzlerkandidatur an Umfragewerte knüpfen, Spiegel online, 15.4.2021

CDU-Präsidium für Laschet als Kanzlerkandidat, Spiegel online, 12.4.2021

Josh Groeneveld, 288.000 Euro Provision: Eine interne Mail zeigt, wie ein CDU-Politiker Maskendeals mit China vermittelte, Business Insider, 6.3.2021

Anette Dowideit, Die immer länger werdende Liste der Maskenskandale, Welt online, 29.3.2021

I

Was soll laut CDU und CSU darüber entscheiden, wer zum Kanzlerkandidaten der Union gemacht wird? Die Antwort von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) offenbart, dass allein der Umfragewert entscheiden solle.

»Es geht nicht um persönliche Sympathie, Vertrauen oder Charaktereigenschaften. Es hilft nichts, wenn jemand nach allgemeiner Überzeugung absolut kanzlerfähig ist, aber dieses Amt nicht erreicht, weil die Wählerinnen und Wähler ihn nicht lassen.«

Ausdrücklich betont Haseloff, dass es nicht auf Sympathie, Vertrauen und Charakter des Kandidaten ankomme. Also: Auch der größte Despot, der größte Verbrecher, der größte Nichtsnutz ist willkommen, so er denn die Gunst des Volkes habe! Wo, bitte schön, ist da der Unterschied zur angeblich so radikal bösen, absolut populistischen AfD?

Noch schlimmer: Obwohl sich das „CDU-Präsidium […] in der K-Frage [sich bereits] hinter den Parteichef Laschet“ stellte und damit Laschet als Kanzlerkandidat – gem. §11 Abs. 4 Parteiengesetz ohne wenn und aber! – nominiert war (am 12.4.2021), ist er nur einen Tag später aus den eigenen (CDU-)Reihen, nämlich in der Fraktionssitzung (am 13.4.2021) – widerrechtlich des Parteiengesetzes – zum Abschuss freigegeben worden.

II

Zu diesem unwürdigen, weil rein populistischen, und gem. Parteiengesetz rechtswidrigen (!) Nominierungsgeschacher kommt noch hinzu, dass CDU- und CSU-Politiker die Corona-Krise zu eigener Profitmaximierung nutzten.

„Der CDU-Abgeordnete Nikolas Löbel hat im vergangenen Jahr Deals mit Corona-Schutzmasken an deutsche Unternehmen vermittelt und nach Informationen von Business Insider mehr als eine Viertel Million Euro an Provisionen verdient.“

Anette Dowidelt nennt zudem Georg Nüßlen (CSU), Alfred Sauter (CSU) und Mark Hauptmann (CDU). Besonders pikant: Sauter war einst Bayrischer Justizminister (1998-99). Dem Allgemeinwohl verpflichtetes Rechtsbewußtsein? Fehlanzeige!

III

Und Mutti? – schweigt und sitzt die restlichen Tage ihrer Kanzlerschaft ab. Was aus Deutschland wird, war ihr noch nie sonderlich wichtig. Mittlerweile aber ist es ihr scheißegal.

Fazit

Kurz gesagt: Die Union entlarvt sich derzeit als eine an Machterhalt und Profit ihrer Volksvertreter*innen (Motto: Pfründe sichern!) ausgerichteten, dem Allgemeinwohl aber kaum noch verpflichtete Partei. Folge: Die Politikverdrossenheit wird weiter zunehmen; und das Zutrauen in die Demokratie wird weiter bröckeln.

Herzlichen Dank auch!

Zunahme der Armut in NRW: NUR unter Migranten!

(Till-Reimer Stoldt, Die NEUE Armut, WaS, 9.4.2017, NRW 1)

(Gilles Kepel, Der Bruch. Frankreichs gespaltene Gesellschaft, Aus dem Französischen von Martin Weyerle, München, 2017)

(Manuel Bewarder, Anette Dowideit, Martin Lutz und C. C. Malzahn, Massiver Anstieg illegaler Einreisen über die Schweiz nach Deutschland, WaS, 9.4.2017, 1 u. 5-6)

Für Kanzlerkandidat Schulz, den neuen – nach der Saarland-Schlappe freilich bereits angezählten – Hoffnungsträger der SPD, steht fest: Gerechtigkeit tut not! Insbesondere die Schere zwischen Arm und Reich gelte es, soweit möglich, zu schließen.

Interessant ist dabei ein Blick ins Land NRW, das doch bereits rot-grün regiert wird und eine Schulz-Kur demnach gar nicht nötig haben dürfte…

Die Realität sieht freilich anders aus: Gerade NRW zeigt einen Bruch, wie ihn Gilles Kepel (u.a.) in seinem jüngsten Buch für Frankreich konstatiert:

„Auch in NRW könnte es zu französischen Zuständen kommen, befürchtet Eric Seils vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI). […] An Rhein und Ruhr drohe ebenfalls [wie in Frankreichs Metropolen] „die Entstehung einer dauerhaften Migranten-Unterschicht, die kaum Aufstiegschancen besitzt, von der Mehrheit abgekoppelt lebt und unterbeschäftigt ist“.

Wenn diese Gruppe sich auf Dauer „nicht nur materiell, sondern oft auch ethnisch und kulturell von der wohlhabenderen Mehrheit“ unterscheide, werde die Lage in NRW „konfliktträchtig“.“ (Stoldt; im Original kein Fettdruck)

In einigen Städten NRWs ist dies nicht Zukunft, sondern bereits Gegenwart.

Die Armutsgefahr ist dabei weniger ein Problem aller, wie Schulz uns weismachen will, als vielmehr eines bestimmten Teils der Bevölkerung: der Migranten:

„Auch dass die Armutsquote zwischen 2013 und 2015 in NRW stieg, ist laut WSI ja „allein darauf zurückzuführen, dass sich die Armutsquote der Migranten erhöht hat. Das Armutsrisiko der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund“ habe sich „seit 2013 nicht verändert“.“ (Stoldt; im Original kein Fettdruck)

Als Arbeitsmarktrestriktionen gelten Sprachdefizit und die geringe Erwerbsquote von Migrantinnen:

„Konkret geht es dabei laut WSI vor allem um zwei Probleme: Zum einen sind die Sprachdefizite auch bei langjährig hier lebenden Zugewanderten teils noch gravierend; zum anderen ist die Erwerbsquote bei Migrantinnen weit niedriger als bei alteingesessenen Frauen.“

Etwa 1,45 von rund 3 Millionen Armen in NRW sind Migranten. […] Aber der tatsächliche Migrantenanteil an den Armen liegt noch viel höher. Der Grund: In der gängigen Armutsstatistik wird der Anteil der Nichtmigranten künstlich hochgerechnet. […] Was nur einen Schluss zulässt: Tatsächlich verfügen weit eher 75 als 50 Prozent der wirklich Armen im Land über Zuwanderungsgeschichte.“ (Stoldt; im Original kein Fettdruck)

Hinzu kommt, dass die Gutmensch-Politik alles tut, um den Eindruck zu erwecken, dass die unkontrollierte Flutung Deutschlands mit Migranten etwas Positives, eine Entlastung von Schuld und wirtschaftliche Bereicherung sei. Daher wundert es nicht, dass Schulz im Besonderen und die SPD im Allgemeinen von Merkel und CDU – trotz NRW-Wahlkampf! – nicht konfrontativ angegangen werden: Sogar

„Oppositionsführer Armin Laschet (CDU) bezweifelte in einem Hintergrundgespräch gar grundsätzlich, dass die gestiegene Armut eine Folge der Migration ist. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) räumte immerhin auf Nachfrage […] ein, dass „es auch mit der Zuwanderung zu tun hat, wenn jetzt in unserem Land die Armut steigt“.“ (Stoldt; im Original kein Fettdruck)

Dass die Migrantenzahl dabei immer weiter steigt, ja dass „sich an der Grenze erneut Krisenszenarien entwickeln“ (Bewarder u.a.) verdeutlicht zudem nur, dass die Politik vor der Realität weiter die Augen schließt und statt gegen das Wachsen des Bruchs anzugehen, ihre Energie lediglich darauf richtet, ihn zu kaschieren…