Zur Entstehung des „home grown terrorism“: G. Lustigers Analyse in „Erschütterung“

Frog1(Gila Lustiger, Erschütterung, Über den Terror, München u. Berlin, 2016)

(Bernd Stegemann, Das Gespenst des Populismus. Ein Essay zur politischen Dramaturgie, Berlin, 2017)

Gila Lustiger versucht in Erschütterung die Attentate vom 13. November 2015 in Paris aufzuarbeiten. Über ihre Motivation schreibt sie:

„Ich tat es aus Erschütterung. Weil ich verstehen wollte, was eigentlich geschehen war, was uns da überrollte und was es zu bezwingen galt.“ (7)

Den Ausgangspunkt des islamistischen Terrorismus sieht Lustiger in den massiven Jugendkrawallen in den Banlieues in 2005. Diese Krawalle haben freilich eine lange Vorgeschichte, die bis in die 90er-Jahre zurückreicht. Für Lustiger sind die Krawalle Ausdruck des Protests der Jugendlichen der Vorstädte von Ballungszentren, insbesondere Paris. Lustiger glaubt, dass die gewaltsamen Proteste zunächst (auch in 2005 noch) nicht islamistisch fundiert waren. Das macht sie u.a. daran fest, dass sich die aufgestaute Aggression nur gegen Sachen selbst (nicht als Stellvertreter von Ideologien) und dabei u.a. auch gegen Bibliotheken (als Orte ideologiefreier (weil disparater) Büchersammlungen) richtete:

„Während der Jugendkrawalle 2005 wurden 32 Bibliotheken in Brand gesetzt oder derart verwüstet, dass ihre Bestände weggeschmissen werden mussten. […] Immer wieder [seit 1996] sind die Bibliotheken der Banlieues das Ziel von Attacken.“ (64)

Als Grund für den Hass auf die Bücher und alles Geschriebene erachtet Lustiger das Empfinden der Jugendlichen, dass selbst Bildung ihnen keine Perspektive auf Integration und erst recht nicht auf sozialen Aufstieg ermögliche. Zudem werde die Schriftsprache – und d.h. vornehmlich (aber nicht nur) die französische Schriftsprache – instrumentalisiert, um sie zu knechten. Für die jugendlichen Wutbürger

„symbolisieren [… die Bibliotheken] nicht mehr als eine weitere Demütigung. Viele der Randalierer waren Schulabbrecher, und ihr Hass galt nicht nur dem Buch, sondern auch ganz allgemein dem geschriebenen Wort, das sie als Instrument ihrer Unterwerfung empfanden. Mit Sprache und einer Schriftkultur verbanden die Jugendlichen keine Möglichkeit, ihrem Milieu zu entkommen, sondern vor allen Dingen eins: Bürokratie. Sprache und Schriftkultur, das waren für sie die Formblätter und Formulare der Behörden, die sie auszufüllen hatten, wenn sie zum Arbeitsamt mussten oder zur Krankenkasse, um sich ein ärztliches Attest, eine Bescheinigung oder Arbeitslosengeld zu verschaffen. Sprache, das waren Gebote und Verbote. Nichts anderes als eine weitere Strategie, sie zu zäumen“ und ruhigzustellen. (66; im Original kein Fettdruck)

Waren es zunächst nur Sachen, u.a. Bücher, die als vernichtenswert galten, so richtete sich der Hass in 2015 gegen Personen, insbesondere die Macher einer bestimmten Zeitschrift: Charlie Hebdo. Im Nachhinein bedauert Lustiger, dass diese Gefahr des Umschlags von Sachbeschädigung zu Mord von Staat und Gesellschaft (und auch ihr selbst) nicht gesehen und gegen die (mögliche) Eskalation der Gewalt zu wenig unternommen wurde:

„Waren wir denn alle verblendet? Wieso gab keiner auch nur zu bedenken, dass man dort, wo man Bücher verbrannte, bald auch ihre Autoren ahnden würde? Die Antwort kann nur lauten: Weil keiner von uns die Randalierer aus den Vororten vor dem Tag ernst nahm, an dem ein kiffender Pizzalieferant

[Anmerkung: Im Fall Amri wurde die Überwachung auch deswegen (angeblich??) eingestellt, weil islamistische Selbstmordattentäter Drogenkonsum als haram ablehnten…]

und sein Tellerwäscher von Bruder in die Redaktionsräume einer Zeitschrift stürmten um zwölf Personen zu töten.“ (73; im Original kein Fettdruck)

Die Bücherverbrennungsaktionen als Revolte legen dabei insbesondere Parallelen zur nationalsozialistischen Propaganda nahe, als im Dritten Reich gezielt alles Jüdische in der Reichskultur ausgelöscht werden sollte:

„Bücherverbrennungen hat es in der Geschichte der Menschheit gegeben, seit es Bücher gibt. Und diejenigen, die Bücher auf dem Scheiterhaufen warfen, weil sie sie als ketzerisch erachteten oder als obszön, als häretisch oder als aufrührerisch, als dekadent oder verletzend, bedienten sich, so unterschiedlich ihre Lehren waren, immer der gleichen Erklärungsmodelle: Sie spalteten die Welt auf in Freund und Feind, in Wir und die Anderen, in Höherwertig und Minderwertig, in Gut und Böse.“ (74) „Als die [Kouachi-]Brüder nach dem Attentat zurück zu Ihrem schwarzen Citroën C3 rannten, rief einer der beiden: »Wir haben den Propheten gerächt! Wir haben Charlie Hebdo getötet!«“ (75; im Original kein Fettdruck)

Wie für die Nazis unter Hitler galt/gilt auch in den Banlieues der Jude als das schlechthin Böse. Zudem wird das kapitalistische System, das in den Banlieues als Ausbeutersystem wahrgenommen wird, als seinem Wesen nach jüdisch gebrandmarkt:

Der Jude war [für die Nazis] nicht nur Volks-, sondern auch Klassenfeind. Das Geschwätz vom »jüdischen Kapital«, von einer Weltverschwörung, von jüdischen Spekulanten und Ausbeutern, die nicht nur die Märkte beherrschten, sondern auch die Armen dieses Planeten ausbluten ließen, ist übrigens auch heute in den Banlieues unter muslimischen Underdogs ein weit verbreitetes Vorurteil und einer der Gründe für einen brutalen, virulenten Antisemitismus, der nicht vor Vergewaltigung, Folter und Mord zurückschreckt.“ (90f; im Original kein Fettdruck)

Als Beleg nennt Lustiger den

„Foltermord an dem 23-jährigen Handyverkäufer Ilhan Halimi, der am 20. Januar 2006, knapp ein halbes Jahr nach den Jugendkrawallen, von einer Gang aus der Vorstadt Bagneux […] entführt wurde.“ (91) „Alle Gangmitglieder waren jung, der jüngste von ihnen war gerade einmal siebzehn, fast alle waren sie arbeitslos und Kinder von Immigranten oder Nachfahren von Immigranten aus afrikanischen Staaten und besaßen die französische Staatsbürgerschaft. Sie alle waren orientierungslos, frustriert und verroht und haben sich von radikalislamischer Literatur und deren Predigern aufhetzen lassen. Alle waren sie auf »die Juden« fixiert, von deren imaginärem Reichtum und Erfolg sie sich gedemütigt fühlten.“ (92; im Original kein Fettdruck)

Doch die Politik unternahm, laut Lustiger, nichts, um gegen diese Einstellungen vorzugehen:

„Kollektiv jedoch wurden die Einwandererkinder letzten Endes als unlösbares Problem gesehen. Das Spiel war immer das gleiche: Gewalt in regelmäßigen Abständen, der in regelmäßigen Abständen eine neue Politikstrategie im Kampf gegen Armut und Ausgrenzung folgte, die in regelmäßigen Abständen kritisiert wurde.

      Die Rechtspopulisten malten alle Schrecken einer Überfremdung an die Wand, während die Linken in Ihrem Diskurs gefangen blieben. Was mich [Lustiger], Enkelin eines Kommunisten und Kibbuzgründers, am meisten schmerzt, ist der Realitätsverlust der radikalen Linken. [… Sie sind] schon lange keine verändernde Kraft mehr […]. Sei es, weil sie es nicht geschafft haben, sich zu erneuern, oder, weil sie Realitäten wie auch die wahren Bedürfnisse der Underdogs nicht zu erkennen imstande waren – keine dieser Bewegungen hat die Einwandererindker in den so genannten Klassenkampf einbinden können.“ (105f; im Original kein Fettdruck)

Lustiger kritisiert die politische Linke also ähnlich wie Bernd Stegemann in seinem kürzlich, Anfang 2017, erschienenen Buch Das Gespenst des Populismus. Die Linke könne, so Stegemann,

„die Tragödie von Kapitalismus und Faschismus [nur] verhindern“, (Stegemann, 96) wenn sie „den Antagonismus von Kapital und Arbeit wieder zur treibenden Kraft gesellschaftlicher Veränderungen“ mache. (Stegemann, 102)

Doch im Gegensatz zu Stegemann sieht Lustiger nicht das Kapital, sondern die Selbstreferenzialität und Reproduktion der Elite aus sich selbst heraus als Problem:

„Zu lange schon reproduziert sich die Elite in Frankreich selbst. Seit Jahrzehnten wird das Land von denen gelenkt, die nicht einmal zehn Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen.“ (117; im Original kein Fettdruck)

Mit Stegemann müsste man/frau Lustiger daher vorwerfen, die neoliberalistische Propaganda nicht durchschaut zu haben. Stegemann:

„Nicht die Eliten stehen im Gegensatz zum Volk, sondern die Interessen des Kapitals, das sich hinter ihrer Moral und ihrer Sprache versteckt und das dadurch für das Volk zu einer unangreifbaren Instanz gemacht worden ist.“ (Stegemann, 133)

Stegemanns Kritik ist auch insofern hilfreich, als er Moral und Sprache als abkünftige Modi des Kapitals fasst. Denn nur so wird deutlich, warum Sprache als Herrschaftsinstrument des Alltags erkannt, desavouiert und radikal abgelehnt wurde/wird. Doch der Umschlag von Sprachabkehr und Sprachlosigkeit in gewalttätiges, zerstörerisches Handeln markiert (in der Rückschau) erst eine Zwischenstufe der Eskalation. Denn: „Terror [ist] die radikalste Integrationsverweigerung“ (142)

Als Gegenwaffe empfiehlt Lustiger Humor:

„In einer Ausgabe, die gleich nach den Attentaten erschien, verspotteten die Charlie Hebdo-Karikaturisten mit ihrem üblichen Gespür für das Lächerliche im Menschlichen diese Haltung [„der Pariser […] sich ihrer Lebenslust und ihrer hedonistischen Seite zu versichern.“ (148)] . Auf dem Cover ist ein durchlöcherter, tanzender Mann mit einer Flasche Champagner in der Hand abgebildet. Die haben die Waffen. Wir scheißen auf sie. Wir haben Champagner, steht auf dem Titelblatt.

»Dies ist die einzige Antwort, die wir den Terroristen geben sollten: dass ihr Versuch, Terror auszulösen, vergeblich ist«, erklärte der Redaktionsleiter Riss [Laurent Sourisseau] im Editorial der Ausgabe.“ (149; im Original kein Fettdruck)

Bleibt nur zu hoffen, dass wir unseren Humor nicht verlieren und dass uns in der Integrationspolitik weittragendere Konzepte einfallen…

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Islamunterricht an Berliner Schulen von Koftuchträgerinnen

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(Arbeitsgericht Berlin, Landesarbeitsgericht spricht einer Bewerberin mit Kopftuch als Lehrerin des Landes Berlin Entschädigung zu, Pressemitteilung Nr. 05/17 vom 09.02.2017)

(Berliner Lehrerin erhält Entschädigung, SPIEGEL online, 9.2.2017)

(Hans-Peter Raddatz, Warum ein Kalifat in Europa? Systemische Hintergründe zum Buch von Bat Ye’or, Europa und das kommende Kalifat. Der Islam und die Radikalisierung der Demokratie. Überseztzung, Hintergründe u. Kommentierung v. Hans-Peter Raddatz, Berlin, 2013, IX-XXXV)

Im für Rechtsfreiheit bekannten Berlin (siehe Fall Amri) ist unter Rot-Rot-Grün die „dhimmitümliche Unterwerfung unter den Frieden des Islam“ (Raddatz, XXXIII) weiter auf dem Vormarsch. In der Schadenersatzklage einer Kopftuchträgerin, die in 2016 daran gehindert wurde, an einer Schule des Landes ihren Kopftuch-Islam lehren zu dürfen, revidierte Renate Schaude, Richterin am LAG Berlin-Brandenburg, nun das Urteil der Vorinstanz: Den Islamisten in Land und Bund zum Jubel.

In der Begründung des Gerichts heißt es:

„Das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg hat einer Klägerin eine Entschädigung zugesprochen, die sich mit muslimischen Kopftuch um eine Stelle als Grundschullehrerin beim Land Berlin beworben hat und deren Bewerbung nach ihrer Erklärung, sie wolle ihr muslimisches Kopftuch auch im Unterricht tragen, abgelehnt wurde.

Damit hat das Landesarbeitsgericht die Entscheidung des Arbeitsgerichts Berlin (s. hierzu die Pressemitteilung Nr. 18/16 vom 14.04.2016) abgeändert.

Das Landesarbeitsgericht hat in der Ablehnung der Bewerbung im Zusammenhang mit dem muslimischen Kopftuch eine Benachteiligung der Klägerin im Sinne des § 7 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes gesehen. Das „Berliner Neutralitätsgesetz“ (Gesetz zu Artikel 29 der Verfassung von Berlin vom 27.01.2005, GVBl. 2005, 92) müsse im Hinblick auf die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts vom 27.01.2015 (1 BvR 471/10, 1 BvR 1181/10) und vom 18.10.2016 (1 BvR 354/11) ausgelegt werden. Nach der hiernach vorgegebenen erheblichen Bedeutung der Glaubensfreiheit sei ein generelles Verbot eines muslimischen Kopftuchs ohne konkrete Gefährdung nicht zulässig. Eine konkrete Gefährdung durch die Klägerin mache auch das beklagte Land nicht geltend.

Das Landesarbeitsgericht hat unter Berücksichtigung der Umstände des Einzelfalls eine Entschädigung in Höhe von zwei Monatsgehältern der Lehrerstelle entsprechend 8.680,00 Euro festgesetzt. (AG Berlin; im Original kein Fettdruck)

Man/frau darf wohl davon ausgehen, dass — im Fall keiner weiteren Revision — nun von muslimischer Seite munter drauf los geklagt werden wird bzw. alle zuständigen Personaleinstellungsgremien auf Seite unseres Staats künftig aus Angst Kopftuchträgerinnen als Lehrerinnen prinzipiell nicht mehr abweisen werden. Welchen Islam diese Damen sodann an deutschen Schulen indoktrinieren werden bzw. welche Erwartungen der Gefolgschaft sie an ihre Schülerinnen und Schüler stellen werden, steht außer Frage: Es lebe die staatsalimentierte Koranschulbewegung! Alahu akbar!

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Dhimmi Merkel zu Besuch bei ihrer Majestät, dem Sultan

Frog1(Boris Kálnoky, Erdogans verbale Ohrfeige für Kanzlerin Merkel, WELT online, 2.2.2017)

(Jürgen Gottschlich, Verrat an türkischen Demokraten, taz.de, 2.2.2017)

(Hassan al-Banna, To What Do We Invite Humanity, Muslim Brotherhood, online gestellt: 13.6.2007)

Bat Ye’or, Europa und das kommende Kalifat. Der Islam und die Radikalisierung der Demokratie. Überseztzung, Hintergründe u. Kommentierung v. Hans-Peter Raddatz, Berlin, 2013)

Es erstaunt doch immer wieder, dass Merkel, die nichts dagegen hat, in der EU allseits als Kanzlerin (Europas) anerkannt, hofiert und inszeniert zu werden, abrupt die Rolle wechselt, sobald es um Erdoğan geht. Und so reiste sie (am 2.2.2017) wieder (zum 9. Mal als Kanzlerin) — warum eigentlich?? Wurde sie gar vorgeladen?? — zum Sultan, um — wohl gemerkt: als eine der mächtigsten Frauen der Welt!! — ihm gegenüber in auffällig devoter Haltung den Bückling zu geben.

Pflichtschuldigst leierte sie (auch diesmal) ihre Türkei-Kritik herunter. Und der Sultan lauschte wie stets demonstrativ reserviert, ja gelangweilt. Erst auf das Stichwort islamistischer Terror reagierte er unmittelbar:

„es gebe keinen islamistischen Terror, der Islam sei eine Religion des Friedens und er verbitte sich solche Ausdrücke.

[…]

Da war sie, die Ohrfeige für Merkel vor dem Wahlvolk. Erdogan warf ihr vor, sie verletze mit ihrer Wortwahl alle Muslime. Sie versuchte Erdogan über den Unterschied zwischen „islamisch“ und „islamistisch“ aufzuklären […].

Aber es wirkte kraftlos, verglichen mit Erdogans sultanischer Sentenz, und seine Wähler werden wohl nur verstanden haben, dass er den Islam machtvoll gegen die Ungläubige verteidigte und sie auf ihren Platz verwies.“ (Kálnoky; im Original keine Hervorhebungen)

Welch‘ verheerende Botschaft: Die Kanzlerin, eine Führerin Europas, lässt es zu, öffentlich zum Dhimmi degradiert zu werden und akzeptiert — stillschweigend: da nicht widersprochen — die Sichtweise des Ober-Islamisten Erdoğan.

Doch Frieden, liebe Frau Kanzlerin und all ihr naiv-borniert-dümmlichen Gutmenschen im Land, gibt es im (Muslimbrüder-)Islam nur zwischen Muslimen!! Mehr noch: Muslime sehen sich selbst als per se friedliche Menschen!!: Nicht die Muslime, sondern die Nicht-Muslime sind per se die Aggressoren:

„Überall würde Frieden herrschen, wo immer die Nicht-Muslime dem Ruf des Islam (da’wa) durch Konversion bzw. Unterwerfung folgen. Djihad, so [Bassam] Tibi entzieht sich jeder Kritik, weil er eine Pflicht [!!] zur Erfüllung des Willens Allahs darstellt. Es sind die Nichtmuslime, die […] alle Schuld auf sich ziehen, weil sie durch ihren Widerstand gegen Allahs Willen den Krieg provozieren“. (Ye’or, 6; im Original keine Hervorhebungen)

Hassan al-Banna, Gründer der Muslimbrüderschaft, schreibt über den Dschihad,

all den Nicht-Muslimen zur Warnung:

 Jihad is the means of spreading the Islamic call and of preserving the sacred principles of Islam. This is another religious duty imposed by Allah on the Muslim, just as He imposed fasting, prayer, pilgrimage, alms, and the doing of good and abandoning of evil. He has imposed Jihad upon them, and entrusted them with it. He did not excuse anyone possessing the strength and ability from performing it, for it is a Qur“anic verse which is imperative a warning, and an exhortation which is binding:

‘March forth, light and heavy, and strive with your wealth and your persons in Allah“s way!’

(Surat-at-Tauba (9), ayah 41)

Allah revealed the secret of this entrustment and the wisdom of imposing this on the Muslims, showing them that He selected and distinguished them, above all of mankind, to be the leaders of His creation, His trustees over the Divine Law, and His deputies on His earth, as well as the heirs of His Messenger (PBUH). He made the religion easy for them, perfected His legislation, and made its rules eternal, rendering them applicable to all times and places, so that the world would accept them and humanity would see in them its long awaited and anticipated hope:

‘He has chosen you, and imposed on you no hardship in religion the creed of your father Abraham. He named you Muslims formerly, and in this, so that the Prophet might be a witness against you, and you be witnesses against mankind’

(Surat-al-Hajj (22), ayah 78)

This is a social duty which Allah has entrusted on all Muslims, so that they may be as one battalion, a solid block and a strong force, become the army of liberation to rescue humanity and guide them all to the path.“ (im Original kein Fettdruck)

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Ditib verunglimpft Juden und Christen

Frog1(Jacqueline Dreyhaupt, DITIB, defacto, 29.1.2017)

(Bernd Stegemann, Das Gespenst des Populismus. Ein Essay zur politischen Dramaturgie, Berlin: Theater der Zeit, 2017)

Ditib (Diyanet İşleri Türk İslam Birliǧi) ist bekanntlich Lieblingspartner der Bundesregierung in der Islam-Konferenz, der Initiierung eines interreligiösen Dialogs (u.a. der CDU) mit dem Islam. Ditib gestaltet zudem in 7 (!) Bundesländern den Islam-Unterricht mit.

Was die Ditib-Gemeinden von Juden und Christen und dem Zusammenleben mit ihnen insgeheim halten, wenn sie sich in ihrer Muttersprache, sprich auf Türkisch unterhalten, machen die folgenden Entdeckungen auf den türkischen Seiten der Ditib-Gemeinden deutlich, von denen Jacqueline Dreyhaupt einige in ihrem Bericht für für defacto zitiert.

Zum interreligiösen Dialog mit Juden:

Gemeinde Hassel:

In einem Gebet für Palästina (Filistin‘e Dua) überschriebenen Text lautet eine Zeile:

„Yamyam yahudi ölüm kusuyor Filistin’de“

Zu Deutsch: Der kannibalistische Jude kotzt den Tod in Palästina.

Gemeinde Bad Saulgau:

Fragt nicht nach dem Unterschied zwischen den heutigen und den gestrigen Juden. Es gibt keinen Unterschied. ─ Um die Barbarei der Juden zu beschreiben, werdet ihr nicht die passenden Worte finden können.

Zum interreligiösen Dialog mit Christen:

Gemeinde Möllen:

Das Weihnachtsfest ist eine nach Blasphemie stinkende Tradition der Christen.

Zum interreligiösen Dialog mit Andersgläubigen allgemein:

Gemeinde Bad Kreuznach:

Freundschaft und Beziehungen zu Ungläubigen sind verboten. Wer Allah und Allahs Freunde verlässt und sich in eine Beziehung zu Ungläubigen, Juden, Christen oder Atheisten begibt oder deren Entscheidungen akzeptiert oder deren Bestimmungen gehorcht, ein solcher Mensch trennt sich von Allah.

Stellungnahmen der Bundespolitik:

  • Der Innenminister:

Auf der Homepage des Bundesministeriums des Innern: Schweigen. Zum Stichwort Ditib sind aus den letzten zwei Wochen bislang (Stand: 31.01.2017, 22.00 Uhr): „keine Einträge vorhanden“…

  • Die Integrationsbeauftragte Aydan Özoğuz, pikanterweise Schwester der beiden Autoren des Buchs Wir sind „fundamentalistische Islamisten“ in Deutschland):

… Und da ist Ditib jetzt [!!] in der Bringschuld.

Fazit:

Alles halb so schlimm also. Nur ein paar Einzelfälle… Und das Geschreibsel ist ja ohnehin nur auf Türkisch und geht nicht Türkischsprechende damit eigentlich gar nichts an… Und überhaupt: Wieso immer diese total überzogene Kritik am Islam??

Noch dazu, wo man/frau doch wissen müsste: Zuviel Kritik schadet und muss unterbleiben, da sie NUR der AfD helfe:

„Der rechte Protest macht der liberalen Politik [die nach dem Ende der Geschichte (Fukuyama) von der Politikelite unseres Landes zudem gern als per se alternativlos behauptet wird] das überraschende Geschenk, jede Kritik als latent faschistisch abwehren zu können.“ (Stegemann, 49)

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Toleranz für Nikab??

Frog1(Lena Greiner, Was tun, wenn eine Schülerin Nikab trägt?, SPIEGEL online, 30.9.2016)

(Schülerin darf Niqab trotz Verbot tragen, ndr.de, 5.11.2016)

„Eine Schülerin kommt jahrelang vollverschleiert in den Unterricht. Nach drei Jahren – das [mittlerweile 16-jährige] Mädchen ist mittlerweile in der zehnten Klasse – schaltet die Schulleitung der Johannes-Vinke-Schule in Belm bei Osnabrück in diesem Spätsommer [2016] die Behörden ein.“ (Greiner; im Original kein Fettdruck)

Warum erst jetzt??

„Erst als sie [Ute Haehnel, die Schulleiterin der Oberschule in Belm] im August auf den Fall einer 18-jährigen Schülerin aus Osnabrück aufmerksam geworden war, die ebenfalls mit einem Niqab zur Schule kam, wendete sie sich an die Niedersächsische Schulbehörde. Im Fall der 18-Jährigen hatte das Osnabrücker Verwaltungsgericht eine Teilnahme am Unterricht mit Niqab untersagt.“ (ndr; im Original kein Fettdruck)

Doch wer will schon vor Gericht, noch dazu vor ein Gericht, das so böse urteilt: Vorurteile gegen den Nikab hegt, obwohl der doch halāl ist. Also: versuchte man/frau es zunächst mit drei Weisen:

„Das Kultusministerium, die Landesschulbehörde und der Verfassungsschutz sind nun mit dem Fall beschäftigt. Das Ziel: eine „Verhaltensänderung“ bei der schulpflichtigen Jugendlichen zu erwirken.“ (Greiner; im Original kein Fettdruck)

Welch‘ Ehre!! Gleich drei Spitzenbehörden des Staats wurden also (laut SPIEGEL) mit dem Fall befasst….

Doch, wie nicht anders zu erwarten, gab es auch reichlich Widerspruch durch die Toleranz-Apologeten:

„Ein Verbot der Vollverschleierung ist der vollkommen falsche Weg“, sagte GEW[Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft]-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann“. (zitiert nach Greiner; im Original kein Fettdruck)

Und was war denn nu‘ das Ende vom Lied?? –:

Parturient montes, nascetur ridiculus mus.

Es kreißten die Berge und gebaren: (nur) eine possierliche Maus ––, hieß es einst bei Horaz.

Doch jetzt, oh Wunder, nicht ‘ne Maus / vielmehr ein Freifahrtschein sprang raus. Trara!

„Nun hat der Kultusausschuss des Landtags sich eingeschaltet und entschieden: Die junge Frau darf ihren Niqab, der nur einen Schlitz für die Augen frei lässt, weiter tragen. Man wolle sie nicht dazu zwingen, den Schleier abzulegen, erklärte Staatssekretärin Erika Huxhold. Und das obwohl die Schülerin mit der Vollverschleierung gegen das niedersächsische Schulgesetz, die niedersächsische Verfassung und gegen das Grundgesetz verstoße.“ (ndr; im Original kein Fettdruck)

Das nennt man/frau – sofern denn „normal“-Deutsche betroffen wären – gemein hin Rechtsbeugung. Doch hier geht es ja um höhere Güter: Um Gottes-Gebote der Wahren Religion!! Klar, dass da, wenn zu befürchten ist, dass das Gericht nicht willig ist/sein könnte, der Gesetzgeber selbst gefordert ist nachzuhelfen. Alahu akbar!!

Welche ähnlichen Fälle gab es in der Vergangenheit?

Laut Schulbehörde gab es – inklusive des aktuellen Falls der Zehntklässlerin – in Niedersachsen bislang fünf Fälle, in denen Schülerinnen vollverschleiert zum Unterricht erschienen. Dreimal seien die Mädchen in Gesprächen davon überzeugt [!!] worden, die Vollverschleierung abzulegen.

In dem anderen Fall hat das Verwaltungsgericht Osnabrück kürzlich entschieden, dass ein Abendgymnasium eine Nikab-tragende Schülerin abweisen darf. Allerdings habe hier durchaus die Chance bestanden, dass das Gericht im Sinne der Schülerin entschieden hätte, hieß es hinterher. Die Schülerin war jedoch nicht vor Gericht erschienen – obwohl der Richter ihr persönliches Erscheinen angeordnet hatte, weil er mehr zu ihren religiösen Motiven erfahren wollte.

[: um ihr Recht geben zu können, darf vermutet werden. Denn wenn an deutschen Gerichten selbst Kinderehen geschlossen werden dürfen (siehe: Urteil des OLG Bamberg), warum dann nicht auch mit richterlichem Segen Vermummungskleider akzeptiert?? – Wie wir mittlerweile wissen, durfte ja auch Schatziputzi Amri mit Drogen dealen, mehrere Identitäten führen, unrechtmäßig Sozialhilfe abkassieren…]

Weitere prominente deutsche Fälle, in denen verschleierte Frauen für Kontroversen gesorgt hatten:

  • Im April 2014 versuchte eine muslimische Schülerin ebenfalls erfolglos, sich vor Gericht einen Platz an einer staatlichen Berufsoberschule in Bayern zu erstreiten. Die Schule hatte ihre Aufnahme widerrufen, weil die Schülerin im Nikab zum Unterricht hatte kommen wollen. Der Schleier verhindere jedoch eine offene Kommunikation, urteilte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof in München.

 

  • Im Mai 2014 verbot die Universität Gießen einer Studentin, im Ganzkörperschleier Vorlesungen oder Seminare zu besuchen. Ein angemessener wissenschaftlicher und akademischer Diskurs sei durch ihre Verschleierung nicht möglich. Die Studentin stimmte zu, bei Uni-Veranstaltungen und Prüfungen keinen Nikab zu tragen.

 

  • Im Jahr 2006 hatte eine Bonner Gesamtschule zwei Elftklässlerinnen für zwei Wochen vom Unterricht ausgeschlossen, nachdem sie nach den Ferien plötzlich im Nikab zur Schule gekommen waren. Eine Schülerin verzichtete daraufhin wieder auf den Schleier, die andere meldete sich von der Schule ab.“ (Greiner; im Original kein Fettdruck)

Fazit:

O wie schön, dass es auch: sprich noch Richter in Deutschland gibt, die (bislang zumindest) nicht ins Lager der vor der Scharia Kapitulierten zählen…

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G. Kepel zum Ursprung des Begriffs „haram“

Frog1(Gilles Kepel u. Antoine Jardin, Der Terror in Frankreich. Der neue Dschihad in Europa, Aus dem Französischen von Werner Damson, München, 2016)

„Das Wort »Marrane« kommt aus dem spanischen marrano, was Schwein bedeutet, das wiederum aus dem arabischen Wort mahram stammt und laut Scharia haram, nicht erlaubt ist“. (267)

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G. Kepels Kritik an E. Todd

Frog1(Gilles Kepel u. Antoine Jardin, Der Terror in Frankreich. Der neue Dschihad in Europa, Aus dem Französischen von Werner Damson, München, 2016)

(Emmanuel Todd, Wer ist Charlie?, Die Anschläge von Paris und die Verlogenheit des Westens, Aus dem Französischen von Enrico Heinemann, München, 2016)

im dritten, letzten Teil seines Buchs Terror in Frankreich, der den Titel trägt

#CharlieCoulibaly“,

geht der derzeit wohl profilierteste Islamismus-Experte, Gilles Kepel, ausführlich auf Emmanuel Todds Wer ist Charlie? ein.

Kepel stimmt Todd lediglich darin zu, einen – wenn auch zu wenig fundierten – Debattenbeitrag geleistet zu haben:

„Emmanuel Todd wird seiner Rolle gerecht, wenn er den schwachen Konsens vom 11. Januar kritisch auseinandernimmt, und auch sein Beitrag zu der Debatte über die Bruchlinien in der französischen Gesellschaft ist durchaus zulässig als Analyse eines kritischen Intellektuellen.“ (268)

Kepels Kritik an Todds Buch ist dem entsprechend fundamental, vielschichtig und umfasst folgende Aspekte:

  • Todds Außerachtlassen der Terrorakte als Ursache der Großdemonstration Je suis Charlie vom 11.1.2015

Kepel kritisiert Todd dafür, in seine Gesellschaftsanalyse nur die Auswirkungen, nicht aber die Ursachen –: die Terrorakte der Islamisten – einbezogen zu haben:

„Problematisch aber war, dass die Grundlagen seiner [von Todds] Überlegungen völlig im Dunkeln blieben.“ (268)

 

„Der Autor [Todd] geriet auf Abwege, als er bei einer Thematik von solcher Tragweite die Ursache eines Ereignisses ausblendete und einzig und allein seine Auswirkungen untersuchte.“ (268)

Genauer:

„Todd blendet die Analyse der von den Brüdern Kouachi und von Amedy Coulibaly verübten Mordserie vollständig aus und ist in seinem Denken wie besessen von der Demonstration am Sonntag, dem 11. Januar“ 2015. (287f; im Original kein Fettdruck)

  • Todds Gesellschaftskritik des Bürgertums: Laizismus als kaschierte Islamophobie

Für Todd

„war der Impuls für die Demonstration vom 11. Januar das genaue Gegenteil einer großherzigen Neugründung der Republik aus einer kollektiven Auflehnung gegen den dschihadistischen Terrorismus […]. Für ihn kam darin ein aggressiver Laizismus zum Vorschein, der sich die »Islamophobie« auf die Fahnen geschrieben hatte. Die französischen Eliten hätten durch eine ideologische Beeinflussung die Mittelschicht manipuliert und sie überredet, auf die Straße zu gehen im Sinne einer Stigmatisierung der Muslime als Sündenbock. Diese seien nun nachdrücklich aufgefordert, ihren Propheten zu verfluchen und sich damit als echte Franzosen auszuweisen, ganz so wie in Zeiten der Inquisition, als nach der Reconquista zwangskonvertierte iberische Juden, die Marranen, gezwungen wurden, Schweinefleisch zu essen, um sicher zu gehen, dass sie dem Judentum abgeschworen hatten.“ (267; im Original kein Fettdruck)

  • Todds ressentiment-behaftete Fassung des Begriffs Zombie-Katholiken

Der Begriff

„»Zombie-Katholiken«, wie Todd die entchristlichten Menschen der Gegenwart nennt,“ (269; im Original kein Fettdruck)

  • Todds (empirisch unzureichend fundierte) Konstruktion des Zombie-Katholikentums

Die Großdemonstration vom 11.1.2015

„war in seinen [Todds] Augen eine Veranstaltung von »Zombie-Katholiken« der Mittelschicht zur Proklamation ihrer Islamphobie, die jetzt als Ideologieersatz für den angeblichen atavistischen Antisemitismus der französischen Eliten dient.“ (288)

 

„Erkundigungen, die zu Fuß im Nahen Osten, im Maghreb und in unseren Vorstädten durchgeführt werden, sind anstrengender als sozio-historische Gedankenspiele rein, die auf Landkarten französische Orte mit angeblichen »Zombie-Katholiken« verzeichnen, die den Islam ekelerregend fänden.“ (268f; im Original kein Fettdruck)

  • Todds dialektische Neuzuordnung, sprich kommunistische Uminterpretation des Islam

Todds antichristliches Ressentiment scheint politisch motiviert zu sein:

„Emmanuel Todd geht von seiner »jüdisch-bolschewistischen« Selbstdefinition aus“(287).

 

„Todd war in seiner Jugend kommunistischer Aktivist. Er wie auch ein Teil der französischen Linken und Linksextremisten standen dem Verschwinden des Kommunismus, des einstigen Geburtshelfers einer strahlenden Zukunft der Menschheit, ebenso fassungslos gegenüber wie der Hinwendung der Arbeiterschaft zum Front National. Sie es essentialisierten daher »die Muslime« und übertrugen Ihnen die Tugenden des »Proletariats« von früher, wobei Todd seine bolschewistische Vergangenheit zu Hilfe kam. Seine Bezeichnung des Islam als »Religion der Schwachen«, auf welche die Demonstranten vom 11. Januar die Pflicht zu spucken hätten, verweist darauf, dass das Moralisch-Religiöse weiterhin an der Stelle von Politik stand, wie es schon zu Beginn in Iranischen Revolution von 1978 bis 1979 der Fall gewesen war: Den Ausdruck »Schwache« […] benutzte […] der Ideologe Ali Shariati, um die marxistische Formulierung von den »Unterdrückten« in islamische Kategorien zu übersetzen.“ (270; im Original kein Fettdruck)

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Das Lob der Peitsche: Bei Anhängern Jesu‘ wie „Parteigängern Alis“

Frog1(Stephen Greenblatt, Die Wende. Wie die Renaissance begann, Aus dem Englischen von Klaus Binder, 72011, München)

Was Stephen Greenblatt über die Katholiken schreibt, gilt insbes auch für die Schiiten. Beider Helden starben als Märtyrer und wurden und werden als solche verehrt und immer wieder aufs Neue wiedererinnert: In der imitatio passionis:  

„Tausend Jahre hatte es gedauert, um den Kampf zu gewinnen und der Suche nach Schmerz und Unlust zum Sieg zu verhelfen. »Ist nicht unser Erlöser nach dem Bericht des Evangeliums selbst ausgepeitscht worden?« Diese Frage hielt [Petrus] Damiani seinen Kritikern entgegen, wenn diese das Lob der Peitsche in Frage stellten. Wurden nicht auch die Apostel, viele Märtyrer und Heilige gegeißelt? Gab es einen besseren Weg, ihren Fußspuren zu folgen, eine erfolgversprechendere Methode, Christus nachzufolgen, als die Schläge zu erdulden, die er erlitt? Natürlich waren es, das räumte auch Petrus Damiani ein, im Falle des glorreichen Vorgängers und auch der Märtyrer Dritte, die Peitsche oder Stock schwangen. Aber in einer Welt, in der das Christentum gesiegt hatte, müssten die Gläubigen das Peitschen selbst erledigen. Andernfalls nämlich bliebe nichts übrig von Traum und Lehre von der imitatio Christi“. (117f; im Original kein Fettdruck)

Katholiken und Schiiten eint (nicht nur) ihre Liebe zur Selbstgeißelung: statt Fremdgeißelung (z.B. durch Selbstmordattentate )…

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Göttliche Vorsehung: Nur Froschgesang

Frog1(Stephen Greenblatt, Die Wende. Wie die Renaissance begann, Aus dem Englischen von Klaus Binder, 72011, München)

„Wie konnte jemand, der auch nur über einen Funken Verstand verfügte, an die Idee der Vorsehung glauben, an diese kindische Vorstellung, die jeder vernünftigen Erfahrung und Beobachtung Erwachsener widersprach? Christen konnten nichts anderes sein als ein Rat von Fröschen, die in ihrem Teich hocken und mit allem, was ihre Lungen hergeben, quaken: »Für unser Heil wurde die Welt erschaffen.«“ (108; im Original keine Hervorhebung)

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320 v. Christus: Die Juden werden Teil europäischer Geschichte

Frog1(James Romm, Der Geist auf dem Thron. Der Tod Alexanders des Großen und der mörderische Kampf um sein Erbe, Aus dem Englischen von Karl Heinz Siber, München 2016)

James Romm datiert den Einzug der Juden in die europäische Geschichte auf die Zeit der Eroberung Jerusalems durch Ptolemaios (320 v. Chr.). Ausdrücklich weist er dabei darauf hin, dass die Juden damals aufgrund des Sabbat-Gebots keinen Widerstand leisteten. Zudem betont er die Bedeutung jüdischen Einflusses auf die Entwicklung Alexandrias als (Kultur-)Hauptstadt Ägyptens unter Ptolemaios:

„Ptolemaios [wusste] eine Menge über die Juden, genug, um deren eigene religiöse Praktiken gegen sie zu verwenden. Er hatte erfahren, dass ihr Kalender in Wochen zu je sieben Tagen eingeteilt war und dass es in jeder Woche einen Sabbat gab, an dem jegliche Arbeit ruhte und auch das Tragen von Waffen untersagt war. Ptolemaios plante deshalb, seinen Einmarsch in Jerusalem auf einen Sabbat zu legen. Die Juden hielten sich an ihre alten Vorschriften und rührten keine Hand gegen ihn. Ptolemaios feierte einen unblutigen Sieg und erweiterte sein Herrschaftsgebiet um eine reiche neue Provinz. Alexandria, Ptolemaios‘ neue Hauptstadt, begann sich mit jüdischen Gefangenen und Migranten zu füllen und wurde bald das pulsierendste Zentrum jüdischen Lebens außerhalb Jerusalems.

 

So hielten die Juden Einzug auf der Bühne der europäischen Geschichte: als fromme Toren, die ein Feldherr Alexanders besiegte, weil sie nicht gegen die Gesetze von Moses verstoßen wollten.“ (208; im Original keine Hervorhebungen)

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