(Elisabeth von Thadden, Noch eine Zukunft, ZEIT, 31.3.2016, 37)
(Joseph Hanimann, „Und sagen Sie nicht, Sie hätten es nicht gewusst“, SZ online, 17.3.2016)
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Michel Houellebecq prophezeit in seinem Roman Unterwerfung die Liaison von François Bayrou, des ewigen Bewerbers um das Amt des Staatspräsidenten Frankreichs (seit 2002), mit der Muslimbruderschaft:
„Kurz nach vierzehn Uhr schlug dann die Nachricht wie eine Bombe ein: UMP, UDI und PS hatten sich darauf geeinigt, eine Regierungsvereinbarung für eine »erweiterte republikanische Front« zu unterzeichnen und schlossen sich dem Kandidaten der Bruderschaft der Muslime an.“ (129)
Dem setzt Michel Wievorka in Séisme (Erdbeben) die Befürchtung eines Wahlsiegs von Marine Le Pen entgegen:
„Ein Jahr ist es her, da hatte der Schriftsteller Michel Houellebecq in seinem Roman Unterwerfung als ein satireschwarzes Gedankenexperiment erzählt, wie sich im Jahr 2022 die männliche Academia mit Gewinn dem Islam an den Hals wirft“. (von Thadden)
Wievorka reagiert mit dem
„Plot einer Zukunft Frankreichs […], faktensatt: Le Pen an der Macht!“ (von Thadden)
Neu ist dieses Phänomen, French Angst freilich nicht:
„Vorsorgliches Halluzinieren: Comiczeichner, Soziologen und Schrifsteller malen sich ein Frankreich unter Marine Le Pen aus. Die Furcht davor geistert seit Jahren durch den öffentlichen Diskurs.“ (Hanimann)
Hanimann nennt neben Wievorka:
- den Comicband La Présidente, „eine Politfiktion über das Ergebnis der nächsten Präsidentschaftswahlen in Frankreich“ von François Durpaire und Farid Boudjellal.
- einen Comic von Charlie Hebdo-Herausgeber Laurent „Riss“ Sourisseau und Richard Malka, der demnächst erscheinen soll.
- eine Novellensammlung von Arnaud Vivant als Herausgeber, die ebenfalls mit der Hypothese von Le Pen als nächster Staatspräsidentin spielt.
Hanimanns Fzit:
„Ein so unterhaltsames wie hilfloses Beben geht durchs Land.“