Martin Hoferick, Antisemitismus in Österreich, Kulturzeit (3sat), 25.8.2020
Peter Schneeberger im Gespräch mit E. Rosen, Elie Rosen über Formen des Antisemitismus, Kulturzeit (3sat), 25.8.2020
Ingrid Kornberger, Synagogen-Angriff: Verdächtiger ist 31-jähriger Syrer, Die Presse online, 24.8.2020
Vorspiel
Kaum hat ein ach so süßer Flüchtling einen antisemitischen Anschlag verübt (in Graz am 22.8.2020), wird von der Gutmenschfraktion der Vorfall entsprechend verharmlost. So äußert denn Martin Hoferick in seinem Kulturzeit-Beitrag Antisemitismus in Österreich (drei Tage später) die Befürchtung:
„Der Festgenommene, ein Geflüchteter aus Syrien [„der seit sechs Jahren in Österreich leben soll“ (Kornberger)] wird als Anhänger eines islamischen Antisemitismus stilisiert. So wird der Vorfall von Rechten instrumentalisiert.“
Der Anschlag selbst wird gar nicht erst thematisiert, ist also nicht berichtenswert und folglich gar nicht (so) schlimm. — Anders wär’s natürlich, wenn ein ach so un-süßer, ach so böser Neonazi der Täter wäre. — Schlimm ist für Gutmensch Hoferick nur, dass die anderen, i.e. die bösen Rechten, sprich die Nicht-Gutmenschen dies Stück für ihre, i.e. moralisch verwerflichen Zwecke propagandistisch nutzen könnten.
Hauptstück
Und dann tritt auf: Gutmensch Peter Schneeberger.
Im Gespräch mit Elie Rosen, auf den der ach so süße Flüchtling einen Anschlag plante, versucht Schneeberger Rosen dazu hinzuleiten, den Antisemitismus zu einem Neonazi-Problem zu erklären. Doch Rosen widersetzt sich. So ein Schelm…
Hier die ungekürzte Textpassage:
Schneeberger frägt – Hofericks Befürchtung wiederholend und damit dem Zuschauer einbläuend: „Eine Studie hat ergeben, dass mehr als die Hälfte der antisemitischen Übergriffe in Österreich einen rechtsextremistischen Hintergrund hat. Steht es zu befürchten, dass die Angriffe in Graz politisch instrumentalisiert werden?
Doch Rosen antwortet wider Erwarten: „Wir führen, das heißt über die Israelitische Kultusgemeinde in Wien ein Monitoring durch von antisemitischen Vorfällen in Österreich. Ich gebe aber zu bedenken, dass dieses Monitoring ein Monitoring ist, das sich stützt auf gemeldete Vorfälle. Die Erfahrung zeigt, dass eine Vielzahl von, unter Anführungszeichen, kleinen Vorfällen, das heißt insbesondere Vorfällen, wo es nicht zu physischen Übergriffen kommt, erst gar nicht gemeldet. Die Dunkelziffer ist also sehr groß. Ich für meinen Bereich in Graz kann unterstreichen, dass wir es hier mit einem primär linksorientierten und das heißt primär Israel orientierten beziehungsweise muslimischen Antisemitismus zu tun haben. Letztendlich ist es aber auch egal, woher der Antisemitismus rührt, ob rechts-links, oben-unten, muslimisch oder Israel orientiert. Es ist inakzeptabel. Wofür diese Differenzierung allenfalls von Interesse ist, ist wie man die einzelnen Formen bekämpfen kann, weil hier wird man wohl auch differenziert vorgehen müssen.“
Nachspiel
Dass Rosen Schneebergers Vorurteil nicht bestätigte, sondern sogar die Linken (!!!) als Erst-Haupttätergruppe (!!!) und Muslime als Zweit-Haupptätergruppe (!!!) ausmachte, dürfte die ganze Kulturzeit-Redaktion schockiert haben. Schlecht geplant und noch schlechter gelaufen…
Daher: kaum zu fassen, dass das Interview trotzdem auf Kulturzeit ausgestrahlt wurde. –: Eine Autorität an Integrität wie Rosen anzugreifen, ist eben nicht opportun: Selbst wenn sie sich anders äußert als gewünscht/erwartet, empfiehlt es sich nicht, sie gegen sich aufzubringen.
Eben schlecht geplant und noch schlechter gelaufen…