(Giovanni di Lorenzo, Die Allmacht der Grünen, ZEIT, 22.9.2016, 1)
(Julia Löffelholz, Wirklich alles unter Kontrolle?, ZEIT, 22.9.2016, 5)
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Ja, was ist denn da passiert?? Gutmensch Giovanni di Lorenzo zeigt ansatzweise Verständnis für AfD-Wähler:
„Es kann also niemanden ernsthaft verwundern, dass schon lange Raum frei geworden war für eine neue politische Gruppierung, die nun selbst im rot-alternativen Berlin aus dem Stand fast so viele Stimmen holte wie die Grünen. Die haben mit der Rettung unserer Welt immer noch ein Menschheitsthema auf ihrer Seite, aber die AfD bedient sich eines nicht minder starken Menschheitsreflexes: der Abwehr des Fremden, der Überforderung durch zu viel Neues.“ (im Original kein Fettdruck)
Di Lorenzos Ausgangspunkt ist eine Überlegung, die in diesem Zusammenhang — zunächst — zumindest unerwartet kommt:
„Es gibt einen roten Faden, der den kommunistischen Theoretiker Antonio Gramsci, die Grünen, Angela Merkel und die AfD miteinander verbindet“. (im Original kein Fettdruck)
Genauer:
„Wenn eine Gruppe die Macht wolle, argumentierte Gramsci in seinen berühmten Gefängnisheften, müsse sie zuvorderst den Kampf um die Köpfe gewinnen, ihre Weltanschauung müsse sich zum Beispiel in der Presse, in den Schulen, in der Kirche, bei den Intellektuellen als die überzeugendste durchsetzen.
Diese Theorie machte unter dem Begriff »kulturelle Hegemonie« eine steile Karriere, auch wenn Gramsci selbst ihn nie verwendet hatte.“ (im Original kein Fettdruck)
Die derzeit manifeste Hegemonie sei grün:
„Bis heute sind die Grünen eine kleine Partei geblieben, aber ihre Anliegen haben das ganze Land politisch und gesellschaftlich durchdrungen.“
Man/frau denke nur an Merkels Kehre: Atomausstieg, Ende der Wehrpflicht…
„Parteipolitisch erklärt das, warum die Grünen heute mit so gut wie jedem koalieren können“.
Doch im Untergrund rumort(e) es:
Es „gab […] Immer auch Menschen, die das alles mit Unverständnis, mit Ratlosigkeit und schließlich mit wachsender Wut zur Kenntnis nahmen. Es fanden sich für sie zwar Ventile, etwa im Netz, aber kein nennenswertes politisches Sprachrohr.“
Mit Pegida und AfD brach sich das Unbehagen bahn, eruptierte und wurde sichtbar:
„Eine Gegenhegemonie, um noch einmal auf Gramscis Theorie zurückzukommen, breitet sich aus, die lange unvorstellbar schien: der Vormarsch populistischer und rechter Bewegungen überall in Europa, inzwischen auch in unserem Land.“ (im Original kein Fettdruck)
Auslöser waren und sind die diversen Krisen: Zuletzt und am wirkmächtigsten die unkontrollierte und ungezähmte Flutung Deutschlands mit Illegalen aus den faield states des Orients, vornehmlich sunnitischer Provenienz:
„Das Ganze geriet erst aus den Fugen, als ausgerechnet die Verkörperung konservativer Vernunft, nämlich die CDU-Kanzlerin, die Grenze für Flüchtlinge öffnete – wie sie in dieser Woche selbst einräumte: zeitweilig
[Welch Euphemismus!! Nur vier Seiten weiter heißt es in derselben Ausgabe der ZEIT: „Die ZEIT hat in Bayern recherchiert […]. Das Ergebnis: Es wird [an den Außengrenzen] kontrolliert, aber [selbst derzeit] nur ein bißchen.“ (5)]
unkontrolliert. Und plötzlich gab es im Parlament keine einzige Partei mehr, die zu dieser Entscheidung in Opposition stand.“
Die AfD als Sammelbecken der sprachlos Unzufriedenen:
Die AfD „ist […] eine Herausforderung für das ganze Parteiensystem geworden: Sie enttabuisiert, sie radikalisiert, sie vergiftet, aber sie stellt auch einige Fragen, die sich die Etablierten gefallen lassen und die sie beantworten müssen, wenn sie zu alter Stärke zurück finden wollen.“
So ist es. (siehe u.a. Merkels Mammutaufgabe) Doch so lange (fast) all unsere Meinungsmacher sich in ihrer grenzenlosen Selbstgefälligkeit und Selbstbeweihräucherung als die Kämpfer gegen das total Böse gegenseitig abklatschen und bejubeln, wird die Wut der als schlechthin bös‘ verteufelten andern nicht verschwinden, im Gegenteil: Sie wird wachsen…